Nachdem die Tage des Donners (Richard) bzw. nachdem die Ära Christopher Reeves im blauen Strampler gezählt war, wurde es ruhig um den außerirdischen Tausendsassa. Erst 2006 durfte sich Bryan Singer am Urhelden versuchen, nachdem er ja schon die X-Men zum Erfolg führte. Das dies aber kein Freifahrtsschein war für einen super Superman-Film, zeigte sich recht deutlich: „Superman Returns“ enttäuschte auf ganzer Linie, kein Wunder also, dass wieder einmal Ruhe einkehrte. Eines Tages nun belebte Christopher Nolan „Batman“ und lieferte eine zumindest vom Erfolg her grandiose Trilogie ab, und wenn noch etwas aus Clark Kents Abenteuern zu machen sein sollte, dann doch wohl mit Nolan als Drehbuchautor an Bord?
Sollte man ja eigentlich meinen, doch gibt es hier ein Problem: „Superman“ hieße nicht so, wäre er nicht tatsächlich super. Der titelgebende Mann aus Stahl, der ja nun wirklich alles kann, unverwundbar ist und dazu noch fesch aussieht, und dann kommt Christopher Nolan und soll ihm einen tragischen Hintergrund geben? Ein tragisches Drama aus Kents Kindheit, ein gebrochener Held wie der dunkle Ritter? Das kann nicht funktionieren. Und so bekommt der Zuschauer die geballte Ladung Vorgeschichte, denn die kennt man ja noch nicht, also die depressive Variante zumindest. Obwohl, „geballt“ ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen: Denn all das wird nicht schnell abgehakt, um sich mit der eigentlichen Geschichte zu beschäftigen, sondern wird den ganzen Film über als Rückblenden eingestreut, damit auch ja kein Erzählfluss aufkommt. Und so kommt es einem vor, dass außer einem gigantischen Prolog, einem zerstückelten Mittelteil mit haufenweise Flashbacks und einem gigantischen Finale nicht viel passiert in diesem Film. Also, storytechnisch. Tut’s ja auch nicht, wenn man ehrlich ist, aber Nolan hätte ja zumindest den Eindruck erwecken können. Und außer „Mutti, die anderen Kinder ärgern“ ist auch nicht viel Tragisches passiert in Clarks Kindheit, was die ganze Sache nicht wirklich spannender macht. Die scheinbar alles entscheidende Szene mit Clark, Jonathan Kent und Hund ist dazu auch noch so bescheuert, dass man da nicht viel mehr zu sagen muss. Aber Christopher Nolan meint das alles ernst. Gefühlt nur in einer Szene (Handschellen) darf sein Superman mal etwas flapsig werden („Ohne Handschellen wäre es ja kein richtiges Ergeben, und wenn sie sich dadurch sicherer fühlen…“).
Doch Nolan ist nicht der einzige Name der einen hellhörig werden lässt, ist doch als Regisseur des Films noch ein gewisser „Zack Snyder“ aufgeführt, Regisseur solcher Perlen wie „300“ oder „Sucker Punch„. Und Snyder nutzt jede Drehbuchseite Nolans, auf der mehr als nur Dialog zu finden ist (also eigentlich jede der insgesamt fünf) für abendfüllende Bombast-Action. Sei es beim Prolog, welcher wie eine Mischung aus „Avatar“ und „Star Wars“ daherkommt inklusive fröhliches Bleigießen oder beim Finale, bei dem halb Metropolis zu Bruch geht. Ich wusste gar nicht, dass man wieder Wolkenkratzer einstürzen lassen darf in Amerika, aber ok, ist ja nicht New York. Effekte der Effekte willen, der „Weltenwandler“ wäre kein Weltenwandler, würden da nicht – warum auch immer – komische Gesteinsbrocken drumherumfliegen oder merkwürdige Tentakel nach Superman greifen. Vieles sieht man nur, weil Snyder es uns zeigen KANN, nicht weil es einen Sinn erfüllt. Schade nur, dass der Kameramann während der Dreharbeiten auf Entzug gewesen sein muss, so unruhig wie das Bild wackelt – dann könnte man auch mehr von Snyders Effekte-Porno erkennen. Und vielleicht hätte man dann auch mehr von dem (durchaus vorhandenen) 3D erkannt – welches auch in diesem Film wieder völlig hinter seinen Möglichkeiten bleibt und selten in Erscheinung tritt – wieder einmal ist ein Aufpreis unnötig, so dass der Film, wenn möglich, besser in 2D gesehen werden sollte.
