Suzanne Collins: DIE TRIBUTE VON PANEM – TÖDLICHE SPIELE

panembuch1_01Irgendwann musste ich ja mal wieder was lesen. Nachdem wir es in letzter Zeit mit dem Serienkomsum doch sehr übertrieben haben („LOST“, „Pastewka“, „Doctor Who“ „Silicon Valley“…) wollte ich einfach mal wieder in Ruhe lesen. Wie sich das so anfühlt testete ich im Vorfeld mit den Anhängen aus „Herr der Ringe“ die – wenn man nicht jeden Querverweis und nicht jede Fußnote ganz genau nachverfolgt und sich auch nicht zum Ziel setzt, jede einzelne verwandtschaftliche Beziehung jedes Bewohners von Mittelerde auswendig zu lernen – auch recht schnell konsumiert sind, da die Seitenzahl überschaubar ist. Unwahrscheinlich jedoch, dass es hierfür einen separaten Blogeintrag geben wird. Die „Panem“-Trilogie soll – im direkten Vergleich – dagegen recht leichte Kost sein und da es ja vordergründig Jugendbücher sind, habe ich mal flugs damit begonnen, bevor ich definitiv zu alt für sowas bin (auf dem Papier bin ich es ja schon). Und da wir vor kurzem alle drei bisher erschienenen Filme geschaut haben, war ich sowieso gedanklich noch in Panem.


Ich-Erzähler. Gegenwart. Das ist jetzt nicht unbedingt die Erzählperspektive, welcher ich den Vorzug geben würde, aber gut. Nach ein paar Seiten gewöhnte ich mich daran, auch an die doch relative simple Erzählweise. Schwierigkeiten Katniss‘ Gedankengängen zu folgen sollte hier wirklich niemand haben, insgesamt gesehen gibt es hierfür jedoch nur Abzüge in der B-Note, denn ansonsten ist die mir (leider) schon bekannte Geschichte spannend erzählt. Hier wäre es – wie aber bei jedem Buch – interessant zu wissen, wie man sich diese Welt vorgestellt hätte, gäbe es die Filme nicht, wobei dieser Fehler ja bei mir liegt und schon vor zwei Jahren begangen wurde. Was zu erwarten war: Sobald die Liebe ins Spiel kommt (das tut sie aber auch erst recht spät und überhaupt eher zurückhaltend), ist Katniss nicht mehr die toughe junge Frau aus Distrikt 12, sondern – überspitzt gesagt – ein kicherndes kleines Mädchen, das Peeta süß oder sich in ihrem Kleid wunderschön findet. In diesen (wenn auch raren) Momenten fühlte ich mich dann doch von der Zielgruppe ausgeschlossen.

Ansonsten wird man aber sehr gut in Panem eingeführt. Informationen über diese Welt werden einem nicht auf einen Schlag vermittelt, das wäre ja auch Quatsch: Für Katniss ist diese Welt ja Alltag, und warum sollte sie sich – als Erzählerin – selber erzählen, in welcher Welt sie da überhaupt lebt. Statt dessen kann sich der Leser nach und nach selber einen Reim darauf machen. Würde man also die Filme noch nicht kennen, würde man nach und nach diese Welt und ihre Regeln besser kennenlernen. Die größten Pluspunkte sammelt das Buch dann während der Spiele, denn dieser Part ist spannend und nachvollziehbar, die doch eher grausame Prämisse wird für ein Jugendbuch glaubhaft rübergebracht und auch Katniss‘ Wandel dahingehend, dass sie immer mehr Möglichkeiten findet, durch diverse Verhaltensweisen dem Kapitol eins auszuwischen – während es ihr vorher primär nur darum ging, zu überleben. Die ersten Grundsteine für eine Revolution werden hier also schon gelegt.

An dieser Stelle muss ich auch sagen dass ich die Kritiker nicht verstehen kann, die die Geschichte – Kinder töten Kinder – für jugendliche Leser bzw. ganz allgemein für nicht geeignet und für moralisch verwerfllich halten. Sicher, das ist ja auch keine schöne Sache und dürfte in der Realität niemals in der Form stattfinden. Ich meine aber auch, dass Katniss des öfteren zu verstehen gibt, dass sie das ja auch nicht so prima findet. Verständlicherweise. Überhaupt wird das ja auch an keiner Stelle glorifiziert sondern verstärkt zum einen noch die Sympathie ihr gegenüber, die dem Morden so lange wie möglich aus dem Weg geht und zum anderen die Abneigung gegen das Kapitol und seine Machenschaften. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang übrigens die Mutationen beim Finale am Füllhorn – da hatte ich in der Form auch nicht mit gerechnet.

