DER HOBBIT – EINE UNERWARTETE REISE (EXTENDED EDITION) [2012] + SMAUGS EINÖDE (ZS) [2013]

Das hier ist die zweite, erweiterte Fassung der Original-Kritik, welche Ihr hier nachlesen könnt.

Willkommen zurück in Mittelerde! Der Hobbit ist zurück im Heimkino, und dieses Mal durfte er sogar noch ein paar Minuten länger bleiben als mit der Kinofassung. Mittlerweile hat sich auch meine Einstellung zum Film geändert. Habe ich ihn vorher noch als direkte Umsetzung des Buches gesehen – als welche er (im Vergleich zu „Herr der Ringe„) gescheitert ist, sehe ich das ganze nun etwas lockerer – und sehe auch den Zusammenhang zu den Anhängen zu „Herr der Ringe“. Aber dennoch: Die Hauptkritikpunkte sind geblieben. Und keine Sorge: Spoiler sind gekennzeichnet.


Der kleine Hobbit Bilbo Beutlin staunt nicht schlecht: Eines Tages steht mehr als ein Dutzend Zwerge vor seiner Haustür und will mit ihm und dem mächtigen Zauberer Gandalf dem Grauen den Drachen Smaug besiegen, der den Zwergen einst ihre Heimat und, noch viel schlimmer, ihr Gold weggenommen hat. Es war Gandalfs Idee, den Hobbit als “Meisterdieb” zu engagieren, ohne ihn zu fragen, versteht sich. Und so macht sich Bilbo mit den Zwergen auf diese titelgebende unerwartete Reise…

Mittelerde und ich, das ist eine Geschichte, die nur teilweise weit zurückreicht. Von der Ring-Trilogie hatte ich natürlich schon länger gehört, gelesen hatte ich sie dann aber tatsächlich erst kurz bevor “Die Gefährten” im Kino startete. Mit dem Silmarillion bin ich „damals“ leider nicht warm geworden und hatte es seitdem auch nicht wieder versucht, dafür dann jetzt aber die Anhänge zur Trilogie – welche bei meinen HdR-Ausgaben leider nicht ab Werk dabei waren und dementsprechend erst jetzt angeschafft wurden. Es war demzufolge “Der kleine Hobbit”, der mich vor über 20 Jahren das erste Mal nach Mittelerde entführte und das Buch ganz nebenbei zu dem Buch machte, das ich aus meiner Sammlung wohl am häufigsten gelesen habe. Jetzt nicht unbedingt, weil Tolkien ein literischer Meilenstein gelungen ist – aber die Atmosphäre und die Figuren sind es, die einem dieses Land so nahe bringen. Tolkien scheint sich nicht erst vor der nächsten Seite überlegt zu haben, was wem passiert. Die Geschichte Mittelerdes beginnt nicht beim Hobbit, sondern beim “Silmarillion”. Man hat als Leser das Gefühl, einen Teil einer Geschichte zu erleben, die zu einem großen Ganzen dazugehört, und das muss man Tolkien anrechnen. Was man Peter Jackson anrechnen muss: Die HdR-Trilogie fühlt sich genau so an wie die Bücher. Inhaltlich mag man hier und da abgewichen sein, aber die Filme atmen den Geist Mittelerdes, und das ist ihnen hoch anzurechnen. Man sieht sich die Bilder an und denkt sich: Stimmt. So war das. Wie Tolkien jeden Grashalm des Auenlandes einzeln beschrieben hat, so hat Peter Jackson ihn auch mit der Kamera eingefangen.

2012 also der “Hobbit”, sicherlich hauptsächlich des Geldes wegen, klar. Aber doch mit Liebe für die Geschichte, möchte man meinen. Peter Jackson versucht hier nicht mit aller Gewalt, dem Zuschauer etwas bahnbrechend Neues zu präsentieren, sondern “Eine unerwartete Reise” ist vielmehr eine weitere Geschichte aus diesem Land. Mit der ersten Kameraeinstellung sind wir sofort wieder zu Hause, alles fühlt sich vertraut an, und das ist auch gut so. So wie Bilbo sich am Ende von “Die Rückkehr des Königs” noch einmal danach sehnt, den Ring zu sehen, so sehnte man sich vielleicht auch wieder danach, in das cineastische Mittelerde einzutauchen. Nur noch ein letztes Mal (auch wenn es nicht das letzte Mal sein würde). Nicht nur, dass die Filme genau so aussahen, wie man es sich bei der Lektüre der Bücher vorgestellt hat – es ist auch undenkbar, bei einer erneuten Lektüre nicht die Bilder der Filme vor Augen zu haben.

