Serienkritik: DOCTOR WHO – Season 4 – Specials
Die vierte Staffel hinterließ den Doktor im Wechselbad der Gefühle – zum einen hat er sehr wohl gemerkt, dass er nicht alleine ist und sehr wohl Freunde oder eine „Familie“ hat, dies vor allem im finalen Zweiteiler, wo alle gemeinsam die Tardis steuern (bis auf Jackie, die nichts anfassen durfte), zum anderen, und das wird am Ende der Staffel deutlich, dass er seine Freunde doch immer wieder zurück lassen und alleine weiterreisen muss. Besonders die erneute Trennung von Rose viel ihm schwer (und mir als Zuschauer auch), erst recht weil sein zweites Ich haben kann, was ihm nicht möglich ist.
2009 war es dann etwas ruhiger um die Tardis. Anstelle einer neuen Staffel gab es – zusätzlich zum üblichen Christmas-Special 2008 – lediglich drei Specials, wobei das letzte Special ein Zweiteiler war und standesgemäß zu Weihnachten kam – und mit ihm der neue Doktor. Bis er allerdings an der Reihe war, sollte „John Smith“ noch einige Abenteuer bestehen.
The Next Doctor
1851: Am heiligen Abend landet der Doktor mit der Tardis in London, nur um festzustellen, dass die Cybermen (die aus der Parallelwelt, Season 2) schon da sind. Durch einen unglücklichen aber für die Serie typischen Zufall konnten sie dem Void mit Hilfe des Dimensional Vaults der Daleks entfliehen und sind auf der Erde gestrandet. In London trifft er auf einen Mann, der sich selbst „der Doktor“ nennt und seine Companion Roswitha. Ist dieser Mann gar eine spätere Inkarnation des Doktors mit Gedächtnislücken?
Schon als der Vorspann lief war klar, dass es sich hier um eine super Folge handeln muss. Und im Großen und Ganzen stimmte das dann auch. Der „zweite Doktor“ mit seinem Screwdriver, der ganz und gar nicht sonic ist, die Tardis, die man sich auch irgendwie anders vorgestellt hat und die Cybermen: Es war dramatisch, es war witzig, es ging um das Ende der Welt (wie man es von Russel T. Davis gewohnt ist) aber auch – es war voller glücklicher Umstände und Ungereimtheiten (wie man es von Russel T. Davis gewohnt ist). Doch im Kontext dieser Folge war das relativ unwichtig, dieses Special sollte einfach nur Spaß machen, und das hat es, wenn das Ende auch auf das Ende des zehnten Doktors vorbereitete. Denn am Ende ist der Doktor allein, „as always“, und so nimmt er die Einladung Jacksons an, ihm beim Weihnachtsessen Gesellschaft zu leisten, „in honour of those we have lost“.

Planet Of The Dead
Das Osterspecial 2009 und ein Argument dafür, dass es doch bitte beim Weihnachtsspecial bleiben sollte. Ein Bus mitsamt der Passagiere fährt durch ein Wurmloch und landet auf einem Wüstenplaneten, völlig auf sich allein gestellt. Ok, nicht völlig, denn natürlich war zufällig der Doktor an Bord, der den Leuten dann auch gleich verspricht, sie wieder nach Hause zu bringen, was aber gar nicht so einfach ist, und darum ruft er dann auch gleich bei UNIT an und bittet um Hilfe, was ja sowieso schon eine ungewöhnliche Vorgehensweise ist. Dadurch, dass sich die Handlung hauptsächlich in und um den Bus herum abspielt, wirkt das ganze schon fast wie ein Kammerspiel und das ist nicht unbedingt die Art und Weise, wie Doktor Who funktioniert. Und so stellt sich dann auch relativ schnell so etwas wie Langeweile ein. Es passiert nicht viel, es gibt wenig zu lachen, und die Fliegenwesen sind doch etwas… gewöhnungsbedürftig. Und so langsam ermüdet es wirklich, dass es jedesmal um die Rettung des gesamten Planeten Erde geht. Ich mein, die TARDIS bewegt sich doch durch Zeit UND Raum – warum muss der Doktor dann andauernd die Erde retten?

