Serienkritik: THE WALKING DEAD – Season 1

Nachdem Vampire ihre Horrorzeit hinter sich gelassen haben, in dem sie durchgestylt glitzernd durch die Weltgeschichte laufen und depressive Frauen flachlegen, eifersüchtig beobachtet von Latino-Werwölfen, bleiben dem Horrorfreund nicht mehr so viele Genrefiguren, auf die man sich verlassen kann. Auf jeden Fall dazuzählen kann man die Zombies – denn das wird wohl nicht passieren, dass es mal eine Teen-Kitsch-Gruselromanze mit Untoten gibt, das wäre schon arg widerlich. Dementsprechend gibt es auch heutzutage immer mal wieder neue Genrevertreter, die den Zombie zwar mal schlurfend, mal rennend porträtieren, ihn in seiner Motivation (Menschenfleisch) aber unangetastet lassen. Selbst Danny Boyles Infizierten-Film „28 Days Later“ konnte sich davon nicht freisprechen, auch wenn es sich eigentlich nicht um Zombies handelte. Doch wenn man 28 Tage später im Krankenhaus aufwacht und nur solche Kaputten auf der Straße herumlaufen, ist einem das als Betroffenen glaube ich auch egal.

Das wird sich auch Polizist Rick gedacht haben, der nach einer Schussverletzung ins Koma fällt und auf ganz ähnliche Weise anschließend aufwacht, wenn schon alles zu spät ist. Lange muss er jedoch nicht herumrätseln, was das für Freaks sind, wird er doch von einem Vater mit seinem Sohn aufgeklärt mit dem Hinweis, dass es wohl in Atlanta ein Flüchtlingslager gibt. Nachdem es Hinweise gibt, dass Ricks Frau und sein Sohn sich noch rechtzeitig aus dem Staub machen konnten, packt Rick seine Sachen und ein paar Waffen und macht sich ebenfalls auf den Weg nach Atlanta, um sie zu suchen…


Ich kann nicht behaupten, mich im Genre auszukennen. Abgesehen von „28 Days“, „Shaun Of The Dead“ und „Die Nacht der reitenden Leichen“ kann ich mich jetzt an gar keinen Zombie-Film erinnen, den ich eventuell mal gesehen habe. Insofern fällt der Vergleich hier etwas schwer. Von den Bänden habe ich bisher nur den ersten Sammelband („Gute alte Zeit“) gelesen. Leider weiß ich hier jedoch nicht, welche der Ereignisse aus Staffel 1 in den Büchern gegebenenfalls noch stattfinden und welche frei interpretiert wurden. Die Grundstimmung jedoch wurde beibehalten. Weniger geht es darum, möglichst viele Zombies und Gemetzel zu zeigen, alles dreht sich um die Frage, wie wir Menschen auf so eine Situation reagieren würden, wenn die für uns gewohnte Zivilisation zusammenbricht. Dementsprechend spielen zwischenmenschliche Interaktionen auch eine große Rolle – wer mit wem und wer nicht, welche Vorgeschichte hat welcher Charakter. Der zusammengewürfelte Trupp Überlebender muss sich demzufolge auch erst mal arrangieren, nicht immer sind alle einer Meinung. Diese Mischung macht für mich auch den Reiz der Serie aus. Blutige Zombie-Action auf der einen Seite, Beziehungsdramen auf der anderen. Zeitweise erinnerte mich die Serie gar an „Lost“ ohne Flashbacks: Ein paar Leute, zusammengesetzt aus möglichst unterschiedlichen Typen, gestrandet in einer für sie fremden Welt, kämpfen ums Überleben. Es gibt den charismatischen Anführer, der auch mal unangenehme Entscheidungen treffen muss sowie sein weiblicher Gegenpart. Der „Bunker“ (CDC) als Erlösung? Werde ich hier nicht verraten, aber es sei gesagt, dass das Finale an sich etwas schwach war. Aber es war insofern ok, als das dieses Thema nun abgehakt ist und die Reise weiter gehen kann.

Eine interessante Ausgangslage, ein serienuntypisches Setting und starke Bilder (alleine schon, wie Rick in Cowboy-Manier in die Stadt einreitet!) – „The Walking Dead“ ist zwar nicht der Überflieger, dafür ist die Serie, von den Zombies mal abgesehen, dann doch zu gewöhnlich. Auch die Charaktere sind einem viel zu lange zu fremd und man betrachtet das Geschehen zu distanziert. Dennoch: Eine gute, sehenswerte Serie, bei der man schon wissen will, wie es weiter geht. Insofern erwarte ich für die zweite Staffel eine Steigerung – man kennt die Leute und vor allem: Was ist mit Merle?

9 Kommentare

  1. bullion · Mai 26, 2012

    Mir gefällt die Serie bisher sehr gut. Besonders wenn man die Charaktere erst einmal kennt, gewinnt sie auf jeden Fall an Reiz. Die Vorlage kenne ich bisher aber noch nicht. Wird Zeit!

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    • Xander · Mai 26, 2012

      Das ist ja irgendwie Teil des Problems: Bis man die Charaktere richtig kennt, ist die Staffel zu Ende…

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  2. therudi · Mai 26, 2012

    ich fand die Staffel einen Tick besser, aber das ist nur marginal. Die zweite Staffel baute dagegen meiner Meinung nach ab, weil sie aufgrund ihrer zwischenmenschlichen Konflikte und ihres Setting bei doppelter Episodenzahl im Vergleich zum ersten Jahr stagnierte.

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    • Xander · Mai 26, 2012

      Auch wenn ich die zweite Staffel noch nicht gesehen habe: Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das dann alles sehr zieht. Aber da lass ich mich überraschen.

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