Kritik: EAGLE EYE – AUSSER KONTROLLE [2008]


„Jerry Shaw, Sie wurden aktiviert!“

Als Jerry eines Tages von der Arbeit kommt, staunt er nicht schlecht: Nicht nur, dass sein Kontostand plötzlich über 700.000 Dollar aufweist, auch seine Wohnung steht voll mit Waffen, Skizzen und militärischen Plänen. Kurze Zeit später erhält er einen Anruf: In 20 Sek. würde das FBI bei ihm auftauchen und er solle verschwinden.

Rachel Holloman bringt ihren Sohn zum Bahnhof, der bei einer Kabinettssitzung mit dem Präsidenten mit seiner Kapelle spielen soll. Als ihr Sohn im Zug ist, erhält auch sie einen Anruf mit Anweisungen, denen sie folgeleisten soll – ansonsten würde der Zug entgleisen.

Es dauert nicht lange, und Jerry und Rachel werden von der mysteriösen Anruferin zusammengeführt – und sie erhalten immer neue Anweisungen. Nach und nach offenbart sich ihnen die Wahrheit dahinter…

Review enthält dezente Spoiler.


1983 wurde in „WarGames“ ein erschreckendes Szenario aufgezeigt: Ein Supercomputer, im Glauben, mit seinem Erschaffer zu „spielen“, startete fast den dritten Weltkrieg und war kaum davon abzubringen. Die Botschaft des Films war recht eindeutig: Man sollte der Technik nicht all zu viel Verantwortung überlassen, denn dies könnte fatale Folgen haben. Oder anders ausgedrückt: Wenn schon ein Computer die Macht hat, sämtliche Waffen und Kommunikationssysteme des Landes zu beherrschen, sollte der „Power“-Knopf in erreichbarer Nähe bleiben. Das dies allerdings auch heute noch nicht immer bedacht wird, zeigt „Eagle Eye“ sehr eindrucksvoll.

Besonders zu Beginn ist der Film sehr stimmig. Die Szenen, in denen es um die Auslöschung des vermeintlichen Terroristenführers geht, sind sehr überzeugend und atmosphärisch gelungen. Ohne große Worte wird hier gezeigt, wie sehr die Welt miteinander vernetzt wird, wie Entscheidungen getroffen werden und welch wichtige Rolle die Computer dabei spielen. Diese Stimmung wird auch im weiteren Verlauf noch einige Zeit aufrecht erhalten, kippt aber zusehends in einen reinen Actionfilm, dessen Hauptaufgabe es ist, eine Verfolgungsjagd nach der anderen zu präsentieren. Was einem zwar eigentlich egal sein könnte – viele Filme beanspruchen für sich das Prädikat „Popcornkino“ und sind damit erfolgreich – fällt hier doch durch einige Faktoren negativ auf, und ist vor allem in Hinblick auf die eigentlich verheißungsvolle Ausgangssituation sehr schade. „Eagle Eye“ glaubt im Laufe des Films mehr und mehr, es würde sich nachteilig auf das Verständnis des Films auswirken, wenn man nachvollziehen oder gar erkennen kann, was sich auf der Leinwand tut. So krawallig die Actionszenen auch sein mögen, viel erkennen kann man nicht. Es ist ja jetzt modern, solche Szenen schnell, wackelig und konfus geschnitten zu präsentieren, aber dann bin ich doch lieber altmodisch. Wenn man nicht wirklich sieht, was da vor sich geht, obwohl da doch augenscheinlich Budget verbraten wird, kann das nicht die wahre Intention sein. Darüber hinaus verliert der Film dann auch sein „Auge“ für die Story. Was hätte man doch für einen spannenden, mysteriösen Thriller aus der Grundidee machen können, in dem die Gefahr eines allmächtigen Computers deutlich gemacht wird. Überwachung, Big Brother, sowas eben. Statt dessen wird einem eine hanebüchene Geschichte erzählt, bei der man sich das eine oder andere die Hand an die Stirn schlagen möchte in der Hoffnung, damit Besserung zu erreichen. Ich meine – kann so ein Supercomputer sein Ziel nicht anders erreichen als durch so eine unlogische Aneinanderreihung von Geschehnissen? Das „große Finale“ setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf und macht deutlich, dass ein Drehbuch dann doch nicht durch laute Action zu ersetzen ist. Von der ARIAs Vorstellung im Elektronikfachmarkt will ich gar nicht erst anfangen. Spätestens dort verliert der Film nämlich sämtliche Glaubwürdigkeit und kann, selbst wenn er das wollte, so gar nicht mehr ernst genommen werden.

Das Shia LaBeouf jetzt nicht unbedingt mein Favorit ist, mit ich am liebsten jede Hauptrolle besetzen würde, dürfte sich wohl mittlerweile herumgesrochen haben. War sein Nerv-Faktor bei „Transformers“ in meinen Augen mit ein Grund für das Scheitern des Films, hielt sich dies in „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ noch in Grenzen. Gespannt war ich also auf seine Leistung in „Eagle Eye“. Hoch anzurechnen ist ihm, dass bei ihm augenscheinlich der Bartwuchs eingesetzt hat – vorausgesetzt, dieser Look ist nicht den Maskenbildnern zu verdanken. Negativ fällt wiederum auf, dass er wieder einmal die gleich Rolle spielt. Der nervige Typ von nebenan, der unverhofft in eine abstruse Situation nach der anderen gerät uns sich von einer Szene in die nächste stammelt. So also auch hier, doch man kennt es ja mittlerweile und der Gewöhnungseffekt setzt ein. Der Rest vom Cast fällt zwar nicht unbedingt auf, erledigt seine Sache aber den Umständen entsprechend und soll hier dementsprechend auch nicht negativ erwähnt werden.

Schade also, dass „Eagle Eye“ die durchaus spannende Grundidee zugunsten des Actionanteils lediglich zu Beginn anschneidet, dann aber verwirft. Die totalitäre Überwachung wird hier weder kritisiert noch groß thematisiert, lediglich der böse Computer stellt eine Gefahr dar. Das hätte man anders angehen können und müssen, auch in einem reinen Actioner. Die verworrene Geschichte, der mittelmäßige Cast und der unübersichtliche Schnitt machen aus dem Film durchschnittliches Popcornkino, bei dem man, ich habs getestet, auch zwischendurch mal einnicken kann, sich anschließend aber ohne Probleme wieder zurechtfindet. Für zwischendurch mit Freunden und ein paar Bier ok, aber eigentlich kein Film, mit dem man sich hinterher noch groß auseinandersetzen müsste.

4 Kommentare

  1. Flo Lieb · April 13, 2009

    Meinem Vater hat der Film auch gefallen. Mir nicht. Da lief ga nichts zusammen. Hatte zum Glück aber auch nix erwartet bei einer Spielberg-Caruso-LaBeouf-Kooperation.

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  2. Xander · April 13, 2009

    Naja, groß von „gefallen“ mag ich ja auch gar nicht reden. „Ok“ trifft es ganz gut.

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