The Waters Of Mars
Manche Ereignisse der Geschichte sind fix. Sie dürfen durch nichts und niemanden nachträglich geändert werden, und wenn sich sogar Daleks daran halten, dann muss da ja was dran sein. Denkt sich auch der Doktor, als er auf der ersten Mars-Basis der Menschen landet und realisiert, was dort in wenigen Stunden passieren wird: Die Station explodiert und alle Menschen darin sterben. Doch natürlich ist das einfacher gesagt als getan, denn erst wird er nicht weggelassen, und so ganz ein Einmischung geht es dann ja doch nicht. Und am Ende erleben wir den Doktor, wie es schon lange überfällig war: Warum sollte er, als letzter der Time-Lords, nicht das Recht haben, in die Geschichte einzugreifen? Warum muss er immer leiden und alleine sein? Wer entscheidet, wer gerettet werden darf und wer nicht? „For a long time now, I thought I was just a survivor, but I’m not; I’m the winner… the Time Lord Victorious!“.
Die Geschehnisse der letzten Staffeln sind nicht spurlos an dem Doktor vorübergezogen, das von den Ood prophzeite Ende macht ihm schwer zu schaffen. Es ist pures Drama kurz vorm Abspann, welches die Messlatte für das große Finale um so höher legt…

The End Of Time 1&2
Die Menschheit, die Erde, ja, sogar das ganze Universum stand dank Russel T. Davies schon des öfteren kurz vor der Vernichtung und musste vom Doctor gerettet werden, da muss einem schon was Besonderes einfallen, um ein Staffelfinale und gleichzeitig das Ende einer Doktor-Ära zu zelebrieren. Also geht es wieder einmal um alles, aber noch viel mehr: Jetzt geht es auch noch zusätzlich der Zeit an den Kragen. Ob RTD von alleine auf all diese Ideen kommt oder die Hilfe diverser Substanzen benötigt, kann ich nicht sagen. Was man aber sagen kann: nur er schafft es, riesige Logiklöcher und diverse „wibly-wobly“-Lösungen achselzuckend in Kauf zu nehmen, nur um seine Geschichten voranzutreiben. Im großen Staffel- und Tennant-Finale treibt er das alles auf die Spitze, so dass man das wirklich nicht mehr hinnehmen kann. Wer mit Spoilern leben kann, der kann ruhigen Gewissens weiterlesen.
[SPOILER]
Ok, Time-Lords können scheinbar in einer Uhr weiterexistieren, dann soll es also auch wohl gehen, dass der Master in seinem Ring weiterexistiert. Nun wurde am Ende von Staffel drei jedoch die Zeit zurückgedreht, so dass sich eigentlich niemand an die Geschehnisse auf dem fliegenden Flugzeugträger erinnern kann. Und dennoch erinnern sich noch genug Leute daran, um das Ritual zur Auferstehung des Masters durchzuführen. Ein außerirdischer Torbogen hat die Möglichkeit, Wunden zu heilen – selbstverständlich hat er dann auch die Fähigkeit, die gesamte Menschheit in den Master zu verwandeln. Dies kann Timothy Dalton als Time-Lord-President aber auch ganz einfach mit einem magischen Handschuh wieder rückgängig machen, nachdem er und der gesamte Planet Gallifrey zurückkehrte, weil er einen Diamanten durch den Weltraum auf die Erde geworfen hat. Einen Sturz aus hunderten von Metern überlebt der Doktor unbeschadet, auch das haben wir schon mal anders gesehen.
[/SPOILER]
Es sind noch mehr Dinge, die man mit einem „Wenn das soo ist, dann ist das halt so!“ hinnehmen muss, auch in der Hoffnung, dass ab Season 5 alles besser wird. Natürlich ist nicht alles schlecht. Insgesamt gesehen ist es eine actionreiche und humorvolle Doppelfolge, die (und das darf man ruhig verraten) dem zehnten Doktor am Ende noch eine Art Abschiedstournee gönnt, um sich von allen zu verabschieden – Donna, Wilf, Martha, Mickey, Capt. Jack, Rose, Jackie. Besonders der Abschied von Rose wurde dabei clever gelöst. Man wird mit „The End Of Time 1&2“ seinen Spaß haben, sofern man noch weniger hinterfragt als sonst schon, und der erste kurze Auftritt von Doktor Nummer 11 wirkte auch schon recht vielversprechend. Grandios und absolut erwähnenswert ist aber natürlich noch John Simm, der als Master wieder alles gibt und sich definitiv empfiehlt.
Und für alle Interessierten: Ab 21. Dezember kommt die fünfte Staffel auf FOX – auf deutsch. Meines Wissens das erste Mal nach Staffel 2, wobei Staffel 3 und 4 nicht ausgeschlossen sein sollen.