Jeder von uns hat so eine Liste. Eine Liste mit Filmen, die man noch sehen möchte / muss / will. In der Regel – und so ist es bei mir – wird diese ja fast täglich länger und selten wird mal ein Film abgehakt. Ich glaube, vor über 20 Jahren hatte ich so eine Liste noch nicht, zumindest nicht bewusst. Aber es kam irgendwann der Tag, da legte ich sie mir an. Das war, als ich als Kind einen Film im Fernsehen sah – ob komplett oder nur einen Ausschnitt, ich weiß es nicht mehr – und mir dachte: Den musst du noch einmal sehen. Das einzige, was ich mir seitdem gemerkt habe: Es ging um einen kleinen Jungen und die Liebe zum Kino, ich fand das was ich gesehen hatte ganz toll und der Film hieß „Cinema Paradiso“. Noch nie dauerte es von der Erst- bis zur Zeitsichtung so lange.
Regisseur Salvatore Di Vita bekommt die Nachricht aus seinem Heimatdorf, das ein gewisser Alfredo gestorben ist und am nächsten Tag die Beerdigung stattfindet. Salvatore erinnert sich: Als kleiner Junge, er selbst wurde damals noch Toto genannt, war Alfredo der Filmvorführer im örtlichen Kino und sein väterlicher Freund. Bei ihm entdeckte er seine Liebe zum Kino – und damals entdeckte er auch seine große Liebe.
Der Film spielt in einer Zeit, die man sich heute schwerlich vorstellen kann: In den 40er Jahren in diesem kleinen Dorf in Sizilien war das Cinema Paradiso der Ort, an dem sich alle trafen. Sie mögen unterschiedlichen Standes sein und die Sitzplätze mögen auch getrennt gewesen sein, aber ob reich oder arm: Das ganze Dorf traf sich in diesem Kino, um sich die neuesten Filme anzuschauen. Ob reiche Bankiers, stillende Mütter oder Kinder: Selbst die örtliche Prostituierte scheint dort in einem Nebenraum eine Zweigstelle eröffnet zu haben. Hier nun entdeckt auch Toto seine Liebe zum Film und darauf begründet sich auch seine Freundschaft zu Alfredo. Natürlich gehört der Film ganz Toto – aber es ist einfach großartig, wie Tornatore – so ganz nebenbei wie es scheint – ein ganzes Dorf porträtiert, und das teilweise nur in kurzen Szenen oder ganz einfach bei den Szenen im Kino, wenn der Film läuft. Die Leute verändern sich mit dem Kino und / oder umgekehrt und es kommt der Tag, an dem selbst der Priester nicht mehr die Kußszenen in den Filmen zensiert.
Es sind drei Dinge, ohne die der Film wahrscheinlich nicht ganz so funktionieren würde, wie er es tut. Zum einen die Darsteller und hier vor allen anderen der kleine Toto (Salvatore Cascio). Kinder in Filmen sind häufig ein Risiko, da diese schnell nerven – den kleinen Toto jedoch kann man glaube ich nicht nicht mögen, der perfekte Einstig in die Geschichte. Dann die gefühlvolle Inszenierung, die trotz aller Sentimentalitäten nie zu kitschig oder rührselig wird und zum dritten und damit einhergehend die Musik von Ennio Morricone. Nein, es sind vier Dinge. Denn auf keinen Fall sollte man über diesen Film reden ohne das Ende zu erwähnen, welches wunderbar den Bogen zum Anfang spannt und wohl auch den letzten Zuschauer mitfühlen lässt.
Es gibt Filme, die sind gut, manche würde man als cool bezeichnen, als krank, geil oder super. Und dann gibt es Filme, die sind einfach nur schön. Bei „Cinema Paradiso“ hat man das Gefühl, als würde hinter einem der Filmprojektor stehen, man wird in die Geschichte des Films eingesogen und fühlt mit dem kleinen Toto. Ja, auf „Cinema Paradiso“ trifft eigentlich nur eins zu: Ein schöner Film.
Auch ein Film, der bei mir auf dieser ominösen Liste steht. Da bist du mir nun voraus. Warum eigentlich die Kinofassung? Ist der Director’s Cut nicht so leicht erhältlich? Oder gibt es andere Gründe? Erzähl doch mal… 🙂
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Einfachster Grund: Die Kinofassung steht hier schon länger im Regal. Den Directors Cut gibt es meines Wissens nur im OT oder halt Englisch, kommt aber irgendwann noch dran.
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(Spoiler) Ach ja, im Grunde ist Cinema Paradiso mein absoluter Lieblingsfilm (sollte darüber mal ne Rezension schreiben). Ich kann dir völlig zustimmen, Schöner wurde das Thema Kino kaum bearbeitet. Soweit ist weiß, gibts ja den Director’s Cut. Der Clou: Die Langversion dauert fast ne Stunde länger und stellt die Geschichte ein bisschen auf den Kopf, denn Elena und Toto sehen sich dann wieder. Ich hab sie bislang noch nicht gesehen, werd sie mir aber demnächst anschafffen.
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Sehen will ich die Langfassung auch noch – wobei ich aber sagen muss, dass mir in der Kinofassung nichts fehlt. Sie ist gut, so wie sie ist. Aber wenn es einen Director’s Cut gibt, muss er auch gesehen werden 😉
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