Tot mit 33.

Wenn 2014 zu Ende geht, stirbt mit diesem Jahr auch ein Stück Kindheit. Denn dann wird es wohl kein „Wetten, dass…?“ mehr geben. Drei Sendungen stehen noch aus, dann wird die letzte große Unterhaltungsshow des deutschen Fernsehens zu Grabe getragen. Eine Fernsehsendung, die dann genau so alt ist wie der Autor dieser Zeilen dann sein wird und die diesen von klein auf begleitet hat. Zugegeben, damals mehr als heute, aber genau das wird wohl auch das Problem gewesen sein. Also, nicht das ich nicht mehr häufig zugeschaut habe – sondern dass es andere genau so gehandhabt haben.


Der Quotenrückgang ist schuld, „die Sehgewohnheiten haben sich geändert“ – wohl wahr, aber erklärbar. Damals hatten wir ja nichts anderes. Man musste aufstehen, um umzuschalten. Aber wohin? ARD und N3? Bei „Wetten, dass …?“ wurde einem ja auch einiges geboten – Stars, spektakuläre Wetten und man durfte länger aufbleiben. Superstars traten auf, man denke da nur mal an Michael Jackson oder Take That – und wo sollten sie auch anders hin, wenn sie den deutschen Zuschauer erreichen wollten? Heutzutage gibt es so viele Sendungen, in denen sie ihre CD in die Kamera halten können oder ihren Film promoten können, die Exklusivität ist nicht mehr gegeben. Gestern bei Lanz auf dem Sofa, morgen im Frühstücksfernsehen und dann noch schnell ins Radio um ein lustiges Interview zu geben.

„Wetten, dass …?“ ist keine Sendung mehr mit Alleinstellungsmerkmal. Sie läuft nicht mehr alternativlos, weil sonst nichts kommt – gefühlt gibt es jeden Tag mehr Sender, zzgl. Pay-TV und On-Demand-Angebote. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Quoten seit Jahren zurückgingen, nicht erst nach dem Wechsel des Moderators oder dem Unfall von Samuel Koch. Aber dennoch: So manch eine Sendung oder Show wäre dankbar für Quoten ab 6 Millionen. Immerhin sind es 6 Mio., die sich trotz aller Alternativen im TV oder Real-Life dazu entschieden haben, den Abend mit Markus Lanz zu verbringen. Oder Thomas Gottschalk. Es ist also nicht so, dass sich niemand mehr dafür interessiert. Und es wird wohl auch nicht so sein, dass diese 6 Millionen Menschen nur einschalten um sich hinterher darüber aufzuregen, wie schlecht es doch wieder war.

Aber natürlich ist es viel einfacher, Markus Lanz die Schuld zu geben. Der personifizierte Grund von allem Übel in dieser Welt, schlimmer als Hitler. Du hast sie doch nicht mehr alle, Feuilleton.

Und nun? Der Aufwand sei für diese Quoten nicht mehr verhältnismäßig, dafür kommen jetzt mehr Krimis. Das ist doch mal was, worauf man sich freuen kann. Vielleicht bedauert der ein oder andere bei diesen Aussichten sein Lanz-Bashing, denn DAS hat man ja vielleicht auch nicht gewollt. Und dem ein oder anderen Kritiker wird es an bestimmten Samstagen im Jahr nun etwas langweiliger. Und der ein oder andere wird sich an bestimmten Samstagen im Jahr nun nicht mehr so sehr in seine Kindheit zurückversetzt fühlen.

10 Kommentare

  1. bullion · April 8, 2014

    Ja. Stimmt schon. So irgendwie. Auch ich habe mich noch so einmal im Jahr samstags vor den TV gesetzt, um dieses Kindheitserlebnis zu wiederholen. Hat aber nicht mehr geklappt – doch das war auch schon vor Lanz so. Mit den eigenen Kids schaut man dann vielleicht mal „Frag die Maus“ oder sonstige Sendungen. Vorbei ist halt vorbei.

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    • Xander · April 8, 2014

      Wobei „Wetten, das…?“ eine der wenigen Sendungen ist/war, die für alle etwas bot. Immer noch besser als ein beleidigender Bohlen oder irgendwelche Models die sich für ein Foto von Heidi erniedrigen lassen.

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    • bullion · April 8, 2014

      Das ist ja sowieso kein Vergleich. Das eine ist Samstag-Abend-Familienunterhaltung, das andere Teenie-Marketing-Gedöns.

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    • Xander · April 8, 2014

      Nur das es das so langsam war mit der Samstag-Abend-Unterhaltung. Es scheint wohl keinen Bedarf mehr zu geben.

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  2. mwj · April 9, 2014

    Zuletzt war „Wetten, dass…?“ sowieso nur noch eine belanglose Werbeveranstaltung für die neuen Projekte der Promis, zwischenzeitlich kurz unterbrochen für ein paar kleine Wetten.

    ARD und ZDF müssen endlich aufwachen und von ihrem seit gefühlten Jahrhunderten angerührtem Einheitsbreit Abstand nehmen. Die diversen guten Formate und vor allem Serien (z.B. „Tatortreiniger“) muss man nicht auf die kleinen Nischen-Digitalsender verschieben.

    Dass die öffentlich-rechtlichen einen Bildungsauftrag haben, sieht man an ihrem Programm nicht.

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  3. mwj · April 9, 2014

    Ich bin übrigens genauso alt wie „Wetten, dass..?“, aber noch recht lebendig 🙂

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