Kritik: SHUTTER ISLAND [2010]


Review enthält Abschnitte, die als Spoiler verstanden werden könnten

Ein kurzer Blick in die Wikipedia hat bestätigt mir, was ich befürchtete: Bis auf den sehr guten Departed habe ich noch keinen Film von Martin Scorsese gesehen. Das dies eventuell ein Fehler ist, zeigt aber auch schon ein Blick in seine Filmographie, sind mir Filme wie Taxi Driver, Good Fellas oder Gangs Of New York doch durchaus ein Begriff. Shutter Island heißt nun also sein neuester Film, wieder spielt Leonardo DiCaprio mit und dieses Mal hatte ich nicht vor, meine Unkenntniss weiter voran zu treiben. In der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Dennis Lehane ist allerdings nicht immer alles so, wie man zu Beginn glaubt…

Edward Daniels, US-Marshall, wird mit seinen Partner Chuck Aule auf die Insel Shutter Island gebracht. Sein Auftrag: Das Verschwinden der Patientin Rachel Solando aus der Nervenheilanstalt für geisteskranke Schwerverbrecher aufklären. Das sich der Mörder seiner Frau, Andrew Laeddis, ebenfalls auf der Insel aufhalten soll, kann Daniels dabei nur recht sein. Während seiner Ermittlungen kommt ihm zudem ein schwerwiegender Verdacht: Im Leuchtturm auf Shutter Island werden an den Gefangenen medizinische Experimente durchgeführt…


Der Film macht es einem wirklich nicht leicht, versprach der Trailer doch in meinen Augen einen etwas anderen Film, als dieser es dann letztendlich eingehalten hat. Ich hatte einen düsteren Horrorthriller erwartet, in dem eventuell der Leiter der Anstalt selber nicht ganz dicht ist und alle völlig am Rad drehen. Stattdessen wurde aus Shutter Island ein stellenweise doch eher behäbiger Psycho-Thriller, bei dem man nie ganz genau weiß, ob die technischen Schwächen jetzt Absicht sind oder mangelnde Sorgfalt dokumentieren. Selten habe ich schlechtere Greenscreen-Sequenzen gesehen, auch wenn sich diese rückblickend eventuell inhaltlich erklären lassen könnten. Doch da glaub ich nicht dran. Da diese Szenen dann auch noch zu Beginn des Films gemeinsam mit einem doch mehr als nur seltsam erscheinenden Score auftreten, wirken sie lange nach und schmälern den Gesamteindruck des Films doch ziemlich.

Bei DiCaprio, so gut er auch spielen mag, wirkt bei mir leider immer noch Titanic nach. Ich kann ihn mir beim besten Willen nicht so wirklich als coolen US-Marchall vorstellen. Irgendwie wirkt er auf mich nur wie ein dicklicher Junge, der Polizist spielen darf. Davon einmal abgesehen, spielt er seine Rolle ganz gut, was aber auch nicht schwer ist, da niemand aus dem restlichen Ensemble so wirklich heraussticht. Es ist allerdings auch niemand in der Position, um herauszustechen, dreht sich der Film doch zum Großteil um Edward Daniels.

Storytechnisch war ich jedoch am meisten enttäuscht. Ohne hier jetzt viel spoilern zu wollen: Im Grunde war mehr oder weniger abzusehen, dass es so kommen könnte – immer mit der Hoffnung verbunden, dass es dann doch ganz anders wird. Dazu kommt dann noch, dass man zu Beginn noch nicht mal so wirklich weiß, wo die Reise hingehen soll – die Suche nach Rachel, die Erinnerungen an seine Frau, an die Befreiung von Dachau (im tiefsten Winter?) – all das wirkt recht zusammenhangslos und zumindest die Dachau-Geschichte bleibt ohne tiefere Relevanz. Bis sich dann die Hauptgeschichte entwickelt, vergeht also einige Zeit, in der der Zuschauer doch recht emotionslos dem Treiben zusieht.

Shutter Island macht nicht wirklich viel aus seinen Möglichkeiten, was schade ist. Man hätte die Geschichte mit Sicherheit straighter und mit technisch ausgereifteren Mitteln erzählen können. Vielleicht fehlte mir da ja auch, um es mal so zu sagen: der Zugang zu dem Film. Aber so richtig begeistert bin ich nicht.

