Kritik: TRICK ‚R TREAT [2009]


„Wir schnitzen jetzt ein richtig schönes Gruselgesicht!“
– „Aber du hilfst mir bei den Augen, ja?“

Das ursprünglich aus Irland stammende Halloween-Fest hat sich im Laufe der Zeit doch stark gewandelt. Erst wurde aus der der Laterne des sagenumwobenen Jack O, die zuvor noch eine Rübe war, ein Kürbis (die Jack O´Lantern) und nachdem Halloween aus den Staaten auch in Europa wieder mehr Verbreitung fand, begann die Kommerzialisierung dieses eventuell einst keltischen Festes immer mehr um sich zu greifen. Nichts desto trotz ist Halloween in den USA eines der wichtigsten Feste neben Weihnachten und Thanksgiving und so verwundert es kaum, dass die Leute dann immer etwas sonderbar werden. Den Wandel des Festes auch innerhalb Hollywoods kann man anhand zweier Filme wunderbar veranschaulichen: Während in Halloween (1987) nicht all zu viel los ist auf den Straßen und der Film seinen Horror auch daraus bezieht, dass Michael seine Opfer in der Ruhe ihrer Häuser aufsucht, so sieht das beim jüngsten Genrevertreter Trick ‚r Treat ganz anders aus.

Den Inhalt dieses Films wieder zu geben fällt schwer, ohne eventuell das eine oder andere zu verraten. Tatsächlich handelt es sich dabei nicht um eine durchgehende Geschicht, sondern um mehrere kurze Episoden, die zu einem Film verwoben wurden und dabei eigenständig bleiben, auch wenn sie auf die eine oder andere Art doch miteinander zu tun haben. Es gibt den Lehrer, der nicht ganz so das Vorbild ist, wie man es sich vorstellt, eine Gruppe junger Frauen, deren jüngste Begleitung auf der Suche nach einem etwas anderen ersten Mal ist, eine Gruppe Kinder, die sprichwörtlich den Streich ihres Lebens spielen usw. Darauf, und auf die unkonventionelle Erzähl-Reihenfolge muss man sich einlassen, und dann wird Trick ‚R Treat ein großer Spaß.


Im Gegensatz zum eingangs erwähnten Halloween treibt es der Film auf die Spitze: Es ist egal, wo und wie du stirbst, es sieht keiner und es hilft dir keiner. Da klopft ein Opfer panisch und angsterfüllt von innen an die Scheibe seines Hauses, um den Nachbar um Hilfe zu bitten, doch dieser geht mit den Worten „Du mich auch“ in sein Haus. Während des Umzugs krallt sich eine blutverschmierte junge Frau an eine andere und fleht sie an, doch diese ignoriert sie. An Halloween ist halt alles nur ein großes Erschrecken und erschreckt werden, und blutverschmiert sind da schließlich alle. Und erschrecken kann man sich in dem Film schon das eine oder andere Mal. Trick ‚R Treat spielt mit den Erwartungen des Zuschauers, und ich habe mich schon das eine oder andere Mal dabei ertappt wie ich (nur aus Erfahrung mit anderen Genre-Filmen) vermutete, was als nächstes passiert und dann doch leicht überrascht war, welche Wendung der Film nun wieder nimmt.

Die offensichtlichste Verbindung der einzelnen Geschichten zueinander ist die Figur des Sam, wenn man so will das personifizierte Böse in Kürbisgestalt. Dabei, wenn man das denn so interpretieren will, ist Sam eigentlich gar nicht böse, sondern möchte nur die Traditionen Halloweens bewahren, wobei ihm dann natürlich jedes Mittel Recht ist (Wenn man Sam den Nachnamen „Hain“ geben würde, wird das noch offensichtlicher). Aber auch sonst verweisen die einzelnen Episoden immer mal wieder auf die andere, was einem teilweise aber erst hinterher bewusst wird: Wenn Rhonda und Chip Werwölfe jaulen hören, Mr. Kreeg sieht, wie Emma ihre Jack O’Lantern auspustet und sich Sam sofort auf den Weg macht, das Hot-Dog Kostüm, dass auf Mrs. Hendersons Party getragen wurde, findet man ebenso beim Lagerfeuer wieder usw. Somit wird einem immer wieder deutlich gemacht, dass all diese Geschichten zeitlich und räumlich miteinander zusammen hängen und man so auch nur einen kurzen Ausschnitt aus der Halloween-Nacht in dieser Kleinstadt miterlebt. Insofern erinnert das schon ein wenig an elevenfourteen.

Was zum einen den Film interessant, abwechslungsreich und spannend macht, kann andererseits aber auch für manche ein Nachteil sein. Trick ‚R Treat erzählt nun mal keine durchgehende Geschichte sondern nur kurze Episoden, es gibt keinen einzelnen Mörder, der am Ende gestellt werden müsste und somit wird der Film auch seines Showdowns beraubt. Man ist einfach nur Teil des Halloween-Festes in dieser kleinen Stadt. Sicherlich wirft die ein oder andere Episode oder gar Szene Fragen auf, die nicht beantwortet werden, aber das ist definitiv gewollt – ich erinnere dabei an die Szene, in der das Eingangs erwähnte Zitat verwendet wird. Einen Kritikpunkt muss man dem Film in dem Zusammenhang aber zugestehen: Die besten Ideen hat er zu Beginn. Dadurch wird das Ende zwar nicht langweilig oder uninspiriert, aber es ist einfach so.

Trick ‚R Treat ist also eine absolute Empfehlung für alle, die außerhalb des Horror- bzw. Slasherfilms mal etwas anderes sehen wollen und mit den oben genannten Punkten leben können. Mitdenken ist hier teilweise erwünscht, denn eine stumpfe Aneinanderreihung von Gewaltszenen wird man hier nicht finden. Bei einem Filmmarathon würde ich jedoch in der Reihenfolge zuerst Halloween gucken, denn direkt nach Trick ‚R Treat könnte dieser doch etwas gediegen und langatmig erscheinen.

5 Kommentare

  1. schnitter · November 2, 2009

    dieser film war absolut unwichtig, durchschnittsware, mainstream-mist. es gab nicht eine einzige szene die mir angst einflößte oder mich zum lachen brachte. wahrer horror und auch makabrer humor ensteht aus dem zusammentreffen von realismus und dem phantastischem. dieser film war ebenso unrealistisch wie phantasielos. in den besprechungen zu diesem film wurden immer wieder die namen stephen king und george a. romero gedropt. was für ein stuss! diese beiden autoren können nicht in einem atemzug grenannt werden. trick´r treat wird king-fans sicherlich gefallen, denn es handelt sich um mediokren kartoffel-chip-horror, romero aber ist ein künstler und ich weiß nicht einen film von ihm mit dem trick´r treat in irgendeiner weise vergleichbar wäre.

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  2. Xander · November 2, 2009

    Schade, das dir der film nicht gefallen hat… Vielleicht bist du auch mit der falschen Erwartungshaltung daran gegangen. Wie dir vielleicht aufgefallen ist, hab ich diese beiden Namen z.B. nicht genannt 🙂

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