Kurzkritik: PIRATES OF THE CARIBBEAN 4 – FREMDE GEZEITEN [2011]

Vier Filme auf der Basis einer Freizeitpark-Attraktion – gar nicht mal so eine schlechte Bilanz, ohne Johnny Depp als beschwipsten Cpt. Jack Sparrow wäre es aber vermutlich gar nicht so weit gekommen. Und so kommt es auch, dass er in Teil 4 vollends zur Hauptfigur erhoben wird, um den sich alles dreht. Wobei man sagen muss, dass die Produzenten auch gar keine andere Wahl hatten: Denn ohne Keira Knightly und Orlando Bloom fehlen gleich zwei Sympathieträger der Vorgänger, und bevor jetzt jemand mault, dass er beide nicht mochte: Zumindest kannte man ihre Rollen, ihre Geschichte, und nu sind se weg, weshalb Depp den Film alleine stemmen muss, zumindest bevor sich der Knightly/Bloom-Ersatz etablieren kann. Dabei ist „Film stemmen“ schon richtig formuliert, denn von „Story“ mag ich in diesem Zusammenhang gar nicht erst sprechen.

Was zeichnete FdK bisher aus? Wahnwitzige Action, ein berüchtigtes Piratenschiff, gruselige Gegner, ein volltrunkener Pirat, der sich aber trotz dessen immer irgendwie aus diversen Gefahrensituationen heraus rettet. Und hinter irgendwas war immer irgend jemand her. Im ersten Teil war dies alles noch sehr witzig, leicht und ironisch, in den Fortsetzungen meinte man jedoch, alles etwas ernster zu nehmen, so dass insbesondere Teil 3 unnötig verkrampft daher kam. Was bietet Teil vier? Action ohne „Wahnwitz“, ein berüchtigtes Piratenschiff und ein ebenso berüchtiger Capain, eher ungruselige Gegner und ein volltrunkener Pirat, der aber mittlerweile von sich selber gelangweilt erscheint. Story Arc ist dieses mal die Quelle der ewigen Jugend, zu der alle hin wollen, mehr muss man nicht wissen, ist ja auch egal.

Denn obwohl die Zutaten alle zu stimmen scheinen – der Film ist wieder einmal viel zu lang und für die Laufzeit viel zu beliebig und vor allem eins: Langweilig. Penelope Cruz will so gar nicht in die ihr zugeteilte Rolle passen, und der Priester, der sich in die Meerjungfrau verliebt, ist einem auch ziemlich peng. Es gibt keine wirklichen Hightlights, keine irre Hetzjagd, kein besonders spannender Kampf. Selbst Jacks anfänglich Flucht vor des Königs Männern mit seinen Sprüngen von Kutsche zu Kutsche ist so lahm inzeniert, dass man förmlich spürt, wie langsam so eine Kutsche im Stadtverkehr unterwegs ist.

Natürlich waren auch die ersten drei Filme keine Herzensangelegenheiten, sondern Filme, um Geld zu verdienen. Doch bei keinem aus dem Franchise spürt man dies so deutlich, wie in Teil vier. Jede Action-Sequenz wirkt einer Checkliste entsprungen, deren einzelne Punkte abgehakt werden mussten. Popcorn-Kino vom Reißbrett ohne Liebe zum Detail: „Fluch der Karibik 4“ ist nicht furchtbar schlecht, aber auch nicht richtig gut. Die mittlerweile üblichen Bestandteile der Reihe ohne den Schwung des ersten Teils langweilen größtenteils. Nur selten blitzt auf, was der Film hätte werden können, aber das reicht leider nicht.

P.S.: Geht das eigentlich nur mir so oder wirkt das „He’s A Pirate“-Theme in diesem Film richtig lieblos abgedudelt? Irgendwie zieht das nicht…

12 Kommentare

  1. bullion · Juni 7, 2012

    Etwas besser fand ich ihn schon, doch im Grunde stimmt natürlich was du schreibst. Checkliste à la Hollywood.

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    • Xander · Juni 7, 2012

      Du hast dem ja sagenhafte 7 Punkte gegeben – dafür hat er mir dann doch zu wenig geboten. Allerdings haben wir ja auch eine völlig gegenteilige Meinung was die Szenen auf den Kutschen angeht.

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  2. Dos Corazones · Juni 7, 2012

    Ich würde ebenfalls noch zu sieben Punkten tendieren und stelle soeben fest, dass ich das bei meiner Review schon so tat.
    Die Kritik an den Filmen 2 und 3 (insbesondere an Teil 3) konnte ich nie nachvollziehen, weil ich mit etwas verstrickteren Handlungen keine Probleme habe (von wegen INCEPTION sei schwer zu verfolgen…).
    Was mich hier am meisten stört ist, dass es kein Piratenabenteuer, sondern pures Abenteuerkino ist. Kaum Szenen auf Wasser, keine Seeschlacht – also bitte… Cruz Rolle mochte ich wenigstens zu Beginn noch (ihre Jack Sparrow-Parodie gelingt ihr hervorragend), aber mit zunehmender Dauer sind ihre Beweggründe einfach nicht mehr nachvollziehbar.

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    • Xander · Juni 8, 2012

      Wobei „verstrickte Handlung“ nicht mit „Inception“ gleich zu setzen ist.

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    • Dos Corazones · Juni 8, 2012

      Stimmt schon.

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  3. donpozuelo · Juni 8, 2012

    Ach, danke!!!! Endlich einer, der meine Meinung teilt! 😉 Ich fand den auch furchtbar. Irgendwie war das auch kein Piratenfilm mehr – sind ja kaum noch Schiffe da. Ich empfand’s eher als eine billige „Der Letzte Kreuzzug“-Variante. Und von meiner lieben Penelope hätte ich mir auch viel mehr erhofft.

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  4. therudi · Juni 8, 2012

    und bevor jetzt jemand mault, dass er beide nicht mochte

    Mochte ich beide nicht 😀

    Aber Teil 4 war zumindest eine Steigerung zum schrecklichen 3. Teil. Wobei ich Jack Sparrow nicht mehr sehen kann, der war im 1. Teil ja noch ganz ulkig, aber mei, inzwischen ist er sooooo 2003.

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    • therudi · Juni 8, 2012

      Schickes Banner aber immerhin, darf ruhig länger bleiben 😀

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    • Xander · Juni 8, 2012

      Tja, kannste mal sehen was Feed-Leser alles verpassen 😉
      Und ganz weg ist es ja demnächst auch nicht, erscheint ja immer mal wieder per Zufallsprinzip. Quasi als Anreiz, die Seite öfter zu besuchen…

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    • therudi · Juni 8, 2012

      Naja, ob du mich wirklich noch öfter auf deiner Seite rumtrollen lassen willst 😀

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    • Xander · Juni 8, 2012

      Ach, ich lass dich erst mal machen 😉

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  5. Nakle · November 25, 2016

    Ich finde auch den vierten Teil gut. Allerdings nur als Trinkspiel. (Siehe hier: http://www.party-trink-spiele.de/sonstige-spiele/film-trinkspiel/). Vergleichen kann man den Film mit den ersten 3 Teilen definitiv nicht.

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