Serienkritik: DEXTER – Season 1

dexter1_01Im August beim Flo die erste Staffel gewonnen, im November die zweite Staffel geschenkt bekommen – Ende Februar die erste Staffel gesehen. Gut Ding will Weile haben, und zum einen bereue ich jetzt ein wenig, so lange mit der Sichtung gewartet zu haben, zum anderen bin ich froh, die Serie nicht zwischendurch peu à peu weggeguckt zu haben, sondern im Grunde übers Wochenende mehr oder weniger an einem Stück. Und im Fernsehen wäre das eh nichts für mich gewesen – mit Zwangspausen, womöglich mit Werbung dazwischen, unregelmäßige Ausstrahlungstermine – „Dexter“ will am Stück gesehen werden, ist es doch kein gewöhnliches Crime-Procederal.


Denn Dexter Morgan ist auch kein gewöhnlicher Mann. Oberflächlich betrachtet schon: Zusammen mit seiner Schwester Debra arbeitet er bei der Polizei in Miami, sie als Detective, er bei der Spurensicherung als Blutanalyst. Er lebt in einer Beziehung mit der alleinerziehenden Mutter Rita und ist überhaupt ein ganz netter Kerl. Doch schaut man ein wenig unter die Oberfläche, tun sich Abgründe auf: Dexter ist ein emotionsloser Soziopath und Serienkiller, der die zur Strecke bringt, die vom Rechtssystem nicht gefasst werden können. Alles andere ist nur eine Tarnung, um nicht von der Gesellschaft erkannt zu werden. Das geht auch lange gut – bis der sogenannte „Kühl-Laster-Killer“ Miami unsicher macht. Er scheint Dexter genau zu kennen – und beginnt ein Spiel mit ihm…

In manchen Ländern der Welt gibt es ja noch die Todesstrafe. Menschen, die eines schweren Verbrechens (oftmals Mord) für schuldig befunden werden, werden zur Strafe getötet. Das ist in diesen Ländern dann ok. Staatlich geprüfter Mord. Im Grunde macht Dexter es nicht anders: Auch er tötet Menschen, die es im Grunde nicht anders verdient haben, nur dass ihm die offizielle Lizenz dafür fehlt. Das kann man moralisch für nicht einwandfrei halten, und das ist es ja auch nicht – aber das ist die Todesstrafe auch nicht. Und „Dexter“ ist Fiktion. Und außerdem, wenn es sich auch wie eine billige Ausrede anhört: Dexter kann auch nicht anders, da er als Soziopath ohne Gefühle den Drang dazu verspürt. Zumindest lenkt er diesen Drang in eine halbwegs akzeptable Richtung.

Im Grunde ist „Dexter“ also eine Serie, dessen Hauptperson einem nicht sympathisch sein darf. Ein Serienmörder, der eine ganze Serie tragen soll? Mit Sicherheit hat die Prämisse der Serie der FSK schlaflose Nächte bereitet, für den ein oder anderen Jugendschützer wird eine Welt zusammengebrochen sein. Aber genau das macht den Reiz dieser Serie aus. Ein Held, der keiner ist, keiner sein darf, der aber tut, was vielleicht jeder in seinen dunkelsten Träumen auch tun würde (womit ich dann auch geschickt den Original-Titel der Romanvorlage mit eingebaut hätte).

„Dexter“ infiziert unbemerkt. Keine gewöhnliche Krimiserie, bleiben die Geschichten, auch die der Nebendarsteller, doch angenehm auf dem Teppich. Der schlimmen deutschen Synchro zum Trotz, können auch die Darsteller überzeugen, neben Michael C. Hall natürlich Julie Benz, die ich zuletzt mit Reißzähnen im Schulmädchen-Outfit gesehen habe, die aber als Dexters Freundin und leidgeplagte alleinerziehende Mutter zu glänzen vermag. Einziger Wermutstropfen zumindest dieser ersten Staffel ist Dexters Schwester Debra, die ich ganz furchtbar finde, und ich kann nicht ausschließen dass das an Jennifer Carpenter liegt. Eine ganz schlimme, vulgäre Person, die so gar nicht in die Serie passen mag und unnötig anstrengt. Ich mein, wenn sie doch wenigstens gut aussehen würde.

