„Der eine mit der Macht den dunklen Lord zu besiegen naht heran… jenen geboren die ihm dreimal die Stirn geboten haben… geboren wenn der siebte Monat stirbt. Und der dunkle Lord wird ihn als sich ebenbürtig kennzeichnen, aber er wird eine Macht besitzen, die der dunkle Lord nicht kennt. Und der eine muss von der Hand des anderen sterben, denn keiner kann leben während der andere überlebt!“
Das fünfte Jahr schon begleitet man Harry Potter und seine Freunde durch Hogwarts, und vieles hat sich getan. Nicht nur, dass der Umfang der Bücher immer größer wurde, in Harry Potter 5 versuchte sich mittlerweile der vierte Regisseur an der Zauberer-Geschichte – dementsprechend unterschiedlich sind ja letztendlich auch die Filme ausgefallen. In einem Punkt jedoch gehen sie mit den Büchern konform: Zu Beginn, mit Der Stein der Weisen, noch recht kindgerecht, werden sie von Band zu Band düsterer und auch brutaler. Die Zielgruppe muss mit den Protagonisten älter werden, für Kinder ist das nichts mehr so wirklich. Aber auch die Geschichten werden ausgefeilter und versprühen nicht mehr den naiven Charme eines Kinderbuches. Mit Der Orden des Phönix erwartet uns also die Vefilmung des umfangreichsten Werkes, welche naturgemäß ein Problem mit sich bringt: Ein Film kann nicht beliebig überziehen sondern sollte schon eine gewisse Maximal-Laufzeit haben. Überlegungen, den Inhalt über zwei Filme zu verteilen wurden über Bord geworfen und somit über 1.000 Seiten in 138 Filmminuten gepresst…
„Angst bringt die Menschen dazu, Furchtbares zu tun.“
Das Ende der Sommerferien naht und das fünfte Schuljahr in Hogwarts beginnt bald, als Harry und sein Cousin Dudley auf dem Nachhauseweg von Dementoren angegriffen werden. Harry kann diese zwar besiegen, Dudley erleidet allerdings einen Schock. Das Zaubereiministerium, fest entschlossen Dumbledore und Harry zu diffamieren aufgrund deren Behauptung, Voldemort sei zurückgekehrt, will Harry wegen unerlauber Zauberei Minderjähriger außerhalb der Schule von eben dieser verweisen, was Dumbledore verhindern kann. Um allerdings Einfluss auf Dumbledore und Hogwarts zu erlangen, wird Dolores Umbridge als Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen Künste und als Großinquisitorin eingesetzt. Der Zaubereiminister hat Angst, Dumbledore könnte ihn mit einer Privatarmee stürzen wollen. Dieser hat jedoch ganz andere Pläne: Mithilfe des Orden des Phönix will er die erneute Machtergreifung Voldemorts verhindern…
Als der Film 2007 in den Kinos startete, habe ich kurze Zeit vorher die Lektüre der Romanvorlage beendet. Ich war gewappnet, wusste worum es ging und war bereit für den Film. Dementsprechend nüchtern verließ ich dann hinterher das Kino – über 1.000 Seiten, es war klar das gekürzt werden müsste. Aber was hier abgeliefert wurde, hatte nicht viel mit sinnvollem Kürzen zu tun sondern es wurde krampfhaft versucht, möglichst viele Special Effects und Wow!-Effekte aneinanderzureihen, auf eine durchgehende, logische und auf die vorhergehenden und folgenden Bände aufbauende Handlung wurde scheinbar nicht geachtet. Und so setzte ich mich damals hin und schrieb eine Liste. Dieses Blog gab es zu der Zeit noch nicht und trozdem kann diese Auflistung als meine erste Filmkritik gesehen werden – zwar wie gesagt als Liste, aber näher im Thema als damals bin ich jetzt nicht und das vor zwei Jahren Geschriebene hat natürlich jetzt auch noch Bestand. Folgende Punkte sind mir also aufgefallen (1:1 übernommen, sowohl in Wortwahl als auch inhaltlich):
– kein Dobby (Longbottom findet den Raum der Wünsche)
– kein Angriff auf Hagrid
– Ergebnis von Hagrids Besuch bei den Riesen
– Warum genau hat er Gward mitgebracht?
