Kurzkritik: THE ROAD [2009]

[Leichte Spoiler sind zu erwarten]
Endzeitszenarien gibt es viele: Überflutungen, Dürren, Seuchen, Zombies, Meteoriten, alles zusammen. Und so viele Szenarien es gibt, so viele Filme zu diesem Thema gibt es auch, jeweils mit eigenen Schwerpunkten, Qualitäten, Ausgangslagen. Der zuletzt von mir gesehen Vertreter dieses Genres war „The Book Of Eli„, und der war ja leider sehr enttäuschend mit seiner holzhammerartigen Glaubenspropaganda. Einen ähnlichen Weg schlägt nun „The Road“ ein, in dem sich ein Mann und sein Sohn nach einer atomaren Katastrophe (?) auf den Weg Richtung Süden zur Küste machen. Während die Ausgangslage noch recht ähnlich ist, wird schnell deutlich, dass sich „The Road“ doch sehr von „Eli“ unterscheidet – im positiven Sinne.


Was allerdings nicht heißen soll, dass einen der Film positiv stimmt, ganz im Gegenteil. Da ich kein sonderlicher Kenner oder expliziter Fan des Genres bin, kann ich an dieser Stelle sagen: Das ist glaub ich der düsterste und deprimierendste Genrebeitrag, den ich kenne. Die grauen Bilder, der Vater, der seinem Sohn zeigt, wie man mit einem Revolver Suizid begeht und im krassen Gegensatz dazu die farbenfrohen Rückblenden an bessere Zeiten, wenn der Mann mit seiner Frau beispielsweise Klavier spielt und ihre Hand hält – während er in der nächsten Szene in der Gegenwart vor einem alten Klavier in einem leerstehenden Haus steht und weinend zusammenbricht. Nein, der Film verbreitet keine positive Stimmung, und wer nach der Sichtung bzw. dem Ende auch nicht im Ansatz ein flaues Gefühl im Magen verspürt, ist ein emotionsloser Roboter.

Das Menschen in einer solchen Situation ohne Aussicht auf Nahrung Kannibalen werden, liegt nahe und wurde mit Sicherheit auch schon das ein oder andere Mal (auch filmisch) umgesetzt. Doch was dies wirklich bedeutet, das macht „The Road“ deutlich: Traue niemanden, besonders Kinder sind in Gefahr, und wenn Vater und Sohn in dem „Vorrats“-Keller ausgezehrte Menschen finden, die im wahrsten Sinne des Wortes als Vorrat dienen: Das ist erschreckend und gleichzeitig doch so realistisch.

Ich kenne die literarische Vorlage nicht, und wie so oft wird es so sein, dass diese um Längen besser sein wird. Ich kann nicht sagen, was der Film im Vergleich hätte besser machen können, oder was sogar besser gemacht wurde. Ob der Film nur jede Seite bebildert oder die Dinge auf seine Weise interpretiert: Wenn der Sohn sagt, er möchte seiner Mutter folgen und demzufolge nicht mehr leben und ihn die Kamera in den nächsten Szenen dabei zeigt, wie er sich nach geeigneten Selbstmordmöglichkeiten umsieht – dann ist mir das im Grunde auch völlig egal. Der Film reißt einen mit, ist sehr gut – aber schwer verdaulich und vermutlich kein Film, den man sich gerne immer wieder mal ansieht.

8 Kommentare

  1. donpozuelo · Mai 18, 2012

    Ich fand den Film super und das sage ich als Fan des Buches. Klar, das Buch liest sich echt in einem Rutsch, ist super spannend und sehr gut geschrieben. Aber der Film fängt die Stimmung des Buches, diese trostlose Einsamkeit, echt sehr gut ein. „The Road“ gehört definitiv zu den gelungenen Buchverfilmungen.

    Like

    • Xander · Mai 18, 2012

      Vielleicht mehr ich mir das Buch auch mal vor – allerdings nehme ich mir immer viele Bücher vor…

      Like

  2. Florian Lieb (@Flo_Lieb) · Mai 18, 2012

    wer nach der Sichtung bzw. dem Ende auch nicht im Ansatz ein flaues Gefühl im Magen verspürt, ist ein emotionsloser Roboter.

    Beep, Beep, Beep.

    Like

    • Xander · Mai 18, 2012

      Was meinst du, warum ich das geschrieben habe. Hatte deine Meinung als Kommentar bei Bullion gelesen und musste mir was überlegen, wie ich eine Reaktion provoziere 😉

      (Wobei ich selbstverständlich zu dem stehe, was ich geschrieben habe)

      Like

    • Florian Lieb (@Flo_Lieb) · Mai 18, 2012

      I’m a Cyborg, but that’s okay

      😉

      Like

  3. maloney · Mai 20, 2012

    Werd ich mir dan wohl demnächst auch noch zu Gemüte führen

    Like

  4. bullion · Mai 24, 2012

    Ja, sehe ich auch so, war in meiner Depression nach der Sichtung aber euphorischer. Dazu stehe ich auch heute noch… 🙂

    Like

  5. Pingback: The Road (2009) | Film-Blogosphäre

Sag was dazu!