STAR WARS EPISODE VII: DAS ERWACHEN DER MACHT [2015]

starwarsVII_01Nach den Episoden I-III hatte ich keine Lust mehr auf weitere Filme aus dem Star Wars-Universum. Auch wenn „Die Rache der Sith“ in meinen Augen vieles richtiger gemacht hatte als seine Vorgänger, wäre der nächste Schritt für Lucas ja doch nur gewesen, sämtliche Schauspieler durch CGI zu ersetzen. Auch die Machwerke „Clone Wars“ oder „Rebels“ trugen jetzt wenig bis gar nichts dazu bei, sich einen neuen Film zu wünschen. Das die Ursprungstrilogie so gut ist, muss ein Versehen seitens Lucas gewesen sein, anders kann ich mir das nicht erklären. Gestützt wird diese These ja auch durch seine nachträglichen Änderungen an der Ursprungssaga.

Doch es sollte weiter gehen und ich hatte ein ganz mieses Gefühl bei der Sache. Aber ich hatte die Rechnung ohne J.J. Abrams gemacht: Der präsentierte einen Trailer, der so gar nichts mit den letzten CGI-Hochglanz-Filmchen rund um klein Anakin zu tun hatte und die Vorfreude war geweckt. Einzig dieser merkwürdige rollende Androidenball wirkte etwas besorgniserregend, aber da wusste ich auch noch nicht dass er mein heimlicher Star des Films werden würde. Auf Spoiler verzichte ich hier übrigens, sollte es tatsächlich noch Menschen geben die den Film bis jetzt immer noch nicht gesehen haben.

Rein objektiv betrachtet, kann ich mich hier kurz fassen: Der Film orientiert sich zu sehr an „Episode IV“, die bekannten Gesichter dienen nur als Bindeglied, tragen aber sonst nicht viel zum Film bei oder – im Fall von Leia – wirken gar deplatziert. So richtig viel Neues bietet der Film eigentlich nicht und die 3D-Effekte bleiben, wenn überhaupt als solche erkennbar, weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Der Böse wäre gerne wie Darth Vader, wirkt aber insbesondere ohne Maske weit weniger bedrohlich. Außerdem hat er im Lichtschwertkampf schon Probleme gegen Leute zu bestehen, die noch nie zuvor ein Lichtschwert in der Hand hatten. Und R2-D2 hätte den Film um einiges verkürzen können, aber vielleicht hab ich das auch nur nicht verstanden was es damit auf sich hatte. Hört sich alles nicht so gut an? Hm, ist es aber eigentlich doch.

Denn letztendlich heißt dieser Film nicht nur „Star Wars“, er fühlt sich auch so an, was erst einmal das Wichtigste ist. „Das Erwachen der Macht“ sagt dem Kinobesucher: „Ja, die letzten Episoden waren kacke. Hier bekommt Ihr, was Ihr wollt. Und im nächsten Teil liefer ich so richtig ab.“. Ok, ob das so kommt, man weiß es nicht. Dennoch ist „Episode VII“ eine kleine Widergutmachung, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und wenn George Lucas schon sagt ihm sei der Film zu sehr retro dann hat er doch vieles richtiger gemacht als „Episode I-III“ zusammen. Die neuen Charaktere fügen sich sehr gut ein, allen voran wie angekündigt der kleine BB-8, den man eigentlich nur mögen kann. Ok, ich mag auch Wall-E sehr. Ist vielleicht doch Geschmackssache.

Und vielleicht doch noch ein Wort zu Kylo Ren: Natürlich ist das durchaus Absicht, dass er kein zweiter Vader ist. Im Nachhinein finde ich es – sollte sich dies durch die Folgefilme bestätigen – eigentlich eine gute Entscheidung, einen eigentlich unsicheren, zerissenen Gegenspieler zu haben. Denn so ist er zum einen unberechenbarer, zum anderen aber vielleicht auch noch nicht ganz verloren.

Einziger Wermutstropfen: John Williams liefert leider keine wirklich im Ohr bleibenden neuen Kompositionen, keinen neuen „Imperial March“ oder etwas ähnlich Begeisterndes wie „Duel of the Fates“ (aus der einzig richtig guten Szene von „Episode I“). Auch ein nachträgliches – ohne den Film ja auch bewussteres – Hören des Soundtracks trägt nicht viel dazu bei, was schon sehr schade ist.

