Thema: Die MARVEL-Komplikation

Eigentlich haben mich ja Superhelden schon immer interessiert. Als Kind auch den ein oder anderen Comic besessen, war ich selber nie so besessen, mir alles von jedem zuzulegen oder die komplette Geschichte zu besitzen. Irgendwann war es dann zu spät: Denn obwohl (spätestens) durch die Filme das Interesse verstärkt wurde, hatte ich doch keine Lust, mich durch diverse Ausgaben, Parallel-Universen, Events und Helden-Varianten zu lesen. Als Quereinsteiger hat man keine Chance. Auch der Neustart des MARVEL-Universums brachte keine Besserung – alleine ein Blick auf die aktuellen Comicvarianten der Avengers ist schon sehr ernüchternd (wird übrigens sehr schön von Tony Stark im ersten „Guardians“-Band kommentiert). Langer Rede, kurzer Sinn: Das MARVEL-Cinematic-Universe war meine große Hoffnung. Ein cineastischer Neustart, prinzipiell ohne Comic-Kenntnisse verständlich – ich bin dabei!

Und es fing so gut an: Ein Film nach dem anderen, jeder baute auf den anderen ein wenig auf, erweiterte das Universum, machte nach dem Abspann mit einer kleinen Zusatzszene Lust auf mehr. Wo das alles hinführte war klar: „The Avengers“, das große Zusammentreffen der zuvor vorgestellten Helden. Und jetzt ist in meinen Augen absehbar, dass wir auf das gleiche Drama zusteuern wie bei den Comics. Mehr und mehr greift alles ineinander, wird durch neue Helden und Medien erweitert. Mit „MARVELs The Agents Of S.H.I.E.L.D“ begann die erste Fernsehserie des neuen Universums, welche zu erst am Rande Bezug nahm auf die Geschehnisse in „Thor 2“, deren Handlung dann aber massiv durch „The Return of the First Avenger“ beeinflusst wurde. Sicher, sowohl Filme als auch Serie wären auch ohne Kenntnis des jeweils anderen verständlich gewesen. Aber: Noch. Und: Kennt man alles, hat man bedeutend mehr Spaß bei den Sichtungen, verständlicherweise. Ob „Guardians of the Galaxy“, „Ant-Man“ oder „Agent Carter“: Immer mehr kommt hinzu, was man dann für dieses „komplette Verstehen“ quasi gucken muss. Mehrere Filmreihen und Fernsehserien, vermutlich noch begleitende Comics oder Webisodes: Ich möchte nicht, dass MARVEL zur Lebensaufgabe wird. Ich möchte aber trotzdem bei den Sichtungen Spaß haben, auch wenn ich nicht alles Vorherige parallel geguckt habe.

Vielleicht seh das ja nur ich so. Vielleicht aber auch nicht. Und ganz vielleicht kann es passieren, dass das Interesse des Publikums zurückgeht, weil es zum einen (vielleicht) übersättigt ist, zum anderen aber eventuell das Gefühl hat, nicht mehr im Thema zu sein, weil die Leute was verpasst haben (könnten). Wenn es in Arbeit ausartet, immer auf dem Laufenden zu bleiben, macht es ja bald auch keinen Spaß mehr.

Wie seht Ihr das? Seid Ihr bei all den Helden so sehr im Thema und kennt von jedem Kostümierten die Origin-Story auswendig, so dass euch das nicht juckt? Oder habt Ihr auch die leichte Befürchtung, dass das alles irgendwann etwas unübersichtlich werden könnte so dass Ihr selber darüber nachdenkt, dass nicht weiter zu verfolgen? Oder seid Ihr gar schon „ausgestiegen“?

P.S.: DC habe ich hiervon einmal ausgeklammert, da im Grunde uninteressant. Bzw. von denen habe ich noch weniger Ahnung.

9 Kommentare

  1. bullion · August 26, 2014

    Interessanter Artikel, doch ich glaube so komplex ist das alles gar nicht: Die Marvel-Filme funktionieren ja auch alle sehr gut für sich. Alles mehr ist eben Fanservice für die Freaks (wie teils uns), die sich die Zeit nehmen und alles ganz genau wissen wollen. Somit werden eben alle Zielgruppen abgedeckt — funktioniert für Marvel ja sehr gut!

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    • Xander · August 27, 2014

      Stimmt schon, die Filme funktionieren auch für sich. Die Frage die sich mir stellt ist halt wie lange noch, wenn Marvel nach dem Prinzip höher schneller weiter vorgeht, muss deine eine oder andere Ereigniss jedoch größere Folgen auf die anderen haben. Wenn man bedenkt, wieviele neue Charaktere alleine dieses Jahr auf uns zukommen, die im selben Universum spielen. Und z.B. mit dem Tesserakt hatten ja auch fast alle mehr oder weniger zu tun.

