Kritik: KAMPF DER TITANEN / CLASH OF THE TITANS (2D) [2010]


„Eines Tages wird jemand sagen: Es ist genug!“

Und das sollte bald sein. Die Zeit ist langsam wieder reif, neue Geschichten zu präsentieren anstatt alte Geschichten neu aufzuwärmen – erst recht, wenn diese alten Geschichten an sich schon nicht so wirklich zu überzeugen wussten. Wenn dann noch nach dem Motto verfahren wird „Schneller, höhe, weiter und von allem noch mehr“ – dann ist das Ergebnis erst Recht noch schlimmer als das Original. Denn während ich in meiner Kritik zum Original von 1981 noch schrieb „Kampf der Titanen wäre damals, mit den technischen Möglichkeiten von heute, vermutlich genau so geworden wie es der aktuelle sein wird.“ so muss ich jetzt ergänzen: Gott sei Dank hatte Harryhausen noch nicht die technischen Möglichkeiten von heute, denn so ist, das sei vorweg genommen, sein Film letztendlich doch noch besser als es der aktuelle tatsächlich ist. Popcorn-Kino hin oder her: Einen gewissen Anspruch hat man als Kinogänger dann doch noch.


Die Story ist im Prinzip gleich geblieben, und dennoch eine völlig andere. Ein Widerspruch, der keiner ist: Grundlegende Elemente und Szenen wurden aus dem Original übernommen, doch Regisseur Louis Leterrier setzt diese in einen ganz anderen Zusammenhang. Auch in der 2010er Variante macht sich Perseus auf, die Krake zu töten und muss dabei zuerst an den drei Hexen und an Medusa vorbei, doch seine Motivation ist eine völlig andere: Da die Bewohner von Argos gegen die Götter rebellieren und eine Zeus-Statue zerstören, rächt sich dessen Bruder Hades und greift an. Dabei werden Perseus Pflegeeltern getötet. Pflegeeltern deshalb, weil Perseus eigentlich der Sohn des Zeus ist – und seine Mutter die Frau des Königs von Argos ist bzw. war. Die ist nämlich auch tot, weil von ihrem Mann getötet. Andromeda, die 1981 der eigentliche Grund für Perseus‘ Feldzug ist, tauch zwar auch auf, und ebenso soll sie der Krake geopfert werden, aber genau so gut könnte zu der Zeit in China ein gewisser Sack Reis umkippen, denn für die Geschichte bzw. für Perseus und somit für den Film ist das relativ irrelevant. Ihm geht es nur um Rache an den Göttern. Und damit geht der „Kampf der Titanen“ los.

Alles was folgt, kennt man im Großen und Ganzen auch schon vom Original. Doch da Perseus jetzt auf Rache aus ist, anstatt seine Geliebte retten zu wollen, schlägt er die göttlichen Geschenke – genauer: sein altertümliches Laserschwert – aus. Wo ich mich dann aber frage: Perseus will die Götter, vor allem aber Hades, töten. Warum bekommt er dann als Hilfe ein Schwert von eben jenen Göttern geschenkt? Wenn es nur um Hades ginge, ok, aber auch an seinem Vater Zeus lässt Perseus kein gutes Haar. Werden solche Handlungen in der Regel von Vätern, wenn auch Göttervätern, unterstützt?

Der Rest folgt dann dem oben erwähnten Schema „Höher, schneller, weiter“. Größere Skorpione, eine größere Krake – und auch Pegasus ist nicht mehr zu einem Leben in Einsamkeit verdammt, hat er doch eine kleine geflügelte Herde spendiert bekommen. Wo wir grade bei Pegasus sind, mal eben ein kleiner Abstecher zu den Animationen: Ich glaube, ich habe noch nie ein so grandios animiertes fliegendes Pferd gesehen. Um noch mal auf meine Kritik des Originals zurückzukommen: „Auch wenn die Effekte natürlich immer als solche erkennbar sind und flüssige Bewegungsabläufe mit der Technik kaum zu realisieren waren, so wirkt beispielsweise Pegasus weitaus realisitischer als irgendein CGI-Viech der letzten Zeit.“ schrieb ich da, und es ist schon ein interessanter Zufall (?), dass grade das Remake dies widerlegt. Also: Der 2010er Pegasus ist in meinen Augen der Maßstab für die Animation von Tieren in nächster Zeit. Bei allem anderen Viehzeugs lässt sich das schwer sagen, da dass ja mehr oder weniger reine Fantasy-Tiere sind, aber Pegasus ist zu großem Teil ja Pferd. Und ein verdammt echt aussehendes dazu. Würde er Werbung für Schokolade machen, jedes Stadtkind würde denken Pferde hätten Flügel. Wobei auch gesagt werden muss: Nicht immer wird dieser hohe Qualitätsstandard gehalten, so dass andere Animationen durchaus auch als solche erkennbar sind. Es scheint, als hätte man die Schwerpunkte durchaus ungleichmäßig verteilt.

Aber ich will meinen kleinen Text hier nicht positiver enden lassen, als es der Film verdient hat, denn zu großen Teilen ist er ganz einfach spannungsbefreit. Zudem nimmt er sich einfach viel ernster, als es ihm gut tut und die Schauspieler haben diese Berufsbezeichnung nicht immer wirklich verdient. Alles in allem also: Auch wenn ich dem Remake positiv und mit heruntergeschraubten Erwartungen gegenüberstand, so wurde ich dann doch noch ein klein wenig enttäuscht. Und, davon einmal abgesehen, erinnerten mich die Djinn dann doch zu sehr an Briegel den Busch, und das geht gar nicht.

11 Kommentare

  1. Flo Lieb · April 11, 2010

    Ich fand Pegasus ja ziemlich besch***en animiert, aber grundsätzlich blasen wir ja ins selbe Horn.

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  2. Xander81 · April 12, 2010

    Vielleicht lag das bei dir an dem 3D-Gedöns, das er dadurch schlechter aussah? Wie gesagt, ich fand ihn gut… 🙂

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  3. luzifus · April 12, 2010

    Irgendwie habe ich gerade Bock auf dummes Effektekino. Von daher werde ich mich vielleicht morgen abend doch ins Kino setzen und mein Hirn gleich an der Kasse mit abgeben. Aber ich schraube dann lieber auch meine Erwartungen noch n Stück runter ;-).

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  4. Frost · April 21, 2010

    „Kampf der Titanen“ leidet wie alle Effekte-Filme in letzter Zeit an einer äußerst dünnen und vorhersehbaren Story. Sam Worthington wird in den nächsten Jahren sicher genauso omnipräsent auf der Kinoleinwand sein wie Wanderwarze Christian Bale (und dieser ist wirklich kein Dauergarant für gute Filme gewesen…siehe Dark Knight).
    Der alte Film war um Längen besser als dieses Disaster.
    3 von 10 Punkten.

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    • Xander · April 22, 2010

      Hier sind wir ja mal – von deiner „Dark Knight“-Anmerkung einmal abgesehen – einer Meinung!

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