Kurzkritik: THE FALL [2009]

Wo wir grade beim Thema märchenhafte Erzählungen sind. „The Fall“ wartete schon so lange auf seine Sichtung, ich wollte ihn kürzlich bestellen, wurde aber freundlicherweise vom Shop darauf hingewiesen, dass ich das schon längst getan hatte. Ganz klar ein Zeichen, dass es jetzt aber mal Zeit wird, vor allem, da ich nach „Life Of Pi“ Nachschub brauchte an großartig inszenierten Bildern, für die das HD förmlich erfunden wurde, und bei „The Fall“ sollte eben dies der Fall sein, gepaart mit einer tollen Geschichte. Ob der Film die Erwartungen erfüllt hat oder nur ein seelenloser, visueller Overkill ist, lest Ihr hier.


Los Angeles, 1920: Stuntman Roy liegt nach einem missglückten Sprung von einer Eisenbahnbrücke im Krankenhaus mit Verdacht auf Querschnittslähmung. Die kleine Alexandria, fünf Jahre alt, ist ebenfalls im Krankenhaus, da sie sich bei einem Sturz den Arm gebrochen hat. Roy erzählt ihr eine Geschichte von fünf Kriegern, die einen gefährlichen Herrscher zu Fall bringen wollen, dies jedoch nicht ohne Hintergedanken: Durch seine Freundschaft zu dem Mädchen versucht er sie dazu zu bringen, ihm Tabletten zu holen, mit denen er sich umbringen will…

Die Geschichte an sich ist traurig und emotional, vermischt mit der Fantasie des Kindes, so dass immer mal wieder mit unerwarteten Einfällen zu rechnen ist. Das Besondere: Roy erzählt zwar die Geschichte um den maskierten Banditen, was der Zuschauer sieht sind jedoch die Bilder, die sich Alexandria dazu ausmalt. Kein Wunder also, dass die Hauptpersonen mit Leuten aus ihrem Umfeld besetzt werden, und während zum Beispiel der Bandit zuerst noch von ihrem Vater „gespielt“ wird, wird die Rolle im späteren Verlauf durch Roy verkörpert. Im zweiten Drittel des Films lässt „The Fall“ allerdings etwas nach, man hat das Gefühl, dass hier ein wenig auf Zeit gespielt wird, bevor es zum dramatischen Ende kommt. Ich würde zwar nicht sagen, dass Langeweile aufkommt, aber besonders aufregend ist das auch nicht, bis, wie gesagt, der letzte Akt anbricht, wenn Roy zu seinen Gefühlen steht und auch Alexandria offen erkennt, was sie von Roy und seinen Absichten hält.

Natürlich kann es Zufall sein, dass Roy seine Geschichte immer dann unterbricht, wenn es am spannendsten wird (und so mit den Erwartungen des Zuschauers und Alexandrias bricht) und gleichzeitig die Schauspieler aus den Stummfilmen die Notwendigkeit von Stuntmen und Actionszenen im Kino in Frage stellen, der Zusammenhang kann aber auch durchaus gewollt sein, als Hommage an das Kino, dass noch ohne dem auskam. Tarsem setzte wohl nur minimal Special Effects ein (laut IMDB gar nicht, was ich aber nicht glauben kann). Die Produktion des Films dauerte über vier Jahre, Tarsem besuchte über 20 Länder und drehte nur an Originalschauplätzen. Und dieser Aufwand hat sich gelohnt, lassen den Film echter aussehen als seine CGI-Kollegen, und das trotz der surrealen Bilder.

„The Fall“ ist ein großartiger Bilderrausch, der nur leider über die Bilder hinaus stellenweise seine Geschichte zu vergessen scheint, so dass der Fluss des Films hier und da etwas ins Stocken gerät. Tarsem vertraut darauf, dass man sich von der visuellen Umsetzung blenden lässt, was eigentlich auch eine Zeitlang gut funktioniert, aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass sich der Mittelteil sehr zieht. Einer dieser Filme, die auch mit der Zweitsichtung nichts von ihrer Faszination einbüßen werden, wohl eher im Gegenteil, aber auch ein Film, der vermutlich das Publikum spalten wird: Entweder man mag ihn, oder nicht.

4 Kommentare

  1. Florian Lieb (@Flo_Lieb) · Januar 4, 2013

    Natürlich kann es Zufall sein, dass Roy seine Geschichte immer dann unterbricht, wenn es am spannendsten wird

    Meiner Ansicht – ich hab den Film jedoch auch seit Kinostart nicht mehr gesehen – tut er das, damit sie ihm das Morphium bzw. die Drogen besorgt, die er von ihr haben will, um sich umzubringen. Nach dem Motto: so, hol mir jetzt das Zeug, dann erzähl ich weiter.

    Von mir gab’s damals jedenfalls einen Punkt mehr. Bei Tarsem ist man style over substance ja gewöhnt.

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    • Xander81 · Januar 4, 2013

      Ja, so war es ja mit Sicherheit auch. Wollte damit andeuten, dass es ja auch im Zusammenhang mit der Stummfilm-Thematik stehen könnte – auch wenn es weit hergeholt klingt. Und vielleicht tiefgründiger, als der Film überhaupt ist.

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  2. bullion · Januar 4, 2013

    Ich mochte ja selbst „The Cell“ sehr gerne, habe bisher aber noch keinen Blick auf „The Fall“ geworfen, was ich doch vielleicht einmal tun sollte…

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    • Xander · Januar 5, 2013

      Vielleicht. Wobei ich gar nicht weiß, wie ich The Cell seinerzeit fand – lang ist’s her…

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