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  2. Wulf Bengsch · August 26, 2014

    Sehe ich zum derzeitigen Punkt noch ähnlich, wobei echt fraglich ist, wohin die Reise geht, wenn man mal überlegt, was (und wie weit) die Jungs und Mädels von Marvel für die Zukunft geplant haben. Noch sehe ich das auch alles eher unverkrampft, habe die Serie noch keines Blickes gewürdigt und scheue auch nicht, mit Thor 2 und The Return of the blablabla – was ein dämlicher ‚deutscher‘ Titel – zu warten, bis ich sie günstig irgendwo abgreifen kann, sprich, es ist natürlich auch eine Frage der Einstellung, ob etwas in Arbeit auswartet oder nicht;-) Ganz unrecht hast du aber mit deinen Ausführungen dennoch nicht, wie gesagt, die Gefahr besteht durchaus, nur ist sie für mich noch nicht so akut bis jetzt.

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    • Xander · August 27, 2014

      Natürlich greife ich etwas vor. Die Serie hätte auch ohne Cap 2 so funktioniert, so wie Cap 2 ohne die Avengers verständlich war. Doch wie lange bietet Marvel noch diesen „Einsteigerbonus“? Wann beschließen die für sich, das jetzt aber mal so langsam dies und das bekannt ist?

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  3. donpozuelo · August 27, 2014

    Interessante Fragestellung, aber ich glaube nicht, dass es irgendwann in Arbeit ausarten wird. Bis jetzt fand ich immer, dass Marvel es gut geschafft hat, sowohl Neulinge als auch Fans bei der Stange zu halten. Für die Fans sind die ganzen kleinen Easter Eggs, die ja mittlerweile in jedem Film sind, aber selbst als Neuling kommt man mit den einzelnen Filmen, denke ich, noch ganz gut klar.

    Und es wird ja hoffentlich immer mal wieder so Sachen wie jetzt „Guardians“ geben – was komplett Neues (bei dem halt auch nur die Easter Eggs für Fans eine Brücke zu all den anderen Filmen schlagen).

    Auf der anderen Seite erfordern Film-Reihen ja immer eine bestimmte Vorkenntnis. Das ist ja nicht nur bei Marvel so. Nur hat Marvel es sich halt zur Aufgabe gemacht zu zeigen, wie stark diese einzelnen Figuren miteinander verbunden sind… solange sie das nicht irgendwann zu stark ausarten lassen, habe ich nicht so große Bedenken!

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  4. Jan · August 28, 2014

    Was Marvel derzeit mit seinem Cinematic Universe versucht, ist im Grunde ja nichts Neues. Spätestens seit STAR WARS, auch mit STAR TREK, später dann THE MATRIX, waren Universen, die von einer höheren Institution geschaffen wurde und teilweise bis heute erhalten wird.
    Ich habe mich bei diesen ganzen Trans-/und Crossmedia-Geschichten nie wirklich intensiv beschäftigen wollen, in meinem Studium hängt mir diese Thematik auch zum Hals raus. Bei Marvel und DC bin ich eigentlich schon von Beginn an raus, weil ich mich für diese ganzen (und wirklich immer gleichen) Superhelden-Filme einfach nicht mehr begeistern kann.

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  5. Florian Lieb (@Flo_Lieb) · August 29, 2014

    Solange AVENGERS über eine Milliarde einspielt und GUARDIANS zum Sommer-Hit wird, wird Marvel vermutlich weiterhin für jeden Background Hopper einen Spin-Off-Film vorbereiten. Die Kuh wird gemolken bis sie tot umfällt. Und dann holt man sich eben eine Neue.

    Grundsätzlich kann man das ja als eine große Geschichte sehen, eine Art cineastische Serie, wo jeder Film quasi eine Folge darstellt. Wenn man da in Staffel 4, Episode 7 von „Six Feet Under“, „The Sopranos“ oder „Lost“ einsteigt, versteht man wohl auch nur Bahnhof. Wer weiß schon, um was es in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ geht, wenn man nicht zumindest „Das Imperium schlägt zurück“ gesehen hat? Ist wohl etwas, worauf man sich drauf einlassen muss.

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    • Xander · August 29, 2014

      Es geht mir zwar zum einen auch um diesen Seriencharakter, aber das finde ich ja an und für sich – siehe Beginn zweiter Absatz – ganz gut, da spricht auch nichts gegen. Was ich befürchte ist, dass irgendwann zu viel parallel läuft – Filme, Serien, Comics – und das eben diese Elemente zu sehr auf einander aufbauen, so dass man alles kennen „muss“, um wirklich alles zu „verstehen“. Nicht das es irgendwann heißt: Du wirst mit diesem Film Spaß haben – aber so richtig auch nur, wenn du Serie XY, Folge Z geguckt und danach Comic Soundso Band 53 gelesen hast.

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  6. Pingback: Brian Michael Bendis, Steve McNiven, Sara Pichelli: GUARDIANS OF THE GALAXY – Band 1, 2, 3 |

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