Kritik: JAMES BOND 007 – SKYFALL [2012]

Mittlerweile sollte man sich an Daniel Craig als nicht mehr ganz so neuen Bond gewöhnt haben, ist dies doch mittlerweile sein dritter Einsatz als Geheimagent des britischen Geheimdienstes. Auch wenn „Quantum Of Solace“ ein wenig enttäuschend war (wenn auch nicht wirklich schlecht), so machte der aktuelle Trailer doch Lust auf mehr, vor allem aber: „Skyfall“ von Adele hat sich mal eben so mir nichts, dir nichts als einer der besten Bond-Soundtracks aller Zeiten etabliert und hat bei mir für mehr Vorfreude auf den Film gesorgt als der Trailer. Denn Trailer lügen sowieso. Hier wird aber nicht gelogen, ganz im Gegenteil: Ich kann nicht verprechen, hier ohne Spoiler auszukommen. Und auch wenn diese nichts Entscheidendes verraten: Be aware!


Eine Liste mit den Namen aller Nato-Agenten im Dienst wurde gestohlen. Bei dem Versuch, den Verdächtigen zu stellen, wird Bond von seiner Kollegin angeschossen (mehr oder weniger auf Befehl von M) und für tot erklärt – was er natürlich nicht ist. In seiner Zeit im Exil wird ein Anschlag auf das MI6 verübt, und als er daraufhin zurückkehrt, um seine Hilfe anzubieten, hat er auch schon eine Spur – die in Ms Vergangenheit führt…

Das ist er nun also, der neue Bond, und doch so sehr der alte. Vorbei die Zeiten, an denen er sich an Jason Bourne angebiedert hat, erst recht die Zeiten, als Bond mit einem unsichtbaren Auto auf Verbrecherjagd ging. Bond ist in der Gegenwart angekommen, mehr noch als in „Casino Royal“ wird deutlich gemacht, dass die Zeiten der Superschurken mit ihren Weltherrschafts-Fantasien vorbei sind. Der Sinn einer Institution wie dem MI6 wird in Frage gestellt, nur damit diese Frage von M gleich erneut hinterfragt wird: Die Bösen sind nicht mehr an geographischen Fixpunkten auszumachen, die Bösen sind überall, „im Schatten“, und da braucht man erst recht den klassischen Geheimagenten. Gleichzeitig also: Ist ein klassischer Agentenfilm, wie es die alten Bonds waren, noch zeitgemäß? Oder sind Filme wie „Ein Quantum Trost“ die Zukunft? Hektische Kameraschnitte, die selbst in ruhigen Momenten unruhig wirken, als wäre der Kameramann selber auf Entzug, so wie es Bond beim Eignungstest zu sein scheint?

Mendes jedoch führt seinen Bond wieder in die alte Spur zurück und bleibt gleichzeitig zeitgemäß. Action ja, übertriebene Stunts, ok, aber man soll was erkennen. Exotische Schauplätze, dieses Mal recht zurückhaltende Bond-Girl Momente, und doch mehr Tiefgang als von Bond gewohnt. Der gebrochene Held, die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, sowohl von Bond, als auch von M, erst Recht mit der Filmreihe. Das James eine Kindheit hatte, wird seit 50 Jahren das erste Mal in diesem Ausmaß thematisiert, dass M mehr ist als eine Chefin ist ebenso. Natürlich ist der neue Bond keine tiefgehende Charakterstudie, setzt aber dennoch mehr auf Dialoge, die Charaktere und ihre Beweggründe, wie auch, schon angesprochen, auf ihre Vergangenheit. „Skyfall“, zeitlich nach „Casino Royal“ angesiedelt, theoretisch also vor den anderen Bonds, bedient sich dennoch der Nostalgie, indem der alte Aston Martin aus der Garage geholt wird (im wahrsten Sinne des Wortes), obwohl Bond ihn irgendwie noch gar nicht haben dürfte. Denn erst die Schlussszene schließt den Kreis zu den Klassikern, zu den Bonds, die wir kennen, lieben, oder auch hasslieben. Die neuen Bonds sind ein zeitliches Paradoxon, und „Skyfall“ mehr als die anderen.

Es gibt vieles, was es zu erwähnen gibt: Die perfekten Kamerabilder, den genial von Javier Bardem gespielten Schurken, dessen Beweggründe durchaus nachvollziehbar sind. Und selbst wenn man hier behaupten könnte, Silva wusste, das so etwas passieren kann, als er den Vertrag unterschrieb: Ich denke, nach sechs Monaten Folter überlegt man sich alles noch mal in Ruhe und findet das dann doch nicht mehr so ok.

„Skyfall“ könnte also die perfekte Symbiose sein, der Kompromiss zwischen den klassischen Bonds und den Sehgewohnheiten von heute. Insofern macht er seine Sache gut, vielleicht nicht perfekt, ist aber dennoch einer der besseren Bond-Filme. Bei der Vergangenheit der Filme, so wie man auf James Bond konditioniert wurde ist das vielleicht nicht „der“ Bond wie man ihn kennt, aber auch früher war ja nicht jeder Bond wie der andere. Meine Güte, dann trinkt James halt mal ein Bier. Da es noch nie gezeigt wurde: Vielleicht trinkt er sogar zum Frühstück mal ein Glas Milch? Who cares…

9 Kommentare

  1. maloney · November 3, 2012

    Auch nur 8 Punkte…10 ist doch das minimum?

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    • Xander · November 3, 2012

      „Nur“ 8 Punkte? Ich finde 8 durchaus angemessen.

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  2. Pingback: Review: JAMES BOND 007 - SKYFALL | ChristiansFoyer
  3. bullion · November 3, 2012

    Die ganze Blogosphäre ist im Bond-Fieber – und ich habe noch nicht einmal „Quantum of Solace“ gesehen… „Skyfall“ wird dann in ein paar Jahren nachgeholt… 😉

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    • Xander · November 3, 2012

      Kannst „Quantum“ auch überspringen…

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  5. Dos Corazones · November 7, 2012

    Jo, die Meinung kommt ja schon sehr nah an meine Einschätzung nach dem Kinobesuch heran. Kameraarbeit, Licht/Schatten-Spiele und Javier Bardem sind jedenfalls über jeden Zweifel erhaben.

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