– Keinerlei Quidditch
– Draco, Ron & Hermine sind keine Vertrauensschüler
– Es gibt keinerlei Hauspunkte
– Es wird kaum Unterricht und die vielen Hausaufgaben erwähnt
– Fred & George verwandeln keinen Gang in einen Sumpf
– Keine Erwähnung der Überwachung der Eulenpost und des Flohnetzwerkes
– Es wird nicht erwähnt das Harry wegen des Schutzzaubers in den Ferien bei den Dursleys bleiben muss und seine Tante Bescheid weiß
– Mundungus kommt nicht vor und wird nicht erwähnt
– Tonks ist nur eine Randerscheinung
– Harry gibt dem Klitterer kein Interview und beschuldigt keine aktiven Todesser (z.B. Dracos Vater)
– Filch ist ein Trottel (im Buch will er Foltern…)
– Keine Erwähnung das Kreacher den Orden verrät
– Harrys Bild von seinem Vater ist am Ende des Films ein wesentlich schlechteres als im Buch, wo Sirius noch mit ihm darüber redet
– Snapes Okklumentik-Unterricht ist nur eine Randerscheinung (im Grunde aber wichtig, da Harry ja träumen WILL und deshalb die Zauber nicht übt)
– Erst kann nicht jeder die Thestrale sehen, am Schluss aber plötzlich schon
– Da im Film kein Quidditch erwähnt wird bekommt Harry auch kein lebenslanges Verbot, sein Besen wird nicht beschlagnahmt, also könnten sie am Ende mit den Besen nach London fliegen, bräuchten also die Thestrale nicht, sind aber trotzdem am Verzweifeln wie sie denn dahin kommen sollen…
– Harry, Ron und Hermine besuchen Rons Vater nicht im Krankenhaus, finden demzufolge auch nicht den schwerverletzten Ministeriumsmitarbeiter im Zimmer von Professor Lockheart, dies ist für ihre weiteren Schlussfolgerungen jedoch relativ wichtig.
– Der Kampf Dumbledore/Voldemort ist sehr gekürzt (und sieht teilweise billig aus)
– Harry Isolation, Einsamkeit und seine Wut das ihm niemand was sagt wird nicht ganz deutlich, man weiß also gar nicht so genau warum er immer so schlecht drauf ist. Eigentlich streitet er sich auch dauernd mit Ron und Hermine. Da das aber kaum gezeigt wird wundert man sich warum er sich dann plötzlich bei ihnen entschuldigt…
– Der neue Lehrer in Wahrsagen ist ein Zentaure, da das im Film aber nicht erwähnt wird (da gibt es einfach keinen neuen Lehrer…) wird auch nicht klar warum diese so wütend sind als Harry, Ron und Hermine mit Hagrid durch den Wald gehen. Er sagt zwar das Ministerium schränkt ihren Lebensraum ein aber… warum sollten sie dies tun??
– Als Sirius Black durch das Feuer mit dem Trio redet, wird sein Gesicht in die Flammen projiziert, während es sich noch vor einem Jahr aus der Glut formte.
„Mysteriumsabteilung. Das triffts ziemlich genau, oder?!“
Das sind natürlich nicht alles Punkte, die für das Verständnis des Films nötig sind. Für sich genommen ist er im Grunde schon mehr oder weniger schlüssig, für Kenner der Vorlage allerdings nur Flickwerk. Es wird sich herausstellen, wie sich das Weglassen diverser Bestandteile auf die Verfilmung der Nachfolgebände auswirkt.
Wenn man die oben genannten Punkte alle einmal außen vor lässt, bleibt seltsamer Weise ein Film mit erstaunlicher Überlange. Die ersten 85 min passiert im Grunde genommen, wenn man’s genau betrachtet, so gut wie gar nichts. Es gibt die Einleitung, in der geklärt wird was Sache ist (der Orden des Phönix, Dolores Umbridge) und dann ist erst einmal Leerlauf, bis dann mit der „Flucht“ Dumbledores der Film wieder Fahrt auf nimmt. Plötzlich geht alles rasent schnell und das Finale, welches zwar furios inszeniert ist, ist im Grunde viel zu schnell wieder vorbei. Das dabei die Effekte, auf die doch augenscheinlich so viel Wert gelegt wurde, nicht mal überzeugen, kennt man zwar aus den Vorgängerfilmen, dass macht die Sache aber nicht weniger ärgerlich.
Wirkliche Lichtblicke des Films sind allerdings die Besetzungen der einzelnen Rollen. Von Daniel Radcliffe einmal abgesehen (den ich sowieso irgendwie nicht mag) spielen in dem Film alle sehr überzeugend, allen voran natürlich Imelda Staunton als Dolores Umbridge. Sie füllt die Rolle wirklich perfekt aus und man könnte denken, dass sie diese furchtbare Person mit den miauenden Katzentellern gar nicht groß spielen braucht. Ebenfalls sehr gut gefallen haben mir, trotz der kurzen Screentime Nymphadora Tonks alias Natalia Tena sowie Evanna Lynch als Luna Lovegood. Kann aber auch daran liegen, dass ich beide Charaktere schon im Buch sehr gut fand.
Harry Potter und der Orden des Phönix ist ohne Frage der bisher schwächste Teil der Reihe. Unverständliche Kürzungen der Handlung und Längen in der ersten Hälfte des Film sowie gerade mal ausreichende Special Effects lassen das ganz große Kino vermissen, das es hätte werden können. Schade eigentlich, lässt dies doch auch nicht viel für den sechsten Teil hoffen.