„Die Tribute von Panem: Tödliche Spiele“ lässt sich gut weglesen. Die für das Genre obligatorische Lovestory hält sich lange Zeit angenehm im Hintergrund und die Geschichte selber ist spannend erzählt. Zwar ist es jetzt nicht so, dass ich zwingend sofort weiterlesen müsste – das mag aber auch daran liegen, dass ich ja weiß wie’s weitergeht. Band 2 kommt aber trotzdem noch dran – trotz des dämlichen deutschen Titels.
kritik

Fun Fact: „Tödliche Spiele“ war im Übrigen das erste Buch, welches ich elektronisch gelesen habe. Die Überlegung war: Band eins wird so getestet, bei Gefallen kommen die Hardcover im Schuber ins Haus. Dieser Test hat jedoch ergeben, dass es dann so einfach auch nicht ist. Prinzipiell bin ich ja ein Befürworter das gedruckten Wortes, es geht im Grunde nichts über einen schönen Pappband in Fadenheftung. Das sollte ich ja auch von Berufswegen alleine schon sein. Andererseits ist es anders auch nicht verkehrt: Zu Hause wird mit dem Tablet gelesen, unterwegs – wenn man denn unterwegs Zeit dafür hat – kann man auf dem Handy weiterlesen, sollte das Tablet nicht zur Hand sein, und dank der Synchronisierung weiß jedes Gerät jederzeit, an welcher Stelle man sich befindet. Auf diese Weise hatte ich das Buch dann auch in drei Tagen durch. Sollte man mehrere Bücher parallel lesen, hat man auch diese auf diesem Weg auch immer dabei. Da muss ich mir noch überlegen, wie ich das in Zukunft handhabe. Ich wünsche mir „Kindle Matchbook“ für Deutschland…

5 Kommentare

  1. bullion · Dezember 4, 2014

    Ich fand das Buch doch ein wenig besser (8 Punkte) und der zweite Teil konnte sich noch steigern. Interessanter Fun Fact. Ich bleibe dennoch beim gedruckten Wort. Schon alleine die Vorstellung, dass Amazon und Co. plötzlich aus irgendwelchen Gründen die gekaufte digitale Bibliothek sperren könnte, geht mir gegen den Strich. Dann schleppe ich lieber ein Buch mit mir rum und verwende klassisch Lesezeichen… 😉

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    • Xander · Dezember 4, 2014

      Das ist einer der Punkte, die mich zögern lassen (abgesehen davon das Ebooks nicht so schön ins Regal passen): Was, wenn eines Tages alles gelöscht / gesperrt / weg ist?

      Im Idealfall wäre es doch wie mit CDs: Ich kaufe ein Buch, also ein richtiges, und bekomme das eBook dazu. Meinetwegen gegen einen geringen Aufpreis. Da hätten doch im Grunde alle was davon, vor allem da eBooks eh fast so teuer sind wie die gedruckten Ausführungen.

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  2. phyXius · Dezember 5, 2014

    Ich höre das Buch gerade und finde es bisher auch recht unterhaltsam. Auf das Liebeszeugs warte ich mit Bange, aber anscheinend bleibt es ja erträglich. Von den Filmen kenne ich nur den ersten, den ich eher mittelprächtig fand.
    Trotz vieler kleiner Mängel und etwas platten Charakteren fand ich übrigens „Battle Royale“ dank seiner Spannung auch ganz unterhaltsam. Die Geschichten gleichen sich auffällig, „Battle Royale“ ist aber trotz einer großen Portion Liebessülz paradoxerweise erwachsener und realistischer geschrieben.

    Ich muss zugeben, dass meine Abneigung gegen rein digitale Inhalte im Buchbereich bereits stark bröckelt. Während ich bei Filmen nach wie vor auf die Scheiben setze, lese ich immer öfter Bücher auf dem eReader. Gerade bei englischen Büchern ist das dank Wörterbuch höchst praktisch. Allerdings nutze ich keinerlei Synchronisationsdienste und die Bücher liegen „sicher“ auf der Festplatte.

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