„Ganz ehrlich also, und damit hätte ich nicht mehr gerechnet: „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes hat“ Spaß gemacht. Es ist nicht mehr der Kinderfilm wie vielleicht noch die ersten beiden, ist gibt keinen Hogwarts-Unterricht über die Pflege magischer Geschöpfe, es herrscht Krieg in Britannien – und der ist überraschenderweise sehr unterhaltsam.“ So steht es am Schluss von Teil 7.1 geschrieben, so war es dann auch. Um so mehr gab es also Grund, sich auf das große, wenn nicht sogar großartige Finale zu freuen, denn Yates schien zu sich gefunden zu haben, all die Auslassungen und Logikfehler wurden entweder hastig korrigiert oder ad acta gelegt, Konzentration auf das Wesentliche: Es endet, „nicht mit einem Wimmern, sondern mit einem Knall.“, um einfach mal „Southland Tales“ zu zitieren. Der Trailer versprach so einiges (trotz des ganzen „Yeaaah“-Geschreies von Voldemort), aber am Ende ist es bei dem Trailer, wie bei so vielen Trailern der letzen Jahre: Das Endergebnis wird den Erwartungen nicht gerecht. Denn auch jetzt, kurz nachdem ich mir den Trailer noch einmal angesehen habe, freue ich mich auf den Film, bis mir dann wieder einfällt: Den hast du schon gesehen.
Oft ist es ja so, dass ich im zweiten Absatz etwas zu dem Inhalt des Films schreibe, dies lässt sich an dieser Stelle mal ganz kurz halten: Voldi will Harry töten, Harry will Voldi töten, gestreckt auf 130 min. Der Vorgänger hat die Vorarbeiten erledigt, war quasi die Ruhe vor dem Sturm, war atmosphärisch packend, jetzt geht es nur noch um eines: Alles endet, und da eh nur noch die Leute zuschauen, die wissen WIE es endet, scheiß auf Story, lass krachen.
Dabei ist grade der Beginn des Films mit der beste Teil, da man sich hier noch auf die Figuren konzentriert. Harry trauert um Dobby und plant sein weiteres Vorgehen, während Voldemort in der Eröffnungsszene den Elderstab aus Dumbledores Grab raubt. Zwei Wege, die auf ein Ziel zusteuern, den großen Showdown. Das Ganze ist zwar dialoglastig, darf aber positiv erwähnt werden, deutet sich doch etwas wie Tiefgang an, bevor es in die Schlacht geht. Diese ist nämlich die größte Enttäuschung des Films. Gelungene Spezialeffekte hin oder her, die Belagerung und der Kampf um Hogwarts ist Action mit angezogener Handbremse, wirkt die ganze Zeit über wie ein notwendiges Übel, das abgearbeitet werden muss, damit Harry sich mit Voldemort duellieren kann. Eine FSK-Stufe höher und eine 1:1-Übernahme der Schlacht aus dem Buch (Zentauren! Hauselfen! Drama!) – das hätte was werden können. Aber stattdessen: Action in Zeitlupe (wie ich das hasse), ein betont langsamer, dramatischer Score, während unsere Protagonisten durch Hogwarts hasten und die Schlacht ganz nebenbei im Hintergrund abläuft. Das ist enttäuschend und wirkt, als wäre der Film ein einziger Timing-Fehler. Abrupte Tempo-Wechsel und eingeschobene Ruhephasen verwirren einen eher als das sie einen Mehrwert bieten. Dann aber wieder phantastische Szenen wie die im Denkarium, wenn Snapes wahre Absichten erläutert werden – so wie die Tempowechsel im Film, wechseln sich im Film gelungene mit eher weniger guten Szenen ab.
Ein Wechselbad der Gefühle, dieser „Harry Potter 7.2“, und kein wirklich würdiger Abschluss der Reihe. Sicher, man kann aus einem Kinder- bzw. Jugendbuch wohl keinen Film ab 16 machen mit reihenweise Tod und Verderben. Aber sogar im ersten Narnia-Teil (der einzige, den ich gesehen habe) war die Schlacht epischer und gefühlt war nicht mal Blut zu sehen. Bin also ein klein wenig enttäuscht und muss diesen Teil jetzt einfach noch mal lesen, so als Wiedergutmachung.