Da können auch Clark Kents nebenberuflich als Robin Hood tätige Väter Kevin Costner und Russel Crowe nicht viel helfen: „Man of Steel“ ist ein unübersichtliches Flickwerk mit jeder Menge Explosionen aber ohne allem anderen. Die uninspirierte Action kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine ernsthafte Aufarbeitung der Geschichte ein Himmelfahrtskommando ist.
“Superman Returns” enttäuschte auf ganzer Linie
Um Kevin Spacey aus selbigem zu zitieren: „WROOOOOOOOOOOOOOOOOONG!“ 😛
300 ist natürlich super, eine exzellente Comicverfilmung.
Zumindest dass der hier stinkt, da können wir uns einig werden 😀
LikeLike
Irgendwann schau ich mir „Superman Returns“ noch mal an. Der zeitliche Abstand sollte mittlerweile groß genug sein. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass sich meine Meinung groß ändern wird.
Und wegen „300“… da stören mich bei dir zwei Worte, damit dein Satz stimmt: „super“ und „exzellent“. 😉
LikeLike
Naja, ob er super ist, das ist sicher Geschmackssache, aber das Comic verfilmt er schon exzellent.
Für mich bleibt „Superman Returns“ der beste Superman-Film. Gegen den 2013er ist er wahrlich ein Meisterwerk 😀
LikeLike
Gut, die Umsetzung des Comics bei „300“ kann ich schwer beurteilen, da ich die Vorlage mal so gar nicht kenne. Aber der Film an sich sagt mir halt nicht zu.
Und wie gesagt – „Superman Returns“ ist auch mal wieder dran. Letzte Mal war ja auch im Kino, und das ist ja schon ein wenig her. Aus der Erinnerung hätte ich jetzt gedacht 6/10 Punkte. Meine aber, das er schön selbstironisch war. Weiß aber nicht, ob’s auch so gemeint war.
LikeLike
Hart, aber gerecht! Eine sehr gute Kritik!
LikeLike
Freut mich zu hören!
LikeLike
Auch hier nichts Gutes – scheint ja ein echter Reinfall zu sein…
LikeLike
Ich hätt’s mir ja anders gewünscht… so’n Kinobesuch ist ja auch nicht umsonst 😉
LikeLike
Vielleicht glaubtst du ihm ja mehr…
http://owley.ch/2013/06/24/man-of-steel-2013/
LikeLike
Hmm, da ich ja schon den gehypten „Watchmen“ nur durchschnittlich fand, befürchte ich, dass ich dir mehr Glauben schenke…
LikeLike
Ja, „Watchmen“ waren leider „nur“ 7 Punkte und auch nur wegen der Szenen, die direkt aus dem Comic stammten. Da kann der Snyder nichts für. Aber nun, auch das hätte er durchaus verbocken können (wobei, frag mal den Flo!).
LikeLike
Soo schlecht wie du fand ich ihn jetzt nicht aber sooo gut wie ihn andere machen ist er dann auch bei weitem nicht
LikeLike
Alles über 7 ist übertrieben, bis dahin je nach Vorliebe vertretbar. (Sagt der, der Ghost Rider super findet) 😉
LikeLike
Ghost Rider: Spirit of Vengance bitte!
LikeLike
Furchtbarer Film.
LikeLike
Also ich hab ihn gestern im Kino gesehen und kann irgendwie noch nicht recht sagen, ob ich ihn nun gut fand oder eher Mittelmaß. Aber dazu mach ich mir später Gedanken, wenn meine Kritik folgt 😉
LikeLike
Naja, zumindest lässt er dich ratlos zurück, was ja schon mal kein gutes Zeichen ist oder?
LikeLike
Also ich war schon beeindruckt von der Zerstörungswut… Auch die Verkörperung des Superman fand ich gelungen, aber lois lane… Die ging mir irgendwie quer
LikeLike
Deine Kritik triffts ziemlich genau! Sehr gut geschrieben und genau auf den Punkt!
LikeLike
Vielen Dank!
LikeLike