Kritik: SAW 3 [2007]


„Du verstehst nicht… sie ist wichtig für Dich!“

Nachdem der zweite Teil ja nun eher ein Griff ins Klo war, aber an der Kinokasse doch noch genug überzeugt hat, war der dritte Teil abzusehen. Und zwar insofern, dass man schon „damals“ merkte, was auf das Kinopublikum zukommt: Jedes Jahr ein neuer Teil. Die Messlatte für den 2007er Beitrag hing Gott sei Dank nicht all zu hoch, da sich dieser nicht an zwei grandiosen Vorgängern messen musste – man war ja schon zufrieden, wenn er nicht ganz so schlecht wie der zweite Teil wurde.

Allein inhaltlich gab es jedenfalls schon Verbesserungen. Statt einer ganzen Gruppe Dumpfbacken, die nach und nach dezimiert wurde, geht es hier hauptsächlich um einen einzelnen Mann – Jeff – der eine Reihe von Prüfungen absolvieren muss. Der Grund, warum er ausgewählt wurde, das Spiel zu spielen ist der Unfalltod seines Sohnes – der Unfallverursacher wurde seiner Meinung nach zu milde bestraft und seitdem sinnt Jeff nach Rache. Jigsaw will ihm nun die Chance geben – wenn er die Prüfungen besteht und er dem Mann bis dahin nicht vergeben kann…


Natürlich sterben in diesem Film mehr Leute, als es die knappe Inhaltsangabe vermuten lässt, doch stehen diese Menschen immerhin in einer gewissen Beziehung zu Jeff und seiner Geschichte. Man hat zumindest das Gefühl, dass diese Menschen nicht ganz so wahllos als Publikumsbelustigung gefoltert werden. Denn in erster Linie ist es Jeff, der ja auch direkt mit den Leuten und ihrer Folter konfrontiert wird. Wie groß sind seine Rachegelüste, wird er in der Lage sein, den Menschen zu vergeben? Leben oder Sterben – die Frage wird hier nicht den Opfern gestellt, sondern Jeff, denn ER entscheidet, wer von ihnen lebt oder stirbt. Diese Vorgehensweise ist ein großer Unterschied zum ersten Teil (den zweiten lasse ich mal bewusst außen vor, entzieht er sich doch jedem Vergleich). Die Folter-Opfer haben keine Möglichkeit, von sich aus ihre Lage zu verbessern (außer in dem sie Jeff gut zureden), sie sind passive Mitspieler. Jigsaws Grundidee war es ursprünglich, den Menschen die Möglichkeit zum Überlieben mit anzubieten, wenn sie denn nur weit genug dafür gehen würden.

Diese „Rückbesinnung“ auf das „Wer lebt – wer stirbt“-Prinzip und seine gleichzeitige Abwandlung verleiht dem Film wieder etwas mehr Spannung, als es Teil zwei geschafft hat. Und würde die zweite Fortsetzung dabei genauso subtil und psychologisch vorgehen wie das Erstlingswerk, der Film würde besser sein. Denn waren schon die Vorgänger überaus brutal und stellenweise eklig, so kann man Saw 3 durchaus als krank bezeichnen. Hier wird alles gezeigt, und noch mehr. Fast sollte man sich Sorgen um die Psyche des Kameramanns machen, so detailverliebt zeigt er uns auch noch die kleinste Knochensplitterung, die blutigsten Gedärme, die püriertesten Schweine. Ja – pürierte Schweine. Wie das geht? Guckt den Film, das Pürieren selber wird auch gezeigt. Und so verliert sich der Film nach dem kleinsten Ansatz psychologischer Spannung und Tiefgang all zu schnell im reinen Torture-Porn, um die blutgeile Masse zu befriedigen. Ohne Pause treibt der Film den Zuschauer von Prüfung zu Prüfung, von Story-Twist zu Story-Twist.

Und auch mit diesen übertreibt es Saw 3, vor allem gegen Ende, maßlos. Hier wird sich gewendet und gedreht was das Zeug hält. Das das Ganze dann aber auf sehr dünnem Eis gebaut ist und sich jeder Twist mehr all zu sehr auf den Ausgang des vorherigen beruft, macht die Sache aber dann doch etwas sehr unglaubwürdig und konstruiert. Rückblenden und Verknüpfungen von Story-Elementen schön und gut, man kann es aber auch übertreiben. Um das mal mit einer Daily-Soap zu vergleichen: Kaum verpasst man mal einen Dialog, ist die Johanna schon mit dem Michael in die Kiste gesprungen, obwohl sie um die Zeit eigentlich im Flugzeug sitzen müsste, um zu ihrem Freund nach Timbuktu zu fliegen, während ihr Verlobter schon seit zwei Stunden vor der Kirche wartet und sich schon mit der Schwester von Johanna dreimal hinter dem Altar getröstet hat. Und das dann aber auch alles nur, weil in China ein Sack Reis umgefallen ist. Oder so.

Leider hat der Film seine vielen Chancen nicht genutzt, statt dessen wurde von allem zu viel in die Laufzeit gepackt. Zu viel Gore, zu viele Story-Wendungen, dafür dann aber zu wenig Tiefe und Psycho-Spielen, wie das noch bei Saw I der Fall war. Bei weitem nicht so gut wie Teil 1, um Längen besser als Teil 2, irgendwo dazwischen. Und viel mehr hatte man sich dann ja auch nicht erhofft.

Saw 1, 2, 3, 4

8 Kommentare

  1. bullion · Januar 6, 2010

    Ich fand den dritten Teil ja ziemlich schlecht. Noch weit schlechter als den zweiten. Nee, das war nix mehr.

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  2. Xander81 · Januar 7, 2010

    Schlechter als den zweiten? Da gehen unsere Meinung aber auseinander… ich empfand den dritten da doch wirklich als Steigerung.

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  3. fincher · Januar 9, 2010

    „Kaum verpasst man mal einen Dialog, ist die Johanna schon mit dem Michael in die Kiste gesprungen, obwohl sie um die Zeit eigentlich im Flugzeug sitzen müsste, um zu ihrem Freund nach Timbuktu zu fliegen, während ihr Verlobter schon seit zwei Stunden vor der Kirche wartet und sich schon mit der Schwester von Johanna dreimal hinter dem Altar getröstet hat. Und das dann aber auch alles nur, weil in China ein Sack Reis umgefallen ist.“

    😀

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  4. Dr. Borstel · Januar 9, 2010

    Auch hier: Meiner Ansicht nach zu hoch, aber ich stimme dir schon zu, dass Nummer Drei besser war als der Vorgänger. Dieses sinnlose Abgeschlachte ist zwar immer noch stupide, aber immerhin halbwegs unterhaltsam, auch wenn die Story wirklich Käse ist. „Irgendwo dazwischen“ trifft es wohl ziemlich gut.

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