SCHUTZENGEL [2012]

Schutzengel_01Ich gehöre ja nicht zu den Leuten, die prinzipiell etwas gegen Til Schweiger haben, auch wenn das modern ist. Ich fand „Der Eisbär“ gut, ich mag auch „Barfuss“, „Keinohrhasen“ ist jetzt auch kein Totalausfall, „Wo ist Fred?“ ist auch recht amüsant. Schweigers Problem ist einfach, dass er seine Rollen immer ähnlich anlegt, von Wandlungsfähigkeit kann man kaum sprechen. Und so sind seine Parts oftmals die schwächeren, die o.g. Filme ansonsten aber nicht so schlecht, wie sie gerne gemacht werden. Und die neueren sehen nicht nur gleich aus (Sepia FTW!), die Plakatgestaltungen sprechen oft schon Bände, wie innovativ die Filme dann tatsächlich sind. Jetzt also: „Schutzengel“. Mal nichts mit Romantik und Kitsch, dafür aber Action. Aber trotzdem mit viel Gefühl? Wenn das mal gut geht.


Nina wird Zeugin eines Mordes und soll daraufhin vor Gericht gegen den Waffenhändler Backer aussagen, was diesem natürlich nicht passt. Obwohl sie in einem „Safe House“ des Zeugenschutzprogrammes unterkommt, wird dieses angegriffen. Schutz findet sie letztendlich bei Max, einem ehemaligen Bundeswehr-Soldaten, der in Afghanistan im Einsatz war. Jetzt werden die beiden von Backers Männern und korrupten Polizeibeamten gejagt…

133 Minuten, alter Schwede. Da hat Herr Schweiger aber viel zu erzählen, in seinem auf amerikanisch getrimmten Action-Kracher mit viel Emotionen. Und es wird auch viel erzählt, in diesem Film, und tatsächlich auch viel über Gefühle. Und den Krieg. Der einen verändert. Was aber ok ist, denn man gewöhnt sich daran, Leute zu töten. Das kann man tatsächlich in diesem Film lernen! Krieg ist schlimm, aber alles eine Sache der Gewöhnung, am besten man meldet sich sofort an der nächstgelegenen Kaserne an. Auch Max Freund Rudi (Moritz Bleibtreu) war in Afghanistan, ist dort aber auf eine Landmine getreten und hat dadurch seine Beine verloren. Doch auch das ist ok, er hat sich nie beschwert und genießt weiterhin sein Leben. Es lebe die Bundeswehr! Nur super Typen da! Holy Shit.

Wo waren wir? Ach ja, beim vielen Erzählen. Ist ja grundsätzlich nicht verkehrt, wenn man denn was verstehen würde, weswegen ich beim Anschauen ein Lautstärke-Problem hatte. Immer, wenn sich Max (Til Schweiger) mit Nina (Luna Schweiger) unterhalten hat, musste ich lauter stellen. Ernsthaft, wer glaubt, Til Schweiger nuschelt, sollte ihn mal im Dialog mit seiner Tochter hören. Auf RTL wird sowas untertitelt!

Also gut, Bundeswehr hatten wir, Gefühle haben wir, Nuscheln hatten wir. Fehlt noch die Action, bei welcher deutlich wird, dass Herr Schweiger meinen Blog nicht liest bzw. nicht beherzigt, was ich hier schreibe. Dann wüsste er, dass ich diese Action-Zeitlupen nicht leiden kann und überhaupt, dass darf nur „Matrix“. In „Schutzengel“ jedoch wird fast jede Action-Szene in Zeitlupe gezeigt. Das soll cool aussehen, bremst den (auch sonst schon sehr schwerfälligen) Film aber noch mehr aus. Wären die Zeitlupen nicht, vielleicht wäre der Film nur halb so lang. Und er ist zu lang. Mindestens eine halbe Stunde.

Was bleibt also? Ein überzeugender Moritz Bleibtreu und eine sichtlich untalentierte Luna Schweiger. Ich hätte mich gefreut, einen guten Action-Film aus Deutschland zu sehen, aber dieser Versuch ist leider gescheitert. Trotz 3,2 Millionen Euro Filmförderung.
kritik35_xb

6 Kommentare

  1. bullion · Oktober 31, 2013

    Ich sehe es ja ähnlich wie du und habe durchaus Spaß an Schweigers Filmen. Zumindest manchen. Nach dem „Zweiohrküken“-Desaster lockt mich der hier (anscheinend zu Recht) aber überhaupt nicht.

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    • Xander · Oktober 31, 2013

      Stimmt, „Zweiohrküken“ ist schlimm (4/10). Aber da ich ja wie gesagt seine Action-Beiträge „Der Eisbär“ z.B.) ganz ok finde, hatte ich bei diesem Hoffnung. Aber irgendwie glaube ich, der verrennt sich da in was. In seine Überzeugung, nur durch Farbfilter, Popsongs und seine Anwesenheit entstehen international erfolgreiche Blockbuster. Und durch deutsche Polizeiautos mit amerikanischen Sirenen.

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  2. Jan · Oktober 31, 2013

    Muss ich echt nicht gucken, dann lieber noch den Schweiger-„Tatort“ – bei dem bekommt man immerhin auch einen guten Einblick, dass die Schweigers ihrem Namen in Dialogen schon sehr gerecht werden. 😉

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    • Xander · November 1, 2013

      Ach, den Schweiger-„Tatort“ fand ich eigentlich ganz ok. Der hatte mehr mit Hollywood-Action zu tun als „Schutzengel“. Diese Tendenz muss man nicht gut finden, aber Herr Schweiger will es ja so haben.

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