Von Roland Emmerich erwartet man folgendes: Haufenweise Explosionen und bisher ungesehene Actionszenen – möglichst in jedem Film eine Steigerung zum vorherigen. Amerikanischen Patriotismus, mehr als von den Amerikanern selber. Und eine tragische Familiengeschichte, um den Helden eine Motivation zu geben, Helden zu sein. Was der Obertürkheimer dabei zu Bruch gehen lässt, ist eigentlich egal, zuletzt war’s halt die ganze Welt („2012„), dass zu toppen wird schwierig. Hat er wohl auch selber gemerkt und zerstört dann eben, was den meisten Amerikaner sowieso mehr bedeutet als der Rest der Welt: Das Weiße Haus.
Der U.S. Capitol Police Officer John Cale zeigt gerade seiner Tochter Emily das Weiße Haus, als eine Bombe die Kuppel des Gebäudes zerstört und eine Gruppe von schwerbewaffneten Männer das Gebäude übernimmt. Getrennt von seiner Tochter, kennt Cale nur ein Ziel: Sie retten. Ach so, ja, und den Präsidenten natürlich.
Premiere (?) für einen Emmerich Film – mehr sollte man vom Inhalt schon gar nicht wissen, wenn man sich die wenigen, aber durchaus funktionierenden Wendungen innerhalb des Film nicht versauen lassen möchte. Und die Story mit dem Vater und der Tochter dürfte niemanden überraschen – siehe erster Absatz. Aber abgesehen davon bietet „White House Down“ so viel mehr, als ich erwartete, denn er ist, um es kurz zu machen, ein herrlich altmodischer Actionfilm, mit gut aufgelegten Hauptdarstellern und der richtigen Dosis Selbstironie. Lange nicht mehr wurde ich von einem Film im Kino so gut unterhalten, was aber vielleicht auch an meiner geringen Erwartungshaltung lag. Besonders hervorheben möchte ich hier noch die Verfolgungsjagd im Garten des Weißen Hauses, die mal so richtig Spaß macht, sichtlich auch allen Beteiligten. „White House Down“ will kein ernstzunehmender Thriller sein, dass wird spätestens hier deutlich, Emmerich ist sich sehr wohl bewusst, was die Leute (von ihm) erwarten und perfektioniert es in diesem Film. Popkorn-Kino in Reinform. Da verwundert es schon fast, dass die Explosionen fast zur Nebensache degradiert werden, aber noch mehr, dass mir das völlig egal war. Die Action kommt natürlich trotz allem nicht zu kurz.
Ein eigentlich ernstes Thema locker-flockig aufbereitet, ein „Stirb Langsam“ im Weißen Haus: „White House Down“ ist bisher einer der besten Filme seiner Art in 2013 und zumindest von den von mir gesehenen Kinofilmen dieses Jahres ganz oben mit dabei. Emmerichs Meisterstück, wer hätte das gedacht. Wer einen spaßigen Actionfilm ohne störenden Ballast wie Tiefgang oder komplexe Story sucht, der wird mit diesem Film mehr als glücklich, mehr als mit „2012“ oder „The Day After Tomorrow„, zum Beispiel. Oder „Stirb Langsam 5„.
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