Kritik: COWBOYS & ALIENS [2011]

Jon Favreau, Steven Spielberg, Daniel Craig, Olivia Wilde, Harrison Ford, Sam Rockwell – mit Namen wird beim Vorspann von „Cowboys & Aliens“ bei weitem nicht gegeizt. Dann noch dieser Filmtitel – was kann man da Schlimmes erwarten? Beziehungsweise – was erwartet man überhaupt, was habe ich erwartet? Einen selbstironischen Actionblockbuster, der mit einem Augenzwinkern zeigt was passiert, wenn Außerirdische in den wilden Westen einfallen, anstatt wie üblich in der Gegenwart in New York oder Los Angeles. Einen Daniel Craig, der ordentlich die Sau rauslässt. Aber auf keinen Fall: Einen sich selbst zu ernst nehmenden Actionfilm, der das alles wirklich so meint, wie er es uns zeigt. Und was ist es nun geworden?

Daniel Craig mimt den einsamen Cowboy ohne Erinnerung, der eines Tages mitten im Nirgendwo aufwacht und einen fremdartigen, metallenen Armreif um sein linkes Handgelenk vorfindet. Er kann sich an nichts erinnern, scheint aber extrem kampferfahren zu sein, was ihm auch bald etwas nützen soll: Außerirdische greifen die Stadt an und entführen Menschen. Die übriggebliebenen Einwohner sammeln sich und ziehen in den Krieg…

Dass es mehr nicht zu erzählen gibt über die grobe Handlung des Films sollte zwar zum einen Warnung genug sein, zum anderen wäre es aber egal, wenn es denn der Film würde, den man erwartet. Großartige Action, lockere Sprüche – das Western und Science-Fiction kein Widerspruch sein müssen, hat uns ja nicht zuletzt „Firefly“ bzw. „Serenity“ gezeigt. Ein gewagter Vergleich – so im Nachhinein. Denn das sich beide Genrevertreter nicht so einfach vergleichen lassen, wird sehr bald deutlich, spätestens aber mit dem Eintreffen der Außerirdischen. Was bis dahin noch als gelungener (wenn auch nicht mehr) Western durchgehen könnte, mausert sich dann zum kruden Genremix, der ernst genommen werden will. Craig wird mitnichten als Lonesome-Rider in abstruse Alienbegegnungen verwickelt, sondern vielmehr als wortkarger Ganove mit tragischem Hintergrund etabliert, was aber egal ist, denn er ist es einem auch. Kein Charakter ist wirklich herausgearbeitet, selbst bei Harrison Ford weiß man gar nicht, ist er jetzt böse, ist es ein Guter? Zum einen reitet er mit seiner ganzen Gang in das Dorf ein, um seinen Sohn dem Sheriff zu entreißen, zum anderen gibt es die ein oder andere Szene in der man denken könnte: Ach, netter Kerl, eigentlich. Aber vielleicht ist das ja die Ironie. Wenn, funktioniert sie aber nicht. Am schlimmsten hat es jedoch Olivia Wilde erwischt, die im Grunde nur dumm rumsteht und der man am Gesichtsausdruck ansieht dass sie gar nicht weiß was sie da tut. Oder warum sie so blöd sein konnte, für sowas zu unterschreiben. Ihre Rolle und was mit ihr im Verlauf der Handlung geschieht, setzt dem Ganzen sowieso die Krone auf.

Natürlich (?) ist nicht alles schlecht in „Cowboys & Aliens“. Weitläufige Landschaftsaufnahmen, rauhbeinige Action, ein stimmungsvoller (wenn auch nicht immer passender) Score – es kommt schon ein gewisses Westernfeeling auf, und Daniel Craig passt wunderbar in die Rolle des leidgeprüften Cowboys. Ihn würde man sich wirklich mal in einem Italo-Western wünschen und ich behaupte einfach mal, er hätte auch in einem Sergio Leone-Film eine gute Figur gemacht. Und wenn auch zu wenig, so kann man dem Film auch nicht komplett leichten augenzwinkernden Humor absprechen, der dann aber auch funktioniert.

Der große Film der verpassten Chancen – so könnte der Alternativ-Titel für „Cowboys & Aliens“ lauten. Die Prämisse klingt grandios, denn wer sagt denn, dass Außerirdische nicht schon im Wilden Westen zugegen waren? Aber was dabei herausgekommen ist, ist schon relativ enttäuschend. Ein viel zu langer, sich viel zu ernst nehmender Genre-Mix dem es nicht gelingt, die Stärken der beiden Genres zu vereinen. Ob die Comic-Vorlage wirklich so wenig hergegeben hat, kann ich zwar nicht beurteilen, kann es mir allerdings kaum vorstellen.

12 Kommentare

  1. Florian Lieb (@Flo_Lieb) · September 2, 2012

    He’s back!

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    • Xander · September 2, 2012

      War eigentlich noch nicht so geplant. Hab aber bei Facebook gesehen, dass Bullion „Cowboys & Aliens“ auf Blu Ray erstanden hat und wollte mit der Kritik Erster sein 🙂

      So, und jetzt deine Meinung zum Film bzw. deine Meinung zu meiner Meinung?

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  2. Florian Lieb (@Flo_Lieb) · September 2, 2012

    Hab keine Meinung, da nicht gesehen. Bzw. nur auf Sky gestern kurz die Szene als Craig Whiskey in der Bar bestellt und Olivia Wilde rüberkam. Und dann hab ich Fußballkonferenz weitergeschaut 😀

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    • Xander · September 2, 2012

      War bestimmt auch gut. Wobei ich mich auf das Derby konzentriert hab. Und da würde ich 9/10 für geben.

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  3. bullion · September 2, 2012

    Und damit rückst du jetzt raus nachdem ich den Film gekauft habe? Aber noch habe ich ja Hoffnung und für einen netten Filmabend taugt der Titel vermutlich allemal. Ansonsten lege ich danach noch einmal „Firefly“ ein und bin zufrieden 🙂

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    • Xander · September 2, 2012

      Dann frag das nächste Mal vor der Bestellung 😉

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  4. donpozuelo · September 4, 2012

    Ich fand ihn okay. Als Popcorn-Kino eigentlich ganz gut. Ursprünglich sollte ja Robert Downey Jr. die Hauptrolle spielen. Das hätte dem Film wahrscheinlich die benötigte witzige Note gegeben, um ihn so richtig gut zu machen.

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    • Xander · September 4, 2012

      Möglich. Craig passt eher zu dem ernsten Part.

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  5. Wulf | Medienjournal · September 6, 2012

    Da gleichen sich unsere Wertungen ja doch ziemlich und deine Kritik ist mehr als berechtigt wie ich finde.

    @bullion: Das hättest du aber schon vor langer Zeit bei mir nachlesen können, dass der Streifen wenig taugt! 😉

    Übrigens, der Comic ist tatsächlich (meiner Meinung nach) NOCH schlechter als der Film – wenn auch nicht viel. Beleg: http://medienjournal-blog.de/2011/09/cowboys-aliens-comic/

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