Kritik: GHOST RIDER 2 – SPIRIT OF VENGEANCE [2012]

Der Rider ist wieder unterwegs. Fünf Jahre nach der Erstverfilmung läuft nun der „zweite Teil“ im Kino, und wieder gibt Nicolas Cage den Kopfgeldjäger des Teufels. In Anführungszeichen deshalb, weil dieser Teil schon fast als Reboot zu sehen ist – der erste Teil spielt in keinster Weise eine Rolle, die Entstehung des Riders wird in Comic-Sequenzen rückblickend erklärt und weicht zudem auch leicht ab. Was aber kann jetzt ein weiterer Film bieten, wurde der erste doch von fast allen verrissen und zähle ich doch zu dem nur kleinen elitären Kreis von Menschen, die im ersten Teil wirklich ganz großes Kino sehen? Rückblick: Ein brennender Typ auf seinem brennenden Motorrad sollte zusammen mit einem brennenden Cowboy auf einem brennenden Pferd verhindern, dass der Teufel eine Liste von Seelen bekommt. Coole Sache dass, ein großer Spaß und sich selbst nicht zu ernst nehmend. Und dass der Film rockt, merkt man spätestens an dieser Stelle: Klick. Und daran, dass er hier 11/10 Punkten bekommen hat.
Jetzt also: „Spirit Of Vengeance“.


Johnny Blaze will nicht mehr, dass der Ghost Rider in ihm ausbricht, und so versteckt er sich in Osteuropa (????). Dennoch kann er von einem Kampf-Priester namens Moreau gefunden werden (????), der ihn davon überzeugt, einen kleinen Jungen namens Danny zu beschützen, der der leibhaftige Sohn Satans ist. Der Schläger Carrigan hat jedoch vom Teufel den Auftrag bekommen, den Jungen zu holen – denn der prophezeite Tag eines Rituals steht bevor, in welchem sich Satan in den Jungen übertragen lassen will, oder so. Jedenfalls geht das nur an diesem Tag, denn dann ist Wüstenrot-Tag, und danach – keine Ahnung. Und sicherheitshalber holt sich Satan den Jungen nicht selber, oder schickt mächtige Dämonen, damit das ja nicht schief geht, sondern lässt das irgendwelche Schläger erledigen. Macht ja auch mehr Sinn.

Eventuell merkt Ihr schon an meiner kurzen Inhaltsangabe, in welche Richtung dieses Review geht. Ich kann halt einfach nichts schönreden, was nicht schön ist. Es ist ja nicht so, dass ich den Film scheiße finden will – um Gottes Willen, genau das Gegenteil ist der Fall – aber „Ghost Rider 2 – Spirit Of Vengeance“ macht es einem auch nicht leicht. Ich kann mir einfach nicht erklären, was genau da schief gelaufen ist. Naja ok, eigentlich doch. Es fängt ja bei der Technik an. Auch wenn 3D draufsteht, auch wenn man gezwungen ist, mit dieser albernen Brille im Kinosaal zu sitzen – es gibt kein 3D. Gut, die eingeblendeten Ortsangaben „schweben“ im Raum, und vielleicht reicht das einigen Filmfreunden schon, um nen feuchten Schlüpper zu bekommen, aber viel mehr ist leider nicht. Erst recht nicht, wenn man zuvor „Hugo Cabret“ gesehen hat, welcher in meinen Augen bis auf weiteres mit die 3D-Referenz sein wird (vielleicht bis „John Carter“ startet?). Es gibt sie, die Szenen, die in 3D richtig cool gewesen wären, allein, sie sind es nicht. Ich glaube auch nicht, dass der Film in 3D gedreht wurde, dann wäre zumindest eine Grund-Dreidimensionalität vorhanden.

Weiter geht es mit dem Schnitt. Selten hatte ich bei einem Film so oft das Gefühl, dass das Timing nicht stimmt. Es sind so Szenen, die immer 1-2 Sekunden zu lange gehen, es wirkt, als wüsste niemand so recht, was nun, und so bleibt die Kamera erst mal dort, wo sie ist. Besonders deutlich wird dies, wenn der Rider das erste Mal in Erscheinung tritt, das passt einfach alles nicht. Und dann steigt er von seinem Bike und muss erst mal ne Runde posen, und niemand weiß, was tut er da, was soll das, weiter bitte. Man schleppt sich so von Szene zu Szene, wie improvisiert. Abrupte Ortswechsel sind keine Seltenheit, aber man gewöhnt sich dran. Ob das ganze nu in Polen, Russland oder in der Türkei spielt, ist dann auch egal. Es weiß sowieso immer irgendjemand, wo man hin muss, da wird schon für aufgepasst, dass sowas wie Spannung gar nicht erst aufkommt.

