Kritik: REAL STEEL [2011]
Ich bin kein Freund des Boxens. Alle zwei Minuten Werbung und den Rest der Zeit sieht man zwei halbnackten schwitzenden Männern beim Kuscheln zu. Warum sich auch zwei erwachsende Menschen vor einem Millionenpublikum die Fresse polieren, erschließt sich mir nicht, doch da gibt es mit Sicherheit eine antropologische Erklärung für. Dagegen: Roboterboxen, das hätte was. Vergleichbar mit der Formel 1, ein Wettkampf der Ingenieure und den Leuten, die die Roboter steuern. Nicht nur die Technik entscheidet, sondern auch die Menschen, die diese bedienen. In „Real Steel“ hat eben dieses Roboterboxen den Menschen in dieser Sportart abgelöst, nachdem die menschliche Gier nach noch mehr Brutalität von den richtigen Sportlern nicht mehr erfüllt werden konnte.
Hugh Jackman ist einer dieser ehemaligen Boxer, die jetzt irgendwie ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Dafür organisiert er sich irgendwo her alte, ausgediente Boxroboter und tritt mit diesen auf Jahrmärkten oder illegalen Underground-Kämpfen auf. Eines Tages stirbt seine Exfrau bei einem Autounfall und er bekommt für kurze Zeit etwas, was er nur gegen Bares annimmt: Einen Sohn.
Ein Boxer ganz am Boden, ein unverhofftes Kind in seinem Leben, der anschließende Aufstieg in den Box-Olymp, am Ende Gruppenkuscheln. Dinge, die man aufzählen kann, ohne zu spoilern, denn „Real Steel“ lebt von den Versatzstücken bekannter Geschichten und untermalt diese mit rührseliger Musik, wenn es actionreicher wird natürlich mit actionreicher Musik. „Rocky“ trifft „Kokowääh“, „Over The Top“ meets „Transformers“. So schlimm und vorhersehbar sich das jetzt anhört – es ist im Grunde nur vorhersehbar, schlimm ist was anderes. Hugh Jackman spielt den coolen Verlierer, der zu alter Stärke findet so routiniert, dass man keinerlei Zweifel an seiner Figur hat, und auch Kinderdarsteller hat man schon nerviger gesehen. Besonders die Szenen, in denen er mit seinem Roboter tanzt (so blöd sich das auch anhört) sind sehr gelungen. Überhaupt, gelungene Roboterszenen: Wenn man diesen Film überhaupt mit „Transformers“ vegleichen will, weil in beiden Roboter vorkommen: Während sich „Transfomers“ vor lauter Detailverliebtheit einen runterholt, weil man jedes Molekül der kleinsten Schraube erkennen kann (sofern man bei der Hektik überhaupt was erkennt), ist „Real Steel“ trotz allem realistischer. Das hier sind keine High-Tech-Bots, das sind von Menschenhand zusammengeschraubte Boxroboter, bei denen man keinen Unterschied zwischen echten Modellen und ihren CGI-Bots erkennen kann. Selten hat die Integration von computergenerierter CGI so gut funktioniert wie hier, dank Motion-Capturing sehen sogar die Boxkämpfe realistisch und nachvollziehbar aus.