Der Diktator
„Borat“ war anders. Eine respektlose Komödie, in der den Amerikanern der Spiegel vorgehalten wurde und die so einige Klagen nach sich zog, weil manche unfreiwilligen Darsteller gar nicht damit einverstanden waren, dass ihre Aussagen im Kino einem Millionenpublikum präsentiert wurden. Zu „Brüno“ kann ich leider nichts sagen, da ich ihn nicht gesehen habe, aber „Der Diktator“ klang dann wieder vielversprechend: Ein Film über einen afrikanischen Diktator, der sein Volk unterdrückt und dem der Besitz von waffenfähigem Plutonium nachgesagt wird – reale aktuelle politische Ereignisse lassen grüßen und man konnte eine bissige Satire erwarten. Aber Sacha B. Cohen zeigt nur selten, was der Film hätte werden können und drehte stattdessen eine Hommage an Adam Sandler mit zahlreichen Sex-Witzchen und einer unnötigen (aber zu erwartenden) Liebesgeschichte. Selig die, die den Trailer im Vorfeld nicht kannten: Selten hat die Werbung für einen Film die wenigen lustigen Szenen überhaupt schon komplett im Vorfeld gezeigt, so dass im Grunde nur noch ein komplett spannungs- und humorbefreites Filmchen übrig bleibt. Die gesamte virale Kampagne im Vorfeld des Kinostarts war lustiger als das Ergebnis im Kino.
Hangover: Part 2
Wer kennt ihn nicht, diesen berühmten „Tag danach“. Bestenfalls hat man einen Kater, schlimmstenfalls fehlen einem ein paar Stunden. Oder, wie es damals bei „Hangover“ der Fall war: Es fehlen Erinnerungen an die gesamte Nacht. Man wacht morgens auf, man weiß nicht wo man ist, wo der Kumpel ist, wo das Baby herkommt, warum ein Tiger im Bad ist. Das die Versuche, das Gedächtnis wieder aufzufrischen, in einer Kinosichtung sogar sehr lustig sein können, zeigte der Film dabei auch, das eine Zweitsichtung im Heimkino durchaus sehr enttäuschend enden kann, ebenfalls. Und vielleicht hatte Todd Philipps ebenfalls eine durchzechte Nacht hinter sich, als er das Script zu „Hangover: Part 2“ geschrieben hatte, denn im Grunde passiert hier fast das gleiche, nur halt in Bangkok. Und ähnlich wie beim ersten Teil, funktioniert die Heimkino-Sichtung nur bedingt. Bei einem realen „Hangover“ will man ja eigentlich alleine sein, laute Geräusche vermeiden und regungslos auf dem Sofa leiden. Die filmische „Hangover“-Variante funktioniert hier anders: Die Filme sind Gruppenerlebnisse, wollen gemeinsam mit anderen erlebt werden. Nur so ist es zu erklären, dass das zu Hause nicht funktioniert. Das man sich an den Witzen unter der Gürtellinie stört. Und im Grunde recht selten das tut, wofür der Film gemacht wurde: Lachen.
Tucker & Dale Vs. Evil
Slasher-Filme bieten sich für eine „kritische“ Aufarbeitung des Themas ja durchaus an. Sei es „The Last Horror-Movie“ oder aber „Behind The Mask“ – Ansätze, die Mechanismen dieser Filme aufzudecken, gibt es genug. „Tucker & Dale“ beschäftigt sich mit dem Untergenre des Backwood-Slashers: Jugendliche fahren übers Wochenende aufs Land, treffen auf dem Weg dorthin schon die mysteriösen „Eingeborenen“, die Polizei ist auch nicht grade vertrauenswürdig und am Ziel geht es ihnen an den Kragen, inkl. nichtexistentem Handyempfang. Der Zuschauer musste bisher immer darauf vertrauen, dass die Sichtweise dieser Filme stimmte. Aber wer sagt, dass es im Hinterland immer so abläuft? Vielleicht sind die Todesfälle ja auch eine Verkettung unglücklicher Umstände? Auch bei diesem Film wird man den meisten Spaß haben, wenn man den Trailer nicht kennt, aber auch so funktioniert der Film insofern, dass man schon fast Mitleid mit den beiden frischgebackenen Hausbesitzern hat, weil diese verrückten Jugendlichen auf ihrem Grundstück Massenselbstmord verüben.
Achtung! Trailer schauen auf eigene (Spoiler-)Gefahr!
Im tiefen Tal der Superbabes
Zwei Freunde reisen durch eine gewonnene Pornokino-Box ins Land der Superbabes – die Realität gewordenen Pornofilme des Produzenten Diamond Jim. Was sich am Anfang noch nach einer netten Idee anhört und auch einen oder zwei Lacher beinhaltet, nutzt sich doch relativ schnell ab und verkommt zu einer einzigen Fleischbeschau. Man wird das Gefühl nicht los, der Regisseur hätte viel lieber nen richtigen Porno gedreht, sich aber nicht getraut. Denkt man am Anfang noch, die flachen Dialoge und Sexwitzchen werden ganz ironisch als Anlehnung an reale Pornos verwendet und da kommt noch was – falsch gedacht. „Deep In The Valley“ ist ein Porno ohne Sex. Genauso flach, genauso handlungsbefreit, genauso unlustig. Wenn man im Nachhinein so darüber nachdenkt, könnte man tatsächlich einen recht witzigen Film über dieses Thema drehen, diesen Film kann man ja leider nicht dazuzählen. Trotz der kurzen Laufzeit habe ich nach einer Stunde abgebrochen und werde die Sichtung auch nicht fortsetzen – man kann seine Zeit tatsächlich besser totschlagen. Jetzt könnte man auch argumentieren: Wenn man den Film mit seinen Kumpels guckt und ordentlich Alkohol intus hat, macht der am meisten Spaß – aber mein Gott, man kann sich doch nicht jeden Film schönsaufen. Dann wäre ich in letzter Zeit echt dauerstramm gewesen.
(ohne Wertung)
Du hast vollkommen Recht: „Hangover 2“ sollte man wirklich in der Gruppe sehen, dann macht er auch wirklich Spaß! „Tucker & Dale vs. Evil“ fand ich dagegen stärker. Ein rundum gelungenes Filmerlebnis, das allerdings am besten auch in der Gruppe gesehen wird.
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Also wenn ich mir hier den direkten Vergleich so ansehe: Entweder ich habe „Hangover 2“ zu hoch angesetzt oder „Tucker & Dale“ zu niedrig, aber der 1-Punkte-Abstand ist zu gering, ist „Tucker & Dale“ doch wirklich viel besser. Seht „Hangover 2“ eher als aufgerundete 5,5/10.
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Endlich mal jemand, der auch meiner Meinung ist: „Der Diktator“ war wirklich nur in seinen unterschiedlichen Werbekampagnen lustig!
„Hangover 2“ ist jetzt tatsächlich so ein Film, auf den ich hätte verzichten können. Kann man sich aber trotzdem anschauen.
„Tucker & Dale vs Evil“ fand ich super! Dem würde ich definitiv ein, zwei Punkte mehr geben!
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