Das liegt auch mit am Drehbuch, über welches ich aber nicht viel Worte verlieren will – nachher schreib ich da noch mehr drüber als der Autor reingeschrieben hat. Wie schon gesagt, ist das ganze relativ spannungsbefreit, und so sind es die Schauspieler, die die Kohlen aus dem Feuer holen müssen – mit wenig Erfolg. An dieser Stelle zitiere ich mal Torsten Dewi: „Nicolas Cage ist endgültig jenseits von Gut und Böse und versucht gar nicht mehr, sowas wie ein menschliches Wesen darzustellen. Alle Akteure drumherum knallchargieren mit ihm um die Wette. Die Figur des Ghost Rider, deutlich dreckiger und gemeiner, scheint diesmal hauptsächlich auf Posing aus zu sein.
Genug gesagt.

Fazit:
„Ghost Rider 2“ ist ein ganz schlimmer Film, der den Zuschauer noch dadurch zusätzlich beleidigt, dass dieser gezwungen ist, während der gesamten Laufzeit eine Plastikbrille zu tragen ohne zu wissen, warum. Selbst handwerklich schlecht gemacht, besticht der Film durch Abwesenheit grundlegender Logik, sinnlosem Rider-Gepose und talentbefreite Darsteller. Es kommt einfach nicht dieses Bad-Ass-Ghost-Rider-Feeling auf, diese B-Movie-Scheißegal-Stimmung, selbst die fettesten Actionsequenzen wirken deplaziert und rocken darum bei weitem nicht so, wie sie es verdient hätten. „In Flammen stehender Riesenbagger in 3D!“ liest sich bombastischer als es das Ergebnis ist. Einzig die Special-Effects für sich allenstehend so wie die Animation des Riders können überzeugen, können aber dann auch nichts mehr retten. Es gab mal Zeiten, da wäre sowas direkt auf DVD gelandet.

P.S.: Wofür braucht diese tätowierte Sekte eigentlich soviel Wein und Waffen?

16 Kommentare

  1. maloney · Februar 27, 2012

    Der Christopher Lambert absolvierte ja ein 3 monatiges Schwerttraining für die Rolle!

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    • Xander · Februar 27, 2012

      Nein. Nicht wirklich. Ernsthaft??

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    • maloney · Februar 27, 2012

      Jap ohne flux!

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    • Xander · Februar 27, 2012

      Na, hat sich ja gelohnt.
      Aber… verlernt man das denn??

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    • maloney · Februar 27, 2012

      Der Highlander verlernt nie etwas!

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    • Xander · Februar 27, 2012

      Ach dann war das Training wohl nur, um ein paar neue Moves zu zeigen.

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    • maloney · Februar 27, 2012

      Ich sage das Training war schlicht für die Katz‘ 😀

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  2. bullion · Februar 27, 2012

    Äh ja. Hatte irgendwie etwas anderes erwartet – also von dir, nicht vom Film… 😉

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    • Xander · Februar 27, 2012

      Also alles lass ich mir ja auch nicht gefallen, von so nem Film. Und man kann nicht sagen dass ich voreingenommen war 😉

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  3. donpozuelo · Februar 28, 2012

    Ich dachte noch, dass Teil 2 möglicherweise besser werden könnte als der erste Film. Zumindest sah der Trailer sehr viel cooler aus und eigentlich wollte ich Hoffnung in den „Ghost Rider“ haben, weil ich die Figur an sich ziemlich cool finde. Aber nun werde ich das alles in der Toilette herunterspülen gehen.

    Und zum thema 3D – „Hugo“ ist für mich auch ab jetzt erst mal das Nonplus-Ultra!!! Grandios!

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    • Xander · Februar 28, 2012

      Wobei die meisten Kritiken im Netz nicht nur etwas besser ausfallen, sondern diesen Teil auch besser als den ersten Teil ansehen. Vielleicht solltest du dir also besser selber ein Urteil bilden…

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