Stephen Chbosky: DAS ALSO IST MEIN LEBEN

„…und ich will, dass du weißt, ich bin glücklich und traurig zugleich und versuche noch immer herauszufinden, wie das eigentlich sein kann.“

meinleben_01Stephen Chboskys erstes Buch (o.T.: „The Perks Of Being A Wallflower“) war 1999 DAS Jugendbuch schlechthin in Großbritannien, bis 2007 wurden bereits 700.000 Exemplare verkauft, so dass eine Verfilmung ja eigentlich nur eine Frage der Zeit war, welche in Deutschland 2012 mit dem Titel „Vielleicht lieber morgen“ im Kino startete. Und darum wurde das Buch in Deutschland auch neu aufgelegt, vorher hieß es ebenfalls „Vielleicht lieber morgen“, was ja auch irgendwie Quatsch ist, die Neuauflage neu zu betiteln wenn der Film wie die alte Ausgabe heißt. Was jetzt aber gar nicht das Thema sein soll.


Charlie ist fünfzehn, und kurz vor dem Beginn der Highschool nimmt sich sein Freund Michael das Leben. Charlie weiß nun nicht, mit wem er über all das reden soll, und schreibt Briefe. An wen, weiß man nicht, aber es scheint jemand zu sein, dem er vertraut. Und so erzählt Charlie von seinem Leben: Michaels Selbstmord, die Highschool, Mädchen (insbesondere Sam), seine Familie. Und seine Gefühle dabei. Und davon, dass er glücklich und traurig zugleich ist.

Und das ist es also, sein Leben. Wie genau dieser Charlie eigentlich tickt, wird zu Beginn des Buches gar nicht mal so deutlich, er scheint ein Außenseiter zu sein, Michael wohl sein einziger Freund, und nach seinem Tod weint Charlie viel. Obwohl, Charlie weint eigentlich prinzipiell viel. Insbesondere am Anfang wird sehr viel geweint, eigentlich zu jedem Anlass. Auch als er Patrick und Sam näher kennenlernt, wird viel geweint, aber das gibt sich dann Gott sei Dank mit der Zeit, denn Charlie lernt auch, was es bedeutet, sich „unbegrenzt“ zu fühlen. Mit seinen Freunden durch die Gegend zu fahren, gute Musik zu hören, ohne Sorgen, denn da gäbe es ja so einiges, über das man sich Sorgen machen müsste, und Charlie versteht mehr davon, als sein Umfeld es wahrnehmen will. Und eine weitere Erkenntnis vertieft sich in ihm: Irgendwie scheint er nicht ganz normal zu sein, aber warum, das weiß er auch nicht. Weswegen er dann doch wieder hin und wieder weint.

„Ratten nehmen für ihr Wohlbefinden mehr Leid auf sich als für Nahrung“, schreibt Charlie in einem Brief, und viel mehr als diese Erkenntnis hat er an diesem Tag auch nicht zu berichten, aber diese Erkenntnis lässt sich wohl auch aufs Leben übertragen, vielleicht auch auf sein Leben. Denn wenn Charlie auch nicht alles versteht, was und warum manche Leute so tun und wie sie sich verhalten – er zeigt Verständnis und gibt lieber nach, denn zuerst kommt das Glück seiner Freunde, dann seins. Er ist glücklich, wenn seine Freunde es sind, zumindest redet er sich das ein.

Das Buch braucht seine Zeit, bis man mit ihm warm wird. Bis man die (zu Beginn doch arg kindlich erzählten) Geschichten einordnen kann bzw. bis man Charlie einordnen kann. Wobei einem das bis zum Schluss (der dann endlich aufklärt, was Sache ist) nicht wirklich gelingen mag. Man fragt sich schon: Was ist mit diesem Jungen passiert, dass er andauernd weint? Wobei das Ende dafür dann umso erschütternder ist.

„Das also ist mein Leben“ ist aus der Sicht eines Jungen geschrieben, der „anders“ ist als die anderen – und das gelingt ihm eigentlich ganz gut, denn hier wird nichts hinterfragt, was seiner Meinung nicht hinterfragt werden muss (beispielsweise der Drogenkonsum), wodurch die Geschichte realistischer erscheint. Der größte Kritikpunkt ist aber tatsächlich, Realismus hin oder her, das andauernd geweint wird. Ich habe keine Ahnung, was Erlebnisse wie sie Charlie und seinen Freunden zugestoßen sind mit einem machen (und darüber bin ich froh!) – für das Buch ist das allerdings nicht immer zuträglich, welches davon einmal abgesehen aber eine schöne Coming-of-Age-Geschichte in einer ungewöhnlichen Erzählform bietet.
kritik

Nichts desto trotz bin ich sehr gespannt auf den Film, welcher demnächst auf DVD / Blu Ray erscheint, da dieser ja fast durchweg positiv bewertet wird. Dann wird da wohl nicht ganz so viel geweint…

Sag was dazu!

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s