„Diesen Text schreibt ihr 4x ab. Zur optimalen Einprägung. Es braucht dabei nicht geredet zu werden.“
– „Nicht zu denken trifft’s wohl eher.“
Ich fand den Film ziemlich gut. Das Buch war mir viel zu stockend und auf Nichtigkeiten rumreitend. Hatte meiner Meinung nach unglaubliche Längen. Ich möchte damit nicht sagen, dass der Film besser ist, jedoch weit nicht so schlecht wie er gerne dargestellt wird. Freue mich nun schon auf Teil 6! 🙂
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Erst einmal hab ich vor jedem Menschen Respekt, der sich Harry Potter wirklich in Deutsch antut. Wenn ich die Übersetzungen sehe, läufts mir kalt den Rücken runter.
Ansonsten, war das in etwa meine Haltung, als ich damals aus dem Kino kam. Aber nachdem ich erneut die Bücher gelesen habe und anschließend den jeweiligen Film, fand ich Yates‘ Adaption doch sehr stark. Im Grunde sehe ich den fünften Teil als die beste Adaption an sich an, obschon mir der dritte Film (auch da ich dessen Buch bevorzuge) am besten gefällt. Alle Kürzungen finde ich gelungen, es wird genug erzählt, um die Geschichte im Gang zu halten. Wie jemand die Filme sieht, der die Bücher nicht kennt, kann ich nicht sagen und mir auch schwer vorstellen. Aber mit Adaptionen ist das eh immer so eine Sache.
Hinsichtlich des sechsten Filmes bin ich sehr gespannt, vor allem in Bezug auf Feltons Präsenz. Probleme bereitet mir eigentlich nur das, was ich vom Anfang gehört habe (zusätzliche Additionen zur Handlung). Aber morgen (ggf.) bin ich dann schlauer.
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Leider habe ich es völlig versäumt, mir das sechste Buch vorher noch einmal durchzulesen. Bin also zugegebenermaßen relativ planlos und werde Details auch gar nicht vergleichen können, geschweige denn Additionen zur Handlung. Den Film werde ich vermutlich am Wochenende sehen und dann wird sich ja zeigen wie er für jemanden funktioniert, der den Großteil des Buches schon wieder vergessen hat 😉
Und so schlimm finde ich die deutsche Übersetzung jetzt nicht. Habe zwar Teile der ersten Bücher auch auf englisch gelesen, jedoch bezogen auf die Filme keinerlei Vergleich. Sollte ich vielleicht mal tun, wenn es so gut ist wie du sagst.
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Bin also zugegebenermaßen relativ planlos und werde Details auch gar nicht vergleichen können, geschweige denn Additionen zur Handlung.
Na also, dann wird hinterher ja kaum eine Kritik wie diese zu Stande kommen, wo dem Film vorgeworfen wird, dies und das ausgelassen zu haben 😀 😉
Sollte ich vielleicht mal tun, wenn es so gut ist wie du sagst.
Muss ja nicht sein, wenn du damit keine Probleme hast. Aber wenn ich so Sachen lese wie Denkarium oder Klitterer *schüttel*
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ich sehe den Film auch als schlechteste Umsetzung einer Literaturvorlage, seit… langem. da ich ja erst vor kurzem alle Hörbücher (bis auf 7) durch gehört hab, und dann die Filme geschaut hab, meine güte, wie wurden da wichtige Handlungsstränge für die kommenden Filme verhunzt!
Aber an sich funktioniert der Film in sich schon, keine Frage.
Dennoch hoffe ich, dass auch heutige Kinder nach dem Sehen der Filme ein Buch zur Hand nehmen werden.
dieser Film hat mich übrigens bestärkt, die DVDs nicht zu kaufen, sondern die Bücher auf englisch und die Hörbücher auf deutsch zu besorgen. Sehr viel fantasievoller – aber auch zeitaufwendiger.
freu mich aber auch schon auf den 6. Teil im Kino
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@Flo Lieb: Klitterer
Ist das Jugendfrei!? Oder kam das nur in der Erwachsenenausgabe vor? 😉
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KLITTERN
klecken, klecksen, besonders eilig und schlecht schreiben.
siehe Grimm’s Wörterbuch
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/
ist also Jugendfrei
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Ist das Jugendfrei!? Oder kam das nur in der Erwachsenenausgabe vor?
Ich hab keine Ahnung, hab da so: Harry gibt dem Klitterer kein Interview und beschuldigt keine aktiven Todesser (z.B. Dracos Vater) im Text hier vorgefunden 😉
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Ich habe zwar, ab dem vierten Band die Bücher nur mehr auf Englisch gelesen, bin mir aber zu 99,9% sicher, dass mit „dem Klitterer“ „The Quibbler“ gemeint ist, eine Zeitschrift, die von Luna Lovegoods Vater, Xenophilius Lovegood produziert wird.
Wenn ich da so diese Übersetzung höre, bekomme ich eine Gänsehaut (wortwörtlich heißt „quibbler“ nämlich „Haarspalter/Nörgler“).
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Der Klitterer ist halt die Zeitschrift von Lunas Vater. Wie heißt es denn im Original?
Im übrigen hab ich das Buch noch angefangen, mal sehen wie weit ich bis Freitag noch komme…
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