VINCENT WILL MEER [2010]

— „Hast du mich grade Fotze genannt??“
– „Mensch, er hat Tourette!“
— „Ne, das meinte ich schon so.“

VincentwillMeer_01Komödien über kranke oder gehandicapte Menschen sind nicht einfach zu realisieren, gilt es doch die Gradwanderung zu meistern zwischen sich darüber lustig machen und nicht lustig zu sein und stattdessen die Betroffenheitsschiene zu fahren. Und selbst wenn es einem gelingt, gibt es immer noch genügend Leute die nicht darüber lachen können bzw. denen das Thema immer noch nicht sensibel genug angegangen wurde. Zuletzt hatte „Ziemlich beste Freunde“ das Problem, dass die meisten Film diesen Film lustig fanden, sich aber immer noch genügend Leute gefunden haben, die den so gar nicht zum Lachen fanden, der arme Mann. Sogar Rassismus wurde dem Film vorgeworfen, da sein Pfleger schwarz war und angeblich zu stereotyp angelegt wurde. Meine Güte. Diese Sorgen sollte „vincent will meer“ nicht haben, spielen Menschen mit anderer Herkunft hier doch kaum eine Rolle – dafür aber gleich drei junge Leute mit unterschiedlichen Krankheiten.


Da wäre zum einen der titelgebende Vincent, der am Tourette-Syndrom leidet, Zwangsneurotiker Alexander sowie die magersüchtige Marie. Die drei beschließen aus der Klinik auszubrechen, um die Asche von Vincents verstorbener Mutter in Italien am Meer zu verstreuen. Vincents Vater sowie ihre behandelnde Ärztin Dr. Rose sind ihnen auf den Fersen.

Ich persönlich kenne ja niemanden mit dem Tourette-Syndrom, weiß auch gar nichts über das Krankheitsbild und wie es sich äußert. Man hat ja immer nur die oberflächliche Vorstellung davon, dass diese Menschen ständig und unkontrolliert Fluchen, was an und für sich ja schon genug für eine geschmacklose „Komödie“ reichen könnte. Vincent beschreibt es so:

„Ich habe einen Clown in meinem Gehirn sitzen, der mir ständig zwischen die Synapsen scheißt.“

Positiv ist, dass seine Krankheit hier nicht für billige Gags hinhalten muss, wie zum Beispiel das er jemanden im denkbar ungünstigsten Zeitpunkt wüst beschimpft. Denkbar wäre zum Beispiel einen Verkehrspolizisten, der die drei anhält und Vincent sagt Arschloch zu ihm oder sowas. Bietet sich an, wird aber nicht ausgenutzt. Es geht um diese drei Menschen die nach Italien wollen, aber alle krank sind – es geht nicht um drei lustige Behinderte. Wobei man schon sagen muss, dass die Rolle des Alexander eher lustig angelegt wurde. Man merkt ihm nicht wirklich an, wie sehr oder ob er unter seiner neurotischen Störung leidet, er ist eher der Monk in der Runde. Wobei selbst Monk seine tragischen Momente hatte.

Schauspielerisch gibt es hier absolut nichts auszusetzen. Florian David Fitz spielt die Rolle des Vincent absolut überzeugend – soll heißen, zumindest mich hat er überzeugt, wobei ich ja wie oben erwähnt keine Erfahrung mit der Krankheit habe. Womöglich sieht es für andere Leute gleich ganz anders aus, ich für meinen Teil war begeistert von seiner Darstellung des Vincent. Auch Heino Ferch als bestimmender Politiker-Vater hat Eindruck hinterlassen.

„vincent will meer“ ist also eine durchaus sehenswerte Tragikomödie, der aber die wirklichen Highlights und Alleinstellungsmerkmale fehlen. Der Film verzichtet auf billige Gags auf Kosten seiner Protagonisten und ist mit viel Fingerspitzengefühl inszeniert. Hervorzuheben ist hierbei die Leistung von Florian David Fitz (von dem auch das Drehbuch stammt).

kritik

Ein Kommentar

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