
Kritik: PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK [2003]
„Das ist der schlechteste Pirat den ich jemals gesehen habe!“
Millionen Kinobesucher sahen das nicht so und ließen „Fluch der Karibik“ zu einem Erfolg werden, der (bis jetzt) drei Fortsetzungen nach sich zog. Und das bei einer Geschichte, die vage auf einer Freizeitpark-Attraktion beruht. Ob das jetzt ein Beweis für die mangelnde Kreativität Hollywoods ist sei mal dahingestellt, solange dabei so ein launiger, actiongeladener und wirklich unterhaltender Film herauskommt wie in diesem Fall, ist das schon in Ordnung.
Cpt. Jack Sparrow hat vor einiger Zeit das Kommando über sein Schiff, die „Black Pearl“, bei einer Meuterei verloren. Deren Crew, mittlerweile von einem Fluch belegt, sucht nach einem Weg, diesen loszuwerden und kidnapped zu diesem Zweck die Tochter des Gouverneurs von Port Royal, Elisabeth Swan, da das Blut eines ehemaligen Crewmitglieds zur Beseitigung des Fluchs benötigt wird und sich Elisabeth unwissend als dessen Tochter ausgibt. Sein wahrer Nachfahre jedoch, Will Turner, ist widerum Waffenschmied in Port Royal und in Elisabeth verliebt, weshalb er sich mit Jack zusammentut, um sie zu retten – sowohl Elisabeth als auch die „Black Pearl“…
Johnny Depp als Cpt. Jack Sparrow in einem Piratenfilm, der im Grunde genommen kein Piratenklischee auslässt und irgendwie genau deshalb so viel Spaß macht. Hier wird Rum gesoffen, sich geprügelt, duelliert, betrogen, belogen, Schiffe werden geentert, Piraten gehängt und Korsetts geschnürt, und das ganze in einem leicht gruseligen Fantasy-Setting inkl. bösartigem Piratengold-Fluch. Der Film verzichtet auf große Massenszenen, hier wird sich auch in einer Schmiede duelliert und dabei auf die Wackelcam verzichtet, dabei aber passend zum Score (oder anders herum?) choreographiert. Dabei ist es erstaunlich, wie gut der Film als Einheit für das Gesamtpublikum funktioniert: Lustige Piraten und dummes Zeug redende Soldaten für die jungen Zuschauer, Skelett-Piraten, Keira Knightley und Action für die männlichen Zuschauer, Johnny Depp, Orlando Bloom und eine kleine Liebesgeschichte für die weiblichen Zuschauer und ein perfekt getimter Soundtrack, der alle mitreißt. Es hört sich so einfach an, es hört sich verdammt nach Reißbrett an, aber wenn man einen Blockbuster so einfach produzieren könnte, dann würde es diese Art Film öfter geben, und das tut es nun mal nicht.
Wenn es etwas zu bemängeln gäbe, dann, dass der Film trotz aller Kurzweiligkeit vielleicht ein paar Minuten zu lang geraten ist – klingt komisch, ist aber so. Vielleicht der ein oder andere (eigentlich: sinnlose, da gegen Untote) Kampf etwas kürzer, vielleicht sogar ein oder zwei weniger Wendungen, ich glaube, für mich wäre der Film dadurch runder geworden. Macht aber nichts, denn „Fluch der Karibik“ ist trotzdem perfektes Popcornkino mit einem genial aufspielenden Johnny Depp, das man wenigstens einmal gesehen haben sollte.