Ist also noch mal gut gegangen: Die siebte Episode des Sternenkrieges ist streng genommen nur Fan-Service, bietet damit aber schon mehr als man doch insgeheim befürchtet hat – zumindest jedoch eine deutliche Steigerung zu den letzten drei Episoden. Ja, vielleicht gibt es zu viele Verweise auf die Ursprungstrilogie und zu wenig Eigenständigkeit. Aber mal ehrlich: Das ist mir momentan sowas von egal. Und überhaupt: Ich bin begeistert. Chewie, wir sind zu Hause.

kritik

5 Kommentare

  1. Florian Lieb (@Flo_Lieb) · Januar 12, 2016

    Kann ich nicht nachvollziehen. Das „Fühlt sich wie Star Wars“ an hab ich nun öfters gelesen. Klar fühlt sich das so an, wenn es 1:1 „Star Wars“ und „Return of the Jedi“ nacherzählt, ohne irgendetwas Neues beizusteuern. Eine 8/10 für einen Film, der nur Fanservice ist, springen zu lassen – gut. So scheiße die Prequels aus so offensichtlichen wie unverständlichen Gründen auch sind, versuchte Lucas – trotz aller Stromlinienförmigen Anpassung an die Originaltrilogie – zumindest eine neue Geschichte zu erzählen. Abrams liefert hier dieselbe uninspirierte Sülze wie schon in „Star Trek“ ab. Wenn ich Disney wäre, würde ich die nächsten beiden Filme einfach 1:1 wie „Empire“ und „Jedi“ aufbauen. Lieben die Masse es wird, weil fühlen an wie „Star Wars“ es sich tut.

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    • Xander · Januar 12, 2016

      Jain. Die 8/10 gibt es unter anderem deshalb, weil der Film so vieles besser macht als die letzte Trilogie, sind auch – vielleicht in deinen Augen unberechtigte – Fanpunkte mit bei. Was nützt es mir, wenn ich was Neues erzählen will, das Ergebnis aber nichts taugt? Auch erwähnte ich ja mehr oder weniger, dass der nächste Film „liefern muss“. Von daher sieh die Punkte auch ein wenig als Vorschusslorbeeren, so ganz objektiv bin ich halt nicht. Aber das schrieb ich ja schon bei „Star Trek Into Darkness“, und da schließt sich der Kreis, denn das Beispiel nanntest du ja auch.

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  2. Florian Lieb (@Flo_Lieb) · Januar 12, 2016

    Was macht er denn besser, außerhalb all dem, was er einfach schlicht direkt von Episode IV und VI übernimmt? Und was nützt ein Film, der einfach dieselbe Geschichte im selben Aufbau erzählt wie der direkte Vorgänger? Hätte man dann ja auch einfach lassen können und den Vorgänger schauen, während der andere Film zumindest etwas versucht und eben scheitert.

    Mich würde mal die Meinung von Fans interessieren, wenn sie wirklich direkt an einem Abend Episode IV, V, VI und VII hintereinander schauen und dabei de facto 3 von 4 Mal dieselbe Handlung aufgetischt bekommen. Ob dann immer noch diese Euphorie da ist bezüglich dessen, was Episode VII bietet. Dann verstehe ich auch nicht, wieso Episode VII reiner Fanservice sein darf, aber Episode VIII nicht. Wieso darf Episode VIII nicht einfach 1:1 den Aufbau von „Empire Strikes Back“ kopieren (oder den von „The Force Awakens“) oder reiner Fan-Service sein? Fühlt sich ja dann wie „Star Wars“ an – und das scheint ja wohl für das Gros entscheidend zu sein.

    Wieso sollte man überhaupt etwas Originelles und Inspiriertes versuchen, wenn einem die Leute für ein 1:1-Remake nicht nur rekordverdächtig die Bude einrennen, sondern auch noch lobpreisend auf die Schultern klopfen? Am sichersten würde man/Disney fahren, wenn man einfach nochmal dasselbe macht wie hier. Den zweiten Rentner der Reihe hat man sich ja zum Glück überwiegend für die Fortsetzung aufgespart.