Wie eingangs gesagt, ich hätte der Serie schon sehr viel früher eine Chance geben sollen. Nichts desto trotz bin ich froh, es überhaupt mal getan zu haben, wäre mir ansonsten doch ein echtes Serienhighlight entgangen. Sollte es also noch jemanden da draußen geben, der die Serie noch nicht kennt (wobei ich fürchte, ich war der letzte): Unbedingt anschauen!
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18 Kommentare

  1. Denis · Februar 27, 2013

    Die erste Staffel war grandios… Staffel 2 war gut. Staffel 3 furchtbar. Staffel 4 genial. Staffel 5 gefiel mir auch sehr gut. Staffel 6 war eine absolute Katastrophe. Und Nummer 7 fing stark an und nahm rapide bis zum totalausfall ab. Bereite dich also auf eine Achterbahnfahrt vor. 🙂

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  2. Florian Lieb (@Flo_Lieb) · Februar 27, 2013

    Staffeln 1, 3 und 5 sind ganz groß, 2 & 4 immer noch gut, 6 & 7 zuletzt eher durchschnittlich.

    Dexters Schwester Debra (…) Eine ganz schlimme, vulgäre Person, die so gar nicht in die Serie passen mag und unnötig anstrengt. Ich mein, wenn sie doch wenigstens gut aussehen würde.

    Dem kann ich in voller Gänze und in allen Belangen nicht zustimmen. Ich finde Debra dufte, aber ich mag bis auf LaGuerta eigentlich alle Figuren. Insbesondere aber Debra und Masuka. Und optisch gefällt mir die Carpenter auch.

    Schön, dass sie (die Serie) dir aber dennoch gefallen hat 🙂

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  3. Couchmonster · Februar 27, 2013

    @flo so unterschiedlich können Geschmäcker sein. Geil. 🙂

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  4. Xander · Februar 27, 2013

    Also bei Staffel 2 & 5 seid Ihr Euch hier mehr oder weniger einig – bei den anderen werde ich mich in Zukunft einfach mal überraschen lassen. Erst mal sehen, wann das zweite Dexter-Wochenende stattfindet.

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    • kulii · Februar 27, 2013

      Was Staffel 2 angeht stimme ich auch zu…

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  5. kulii · Februar 27, 2013

    Ich bin gerade mitten in der 4. Staffel und bin froh mich auf die Serie eingelassen zu haben. Bis jetzt fand ich die 1. Staffel auch mit abstand am besten aber es ist ja noch raum nach oben. Viel Spaß auf jeden Fall mit dem Rest

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    • Xander · Februar 27, 2013

      Danke! Werde ich wohl haben, denke ich.

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    • Xander · März 4, 2013

      Na dann bin ich mal gespannt. Vielen dank erst mal!

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  6. bullion · Februar 27, 2013

    Mein Neid ist dir sicher. Die erste Staffel habe ich damals auch fast am Stück geschaut und wurde wahrlich exzellent unterhalten. Mir haben alle Staffeln inkl. 5 recht gut gefallen, ab der 6. ging es dann aber merklich Berg ab… hast also noch einiges vor dir 🙂

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    • Xander · Februar 27, 2013

      Bis ich bei Staffel 6 bin wird auch noch einige Zeit vergehen. Und wenn dir alle Staffeln zumindest bis dahin gefallen, bin ich optimistisch 😉

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  9. Wulf | Medienjournal · März 6, 2013

    Verdammt, die 6. Staffel ist die, die als nächste vor mir liegt und beinahe einhellig bescheinigen hier nun alle, dass es „merklich Berg ab“ geht bis hin zur „absoluten Katastrophe“… da bin ich ja mal gespannt, wie ich den Fortgang der Geschichte dereinst aufnehmen und bewerten werde.

    Ich wünsche dir lieber Xander bis dahin erst einmal weiterhin viel Spaß bei der Sichtung (auch der Bücher). Ich halte es da ansonsten auch allgemein wie bullion, so dass die Staffeln zwar unbestreitbar unterschiedlich gut sind, nie jedoch wirklich schlecht, also bilde dir ruhig dein eigenes Urteil! Und mein Neid sei dir ebenso gewiss, ganz so wie ich auf bullions Sichtung von „Six Feet Under“ neidisch war, weil diese bei mir ebenfalls schon einige Zeit zurückliegt und mich nachhaltig begeistern konnte, inklusive Michael C. Hall – also deutliche Parallelen zu „Dexter“.

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    • Xander · März 6, 2013

      Wie gesagt – bis ich bei der sechsten bin, wird noch einige Zeit vergehen, insbesondere weil ich die weiteren Staffeln ähnlich wie jetzt die erste mehr oder weniger am Stück sehen will – und dafür muss sich erst mal ein Zeitfenster finden.

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