Kritik: TRUE GRIT [2011]

Rodriguez und Tarantino wollten mit ihrem Grindhouse-Projekt die alten Zeiten wieder aufleben lassen, unter anderem, indem sie ihren Filmen einen alten, dreckigen Look verpassten, so dass man sich auch optisch in diese Zeit versetzt fühlte. Wenn es ein Filmgenre gibt, bei dem ich so ein „Stilmittel“ oder so einen Look ebenfalls vorziehen würde, dann ist das der Western. Schließlich sah es wohl damals auch nicht unbedingt so aus, als würden die Cowboys morgens mit Sagrotan duschen. Den Coen-Brüdern ist sowas offensichtlich egal, True Grit präsentiert sich als technisch perfekter Hochglanz-Western. Kann ich zwar mit Leben, ist auch keine negative Kritik in dem Sinne, anders wäre es jedoch für mich stimmiger gewesen. Wichtiger ist dann doch, worum es überhaupt geht.

Die vierzehnjährie Mattie will den Tod ihres Vaters rächen, was durchaus legitim erscheint, wurde er doch ermordet. Zu diesem Zweck heuert sie den saufenden Marshal Cogburn an, damit er ihr gegen Bezahlung bei ihrem Vorhaben hilft.

Eine simple Rachegeschichte also, und mehr braucht es für einen Western im Grunde ja auch nicht. Es gibt die Coen-typischen skurrilen Charaktere, schwarzen Humor und Jeff Bridges, doch das Problem ist, wie so oft, das Kind. Wie eine besserwisserische Göre kommt Mattie daher, jegliche Emotionen scheinen ihr fremd zu sein, und doch will sie ihren Vater rächen. Vielleicht ist sie so kalt und distanziert, um diese Tragödie zu verarbeiten, doch so richtige Sympathie will beim Zuschauer nicht aufkommen, letztendlich könnte einem ihr Schicksal egaler nicht sein. Da sie zu Beginn des Films sogar noch als Erzählerin auftritt, weiß man sowieso schon, dass sie im Laufe des Films auch nicht das Zeitliche segnet. Was einem aber auch, wie gesagt, wurscht wäre. Highlights sind jedoch die Rollen von Jeff Bridges und Matt Damon, die man sich genau so und nicht anders in einem Coen-Film vorstellt. Ob dies jedoch mit der Rachestory vereinbar ist, muss jeder für sich selber entscheiden.

Überhaupt, die Story. So richtig warm werden konnte ich damit nicht. Zugegeben, ich kenne weder die literarische Vorlage, noch den ersten Film mit John Wayne, bin also unvoreingenommen. Aber irgendwie haut einen das nicht so vom Hocker: Vater wird ermordet, und zu dritt reiten sie los, den Mörder zu fassen. Wo sich dieser ungefähr befindet, ist bekannt, der Weg ist das Ziel. Und wenn es dann heißt, dass man ja mindestens zwei Mann braucht, um ihn zu fassen, und er sich aber wohl auch noch einer Gangsterbande angeschlossen hat, dann hört sich das schon ziemlich gefährlich an. Ist es aber irgendwie nicht, denn es fühlt sich eher so an als würden lediglich einzelne Stationen abgearbeitet werden. Spannung will nicht aufkommen, und wenn, dann erst zum Schluss, wenn man eigentlich denkt, der Film ist vorbei. Im Gesamtkontext sind diese Szenen zwar in meinen Augen überflüssig, da sie ja voraussetzen, dass man irgendwie mit Mattie mitfiebert, aber zumindest interessiert einen dann der „richtige“ Abschluss der Geschichte. Den Epilog hätte es dann aber wirklich nicht mehr gebraucht.

Von mir nicht erwartet – ich hätte mir vor Sichtung des Films die oben bemängelten Punkte alle in besser gewünscht – war dann aber der Humor des Films, der doch vieles wieder rausreißt. Wenn Cogburn und LaBoeuf wetteifern, wer am meisten Brötchen abschießen kann, entbehrt das nicht einer gewissen Komik. True Grit ist also mehr Komödie als Drama, mehr Road Movie als Western, aber als solches dann jeweils gut. Es ist nicht der große Wurf, der Meilenstein des Western-Genres oder anders: Zehn Oscars wären übertrieben.