So sehr auch alles vertraut geblieben ist, Unterschiede zur Ring-Trilogie gibt es – natürlich auch vorlagenbedingt, ist diese doch noch mehr eher Kinder- bzw. Jugendliteratur als es “Der Herr der Ringe” ist. Schon im Buch gibt es mehr zu lachen, die Bedrohungen sind nicht ganz so bedrohlich, es wird weitaus weniger Wert auf charakterliche Entwicklungen gelegt. Es ist, wie gesagt, ein Abenteuerbuch für Kids, bei dem man sich vielleicht ein ganz klein wenig gruseln mag, der finsteren Orks wegen. Alles Dinge, die 1:1 umgesetzt vielleicht nicht ganz zu den filmischen Vorgängern passen mögen – weswegen sie auch nicht 1:1 umgesetzt wurden. Aber: Sie wurden auch nicht wirklich so umgesetzt, dass sie zur Ringtrilogie passen. Zusätzlich also noch die Geschehnisse aus den Anhängen, welche wiederum stilistisch nicht zum „Hobbit“ passen, und das alles sollte verteilt werden auf drei epische Filme.

Bei der Erstsichtung im Kino hatte ich ja so meine Schwierigkeiten bei der Technik, die ja im Vorfeld viel diskutiert wurde. HFR nicht schön, es ist furchtbar, beraubt dem Zuschauer die Illusion. Schade, dass ausgerechnet “Der Hobbit” als Testballon für diese jungfräuliche Technik herhalten musste. Das wiederum entfällt (Gott sei Dank) im Heimkino und alleine das ist ja schon Grund genug für ein Aufwertung.

Jetzt aber mal zu was positivem: Bilbo Beutlin. Martin Freeman ist der Grund, warum Tolkien die Hobbits erdacht hat, Martin Freeman IST ein Hobbit. Grandios gespielt. Die ersten Szenen mit Gollum sind ganz großes Kino. Nach unten gibt es zwar keine großen Aussetzer, aber der Großteil der Zwerge ist dem Zuschauer sowieso egal, wer sich merken konnte, wer wer ist: Herzlichen Glückwunsch. Der wichtigste ist sowieso Thorin, welcher von Jackson mit allen Mitteln als neuer Aragorn inszeniert wird, dabei natürlich noch am wenigsten nach Zwerg aussieht, neben Kili.

[SPOILER]
Inhaltlich musste freilich das ein oder andere angepasst werden, alleine schon durch die Erweiterung der Geschichte. Ein dünnes Kinderbuch aufgebläht auf drei Filme wäre für sich alleine ja zu wenig, aber trotzdem: Der Film zieht sich. Nicht einmal der Beginn, wenn sich die Zwerge bei Bilbo versammeln, sondern wenn es dann los geht und erst mal gewandert wird. Durch die Dreiteilung wirkt das alles nicht mehr aus einem Guss, sondern als hätte sich Jackson spontan überlegt, was den “Gefährten” wohl als nächstes zustoßen könnte. Und da ja immer was passieren muss, wurde das ganze Wesen der Geschichte geändert. Beispiel: Das Buch erzählt eine Geschichte aus einer lebendigen Welt, in der nicht alles, was dort geschieht, unmittelbar mit unseren Helden zu tun hat. Wenn die Zwerge auf ihrer Wanderung aus der Ferne sehen, wie sich zwei Steinriesen mit Felsen bewerfen, dann reicht das Jackson nicht als Randerscheinung für den Film. Hier zählt: Mittendrin statt nur dabei, und so kämpfen die fünfzehn inmitten dieser alpinen Transformers ums Überleben. Höher, schneller, weiter: Das ist mehr und mehr das Motto mit fortlaufender Dauer, und bei der Flucht aus den Ork-Höhlen wähnt man sich in einem Film namens “The Pirates of the Nebelgebirge” oder so, jedenfalls weniger in einem Hobbit-Film. Und ja, auch Azog gehört mit dazu, denn auch er wurde doch nur integriert (und seine Geschichte umgeschrieben), um mehr Schlachten zeigen zu können. Und bei Radagast mit seinem Kaninchenschlitten ist ernsthaftes Fremdschämen angesagt. Ernsthaft: Ganz so lächerlich hätte man ihn wenn man wie Jackson ein Epos erzählen möchte nicht darstellen müssen.
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Der Hobbit – Die erweiterte Fassung

Die meisten Änderungen sind inhaltlich nicht von Relevanz, machen das Ganze aber etwas runder, vor allen Dingen wird mehr gesungen – die Zwerge zu Beginn oder der König der Orks. Muss man mögen, ich fands gut, da ich das ja aus dem Buch kannte (jetzt hat man zumindest ne Melodie dazu…).
Gut fand ich, dass die Beziehung der Zwerge zu den Elben bzw. die Abneigung mehr begründet wurde und auch die Erweiterung der Gespräche in Bruchtal passen zum Gesamtbild.