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    • Jan · Januar 12, 2016

      Nachdem ich den STAR WARS VII heute zum dritten Mal im Kino gesehen habe (so häufig also wie noch keinen anderen Film jemals zuvor), halte ich diese Diskussion für extrem ermüdend. Wer in THE FORCE AWAKENS nur sieht, dass das Plotschema von Episode IV und VI ein weiteres Mal gezeigt wird, der vergisst ganz zentrale Punkte, die Abrams, Kasdan und Arndt mit der neuen Episode anstoßen:

      STAR WARS bietet zum ersten Mal eine Heldinnen-Figur, die anders als Luke nicht einfach nur in ein Abenteuer hereinstolpert und mal sieht, was dann so passiert, sondern sich aktiv am Geschehen beteiligt.

      Sturmtruppen, die bluten, Sturmtruppen mit einem Gewissen (und wenn es nur der eine von John Boyega gespielte Finn ist) sind extreme Brüche mit dem, was vorher von Stormtroopern und Klonkriegern gezeigt wurde. Wenn die niedergeschossen werden, handelt es sich ebenso um Leben wie auf Seiten der Rebellen.

      Kylo Ren ist ein Antagonist, der nicht nur mit den Guten, sondern insbesondere und vor allem mit sich selbst zu kämpfen hat. Die dunkle Seite wird doch zum ersten Mal als etwas dargestellt, was offensichtlich verlockend ist, ohne genau zu verstehen, warum das so ist. Anakin wurde einfach nur böse, weil aus ihm Darth Vader werden musste, Vader war es a priori, ebenso wie der Emperor.

      Was der Film übrigens besser macht als die vorherigen STAR WARS-Filme liegt auf der Hand: Zum ersten Mal spielt eine Riege mit, die durchgehend schauspielern kann und somit die Charaktere ans Herz wachsen lässt oder die alten Bekannten zumindest noch näher heranrückt.

      Ich bin jedenfalls gespannt, wie es mit der Trilogie weitergeht. Der Film hat die Brücke geschlagen zu den neuen Helden und wird diesen Weg konsequent weiter gehen. Wenn den Machern wirklich gar nichts mehr einfällt, außer einen weiteren Todesstern-Abklatsch zu inszenieren, und sich bei Figuren, der Welt und der Macht keine Entwicklung mehr zeigt – dann ist es wahrlich vorbei mit STAR WARS.

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  3. Xander · Januar 12, 2016

    „während der andere Film zumindest etwas versucht und eben scheitert.“
    Aber dann bewerte ich doch lieber den Film besser, der eine bekannte Geschichte als Variante noch mal erzählt und eben NICHT scheitert, sondern das (schon viel zu oft zitierte) Gefühl der klassischen Trilogie wieder auf die Leinwand bringt, eben ohne CGI-Overkill und grenzdebile Sidekicks. Das soll jetzt kein Freifahrtschein für Remakes sein, das beziehe ich explizit auf dieses Beispiel, siehe letzter Satz im nächsten Absatz.

    Aber: Prinzipiell hast du ja Recht. Ich helf dir sogar: Warum kriegt ein „Jurassic World“ nur 6,5 Punkte (hat doch auch inhaltliche Referenzen und bietet wenig Neues) oder warum bekommt ein „Terminator: Genesis“ im kommenden Artikel nur 6 Punkte („Ein unterhaltsamer Actionstreifen, wie man sie in letzter Zeit so häufig sieht, aber eben kein wirklicher „Terminator“, trotz zahlreicher Verweise und Anspielungen“)? Wenn die letzten drei Kinofilme scheiße waren, man eigentlich keine Lust mehr auf einen neuen hat und dann doch positiv überrascht wird, dann geb ich schon mal völlig unseriöse 8 Punkte.

    Und da man ja jetzt – oder anders formuliert: Da ICH ja jetzt im Glauben bin die wissen was sie tun MUSS der nächste Film mehr bieten – vor allem eine neue Geschichte. Bei „Episode VII“ wollte man auf Nummer sicher gehen – für diesen Film in meinen Augen ok – ab jetzt dann bitte mehr Eigenständigkeit.

    Muss man nicht nachvollziehen können 😉

    P.S.: „Mich würde mal die Meinung von Fans interessieren, wenn sie wirklich direkt an einem Abend Episode IV, V, VI und VII hintereinander schauen und dabei de facto 3 von 4 Mal dieselbe Handlung aufgetischt bekommen.“
    Da wär ich gern dabei 😛

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