17 Kommentare

  1. greno · März 3, 2010

    Zitat: „zumindest die Dachau-Geschichte bleibt ohne tiefere Relevanz.“

    Schlussfolgerung: Film nochmal gucken und versuchen ihn zu verstehen! Dann neuen Blog schreiben…

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    • Xander · März 3, 2010

      Bist du verrückt, ich schreib doch nicht den ganzen Blog neu! 😉

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  2. streni · März 3, 2010

    Genau ich stimme greno zu:D

    Zitat:“ Bei DiCaprio, so gut er auch spielen mag, wirkt bei mir leider immer noch Titanic nach“

    Was ist das denn für eine Kritik? Als wäre die Rolle bei Titanic seine Einzige gewesen -.-

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    • Xander · März 3, 2010

      Na, dann hab ich halt nicht genug aufgepasst, siehe aber vorletzter Satz der Review.

      Und das „Titanic“ DiCaprios einzige Rolle gewesen ist, behaupte ich zu keinem Zeitpunkt. Ich stelle nur fest: ich verbinde ihn nur noch immer mit diesem Film als Erstes. Das ist ein Unterschied!

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  3. meenjung · März 3, 2010

    der film war schlecht…. einfach schlecht- und das sage ich als überzeugter kinogänger, „martin“ hat seine beste zeit hinter sich, den tiefen sinn braucht man nicht suchen, der liegt klar vor, wenn ich mich in die lage eines menschen versetzen will der die realität nicht mehr erkennt, dann tue ich das indem ich versuche dieses im kopf zu begreifen, dazu brauche ich kein kino… im kino will ich den alltag vergessen und dinge sehen die ich niemals erleben werde, ich will reisen UND vor allem nicht deprimiert nach hause gehen.

    da lobe ich mir filme mit tiefgang wie „american history x“ und co.

    gute nacht!

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  4. brain · März 5, 2010

    Hallo, nach kurzer Zeit weiß man wo die Reise hingehen kann. Wendungen ohne handfeste Zusammenhänge. Fiktion oder Realität? Und am Ende dann der Suizid? Unterhaltsam, auch teilweise spannend und das Ende schreibe ich selbst, oh nein, ich erträume es mir.

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  5. Jürgen · März 6, 2010

    Die Kritik ist, so hart es auch klingen mag, absoluter schwachsinn.
    Greno und sterni haben es ja schon gesagt.
    Du solltest dir den Film nochmal anschauen und vielleicht ein bisschen besser aufpassen, dann verstehst auch du den film.

    Naja zuletzt bleibt zu sagen dass der Film einfach genial ist und es sich wirklich lohnt dafür ein bisschen Geld zusammen zunehmen und ins Kino zu gehen.

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  6. mohits · März 7, 2010

    Hervorragende Kritik, der nichts hinzuzufügen ist.
    Vorhersehbare Handlung, Überraschungsmomente blieben aus – der Trailer ließ weitaus mehr erwarten. Habe persönlich auf eine weitere unerwartete Wendung im Schlussteil gewartet – die blieb aber leider aus!

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  7. luzifus · März 7, 2010

    Zugegebenermaßen sind auch mir die teilweise arg auffälligen Green-Screen-Aufnahmen und die dick aufgetragene Musik negativ im Gedächtnis geblieben. Darüber hinaus pauschalisierend von „technischen Schwächen“ zu sprechen, finde ich aber vermessen. Die Inszenierung Scorseses ist stets großartig, was Atmosphäre und Spannung angeht – er ist immer noch einer der besten Regisseure, die Hollywood so zu bieten hat. Am besten, du schaust dir mal ein paar weitere Filme aus seinem umfangreichen Schaffen an. Und/oder: „Shutter Island“ noch einmal aufmerksamer, denn: die Flashbacks mit Dachau haben durchaus ihre Bedeutung…

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  8. Xander81 · März 8, 2010

    Wenn ich das hier so höre, sollte ich das wirklich. Aber so wie ich das verstanden habe, dienten sie nur dazu zu erklären, das er den Arzt kennt. Aber da blieb mir wohl mehr verborgen als gedacht…

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  9. king o · März 9, 2010

    ich finde den film geil. die sache mit der warschau geschichte war nötig um die fiktion die der exmarshall hatte her zu leiten. musste daher auch keinen roßen zusmmenhang geben. die wende am schluss erschüttert doch sie flasht einen richtig was wiederrum den film so abartig macht.
    daumen hoch guter film

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