Den Film abschließend mit Punkten zu bewerten, fällt mir leider noch immer schwer. Er hat wirklich tolle Momente, . Aus einem harmlosen Kinderbuch wurde mit aller Macht versucht, ein bedeutungsvolles Epos zu schaffen, obwohl es im Original nur darum ging, einen Drachen zu besiegen. Dabei hätte man es belassen und einen zauberhaften Abenteuerfilm drehen sollen, aber auch so habe ich meinen Frieden mit diesem Film geschlossen. Es ist aber nun mal kein „Herr der Ringe“.
kritik

SMAUGS EINÖDE (Kinofassung)

Was soll ich sagen. Nachdem die „Unerwartete Reise“ jetzt unerwartet eine Aufwertung erfahren hat, wird dies auch „Smaugs Einöde“ so widerfahren. Dabei handelt es sich hier doch tatsächlich erst um die zweite Sichtung seit dem Kinobesuch, und das alleine ist ja eigentlich unerhört. Natürlich, Azog hätte noch immer nicht sein müssen und dient zusammen mit seinem Sohn und seinen Freunden nur dazu, etwas mehr Action in den gestreckten Film zu bringen. Aber wisst Ihr was? Es ist mir jetzt egal, denn der gesamte Film ist einiges runder als sein Vorgänger. Es scheint bald so, als hätte Peter Jackson den ersten Film gebraucht, um wieder warm zu werden. Auf die Vorlage bezogen, finde ich die veränderte Ankunft bei Beorn zwar etwas schade (Azog du Arsch!), aber was auch immer man im Bezug auf die Vorlage schade finden kann: Smaug reißt das alles wieder raus. Nicht nur gehört sein Dialog mit Bilbo zum besten, dass der Film zu bieten hat, wer auch immer eine 5.1 Anlage im Heimkino für überflüssig hält, hat Smaug noch nicht reden gehört.
kritik

6 Kommentare

  1. bullion · Dezember 8, 2014

    Du hast nicht die erweiterte Fassung von Smaug gesehen? Diese soll ja die Ankunft Beorns wie im Buch erzählen. Alleine dafür gibt es bei mir schon eine Aufwertung. Ich hoffe ich komme demnächst auch dazu mir beide Teile noch einmal anzusehen. Klingt auf jeden Fall positiv was du schreibst! Habe das HFR aus dem letzten Jahr immer noch nicht ganz verkraftet… 😉

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    • Xander · Dezember 8, 2014

      Ne, mir beide in der Extended zu kaufen war mir dann doch zu teuer. Die Kinofassung hatte ich noch aufgenommen.
      Teil 3 wird auch in 2D gesehen, Karten schon gekauft 😛

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    • bullion · Dezember 8, 2014

      Guter Plan! Mir war die deutsche EE auch zu teuer und da ich letztes Jahr schon günstig in UK eingekauft hatte, habe ich auch dieses Jahr dort bei Smaug zugeschlagen. Werde berichten, wie sich die erweiterte Fassung so schlägt… 🙂

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  2. Florian Lieb (@Flo_Lieb) · Dezember 8, 2014

    Dem ersten Film konnte ich zumindest noch Martin Freeman abgewinnen, aber der rückt in Teil 2 ja etwas in den Hintergrund. Bei dem ist der Titel Progamm: Konnte der „Einöde“ leider absolut gar nichts abgewinnen, das war pure Langeweile. Die Dunkelwaldszene mit den Spinnen (und den fehlenden Elfen – wahnwitzig, dass Jackson sogar Sachen aus dem Buch GESTRICHEN hat, das er auf 9 Stunden aufpimpte) war ohne Atmosphäre, die Fassflucht total egal, die Love Story ein schlechter Witz, die Seestadt uninteressant wie sonstwas und die Szene mit Smaug ist im Grunde auch nur eine Variation der Gollumszene (und auch die funktionierte für mich in Teil 1 schon nicht). Gab von meiner Seite 0/10 Punkte.

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    • Xander · Dezember 8, 2014

      0! Da fällt mir jetzt nichts zu ein… Ich glaube so unterschiedlich haben wir noch keinen Film gesehen…

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