Im Jahre 1979 kam ein Film namens „Alien“ ins Kino. Dort ging es um eine außerirdische Lebensform an Bord eines Raumschiffes, die die Besatzung dezimierte und ihren Nachwuchs in die Bäuche derselbigen platzierte. Sofort gab es ein großes „Hallo“ unter den Literaten, die Frankfurter Buchmesse wurde gestürmt, die Randalierer mussten mit Wasserwerfern bekämpft werden und Marcel Reich-Ranicki erlag fast einem Herzinfarkt. Die Börse spielte verrückt und die Welt stand kurz vor einer Wirtschaftskrise. Was war passiert? Nun, der ein oder andere Science-Fiction-Freund (u.a. A.E. van Vogt) fühlte sich bei dem Film leicht an das Buch „Die Expedition der Space Beagle“ erinnert, welches 29 Jahre zuvor erschien. Nach einer Zahlung von 50.000 Dollar war dann aber alles gut und die Börse beruhigte sich.**
Die „Space Beagle“ erlebt in diesem Buch jedoch nicht nur ein Abenteuer, viel mehr ist es eine Sammlung von Kurzgeschichten rund um das Besatzungsmitglied Grosvenor. Grosvenor ist Wissenschaftler an Bord der „Space Beagle“ und wird als solcher ganz gern von der restlichen Besatzung belächelt, ist sein Fachgebiet doch der „Nexialismus“, welcher das alles übergreifende Wissen behandelt. Der Nexialismus ist, vereinfacht gesagt, eine Absage an die Fachidioten. Nichts also, was man bei der täglichen Arbeit an Bord eines Raumschiffes braucht – denkt man. Denn wie sollte es anders sein, Grosvenor ist der Mannschaft das ein oder andere mal mit seinen merkwürdigen Mitteln ein Helfer aus der Not, und sei es nur beim Kampf gegen telepathische Wesen, die das Schiff per Gedankenkraft von ihrem Planeten aus „angreifen“ und die Besatzung verwirren. Denn die Parapsychologie ist nicht nur van Vogts Steckenpferd, sondern auch Grosvenor ist darin bewandert.
Überhaupt wirkt es so, als wäre jedes Besatzungsmitglied ein Sheldon Cooper. Jeder ein Fachmann auf seinem Gebiet, aber soziale Interaktion findet so gut wie nicht statt. Alle sind stets neutral und objektiv, Emotionen werden nicht zugelassen, Probleme werden in aller Ausführlichkeit ausdiskutiert. Das macht das Buch sehr trocken und distanziert, man fühlt mit keiner der Personen mit, denn sie selber fühlen ja scheinbar auch nichts. Alles für den Dackel, alles für den Club – ein Privatleben gibt es nicht, alle sind Wissenschaftler mit Leib und Seele. Und so will man zwar schon wissen, wie die einzelnen Abenteuer ausgehen, doch ist es nie mehr als das Beiwohnen eines chemischen Experimentes, bei dem man die Reaktion abwartet. Man bangt nicht um das Leben einzelner Crewmitglieder, man bangt nicht um Einzelschicksale, man ist nur dabei, nicht mittendrin. Auf die Geschichte des Aliens bezogen: Ixtl scheint mehr Emotionen zu haben als die ganze Crew der Space Beagle zusammen. In dieser Geschichte fällt im Übrigen auch auf, dass dieses Buch nicht sehr viel mehr ist als eine Inspiration für „Alien“. Ixtl ist eine außerirdische Lebensform, die ihre Eier in Menschen ablegt – that’s it. Wenn man aus welchem Grunde auch immer vor einer Wahl stehen sollte, wäre „Alien“ auf jedem Fall zu bevorzugen.
„Die Expedition der Space Beagle“ ist ein sehr wissenschaftliches Buch, die Abenteuer der Crew teilweise schwer nachzuvollziehen, da ich doch Science Fiction bevorzuge, die noch einen Hauch Realismus innehat. Ein Außerirdischer, der mit seinem menschlichen Opfer durch Wände gehen kann gehört da nicht wirklich zu. Teilweise endlose Diskussionen der Wissenschaftler, manchmal unverständliches Geschwätz der einzelnen Abteilungen machen das Buch nicht grade zu leichter Kost. Was man nach der Lektüre mitnimmt: Keine Wissenschaft ist für sich alleine die Lösung.
** übertrieben dargestellt
Nach der letzten Sichtung der Extras zu „ALIEN“ wollte ich auch schon immer mal in das Buch reinschauen. Scheint sich aber nicht so wirklich zu lohnen.
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Wie ich finde, nicht. Jedoch ist das Buch scheinbar sehr bekannt, muss ja nen Grund haben…
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