Kritik: SO FINSTER DIE NACHT [2008]


„Bist du alt?“
– „Ich bin zwölf. Aber das bin ich schon sehr lange.“

Der zwölfjährige Einzelgänger Oscar trifft eines Abends auf einem Klettergerüst das Mädchen Eli, dass vor kurzem in das Haus eingezogen ist. Oscar, sehr introvertiert und bei seiner geschiedenen Mutter lebend, in der Schule von seinen Mitschülern drangsaliert, fühlt sich zu dem Mädchen angezogen, welches sich in einer ähnlichen Verfassung zu befinden scheint. Doch er merkt auch, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Schon bald nach dem Einzug der Familie verschwinden Menschen in dem Ort und Oscar findet schon bald heraus, wo der Zusammenhang liegt: Eli ist ein Vampir und braucht Blut, um zu überleben…


Den Vampir an sich kennt man ja, aus unzähligen Büchern, Geschichten, Filmen oder Serien. Untote, die unsterblich sind und sich von Blut ernähren müssen, grausam, brutal, ohne Gewissen. Der Mensch hat zwar Angst vor Vampiren, ist aber gleichzeitig von ihnen fasziniert – nur so ist ihr langanhaltender Erfolg zu erklären. Es ist das Unheimliche, dass sie umgibt. Auch in „So finster die Nacht“ gibt es Vampire – und diese sind einem zwar vertraut, aber doch so anders. Der größte Unterschied zum klassischen Vampirfilm liegt zuerst einmal darin, dass „So finster die Nacht“ kein Vampirfilm ist. Es ist ein Drama, eine Romanze zwischen Oscar und Eli, ein Film übers Erwachsen werden, übers nicht Erwachsen werden können – und das Eli ein Vampir ist, ist ein hinzunehmender Fakt. Dies wird allerdings nicht in den Mittelpunkt gestellt, vielmehr werden Oscars Sorgen, seine Probleme mit den Mitschülern und sein mangelndes Selbstbewusstsein thematisiert. Durch Eli findet er den Mut, sich zur Wehr zu setzen und schöpft neue Hoffnung.

„Wir können nicht befreundet sein.“

Eli wiederum hadert mit ihrem Schicksal. Zur Unsterblichkeit verdammt, muss sie töten, um zu überleben. Dies tat bisher ihr väterlicher Gehilfe Håkan, der jedoch bei seinen jüngsten (selten dämlichen!) Versuchen, Blut zu beschaffen indem er für sie tötet, scheitert. Jetzt ist sie auf sich gestellt. Der Film beschäftigt sich lange und ausgiebig mit seinen beiden Protagonisten und ihrem Seelenleben, was ihm sehr zugute kommt. Der Vampirmythos wird am Rande abgehandelt, klar gibt es Morde, und diese sind grausam, erbarmungslos und blutig. Vampire sind eben keine coolen, sexy Killer, in die sich selbst eine professionelle Vampirjägerin schon mal verlieben kann (Seele hin oder her), diese Vampire sind in der Realität angekommen und töten, weil sie es müssen.

„So finster die Nacht“ ist von der Grundstimmung sehr ruhig und düster. Zu Beginn des Films habe ich erst einmal prüfen müssen, ob ich den Ton angestellt habe, weil einfach ein Geräusch kam. Musik wird sehr spärlich eingesetzt um so die Trostlosigkeit, aber auch die Spannung, zu unterstützen. Die Szenen sind in kalten Farben gefilmt, es ist dunkel und trist, auch wenn sich dies mit der Laufzeit des Films leicht ändert. Alles passt perfekt, und auch die schauspielerischen Leistungen der Kinder sollten nicht unerwähnt bleiben. Vor allem Lina Leandersson als Eli hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Einen bleibenden Eindruck hinterlässt der gesamte Film. Selten hat mich ein Film so „mitgenommen“, und besonders die Szenen am Ende im Schwimmbad waren in all ihrer Grausamkeit doch ergreifend. Ein Film, der absolut zu empfehlen ist. Es kommt nicht oft vor, dass ich nach einer Sichtung das Gefühl habe, den Film gleich noch einmal sehen zu wollen…

19 Kommentare

  1. lalia · Mai 21, 2009

    hm, und du hast Twilight noch nicht gesehen?!

    Vampire sind immer à la mode, kann ich einerseits verstehen, andererseits nervt es mich auch tierisch *g* na ja, vielleicht stolper ich mal über den film – oder verschenk ihn ^^

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  2. Xander · Mai 22, 2009

    Ne, Twilight habe ich noch nicht gesehen. Habe ich auch irgendwie nicht das Bedürfnis… liegt vielleicht auch an dem Hype, der darum gemacht wird.

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  3. lalia · Mai 22, 2009

    hm, ich glaube dir könnte Teil eins gefallen
    Oder du würdest zu viel Parallelen finden ^^#

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  4. Xander · Mai 24, 2009

    Ich hab ja doch das kleine Vorurteil, dass „Twilight“ wohl eher auf die jüngere Ziegruppe zugeschnitten sein wird… aber später mal auf DVD lass ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen…

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  5. fincher · Mai 24, 2009

    „Twilight“ ist doch wirklich Schrott der übelsten Sorte.

    Weiß nicht, ob du das schon gelsen hast: http://www.moviepilot.de/news/sieben-gruende-twilight-zu-hassen-102827

    Sehr amüsant. 😀

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  6. Pingback: So finster die Nacht (2008) « isinesunshine.de
  7. Xander · Mai 25, 2009

    Danke für den Link! Glitzernde Vampire! Oh mein Gott 🙂

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  8. Xander81 · Mai 26, 2009

    Durch den Umzug und so bin ich da noch nicht wieder zu gekommen – ich arbeite dran 😉

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    • lalia · Mai 26, 2009

      na dann, ich warte … 😉

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  9. Pingback: Shortcuts: TWILIGHT, DER KAUFHAUS-COP, FREE JIMMY, CORALINE 3D « at the movies – filme. tv. sowas.
  10. lalia · Oktober 21, 2009

    tja, ich glaube Schema F beherrscht die Vampir-Szene, lese gerade Vampires Diaries… (von 1993 rum) wen man den Plot zusammenschreibt, wieder das Gleiche und doch nicht vergleichbar.

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  11. Xander · Oktober 22, 2009

    Bei Buffy war es ja ähnlich zw. Buffy & Angel bzw. Spike. Aber auch nicht vergleichbar…

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    • lalia · Oktober 26, 2009

      da fällt mir ein P.M History Artikel ein, aus der aktuellen Ausgabe… boah… da wird Edward als erster Vampir bezeichnet, der enthaltsam ist. Ja und was war mit Angel? XD der musste zwar, aber dennoch gab es den davor. Oder bei Interview mit einem Vampir waren die „bösen“ vampire ja auch schon die Frauenschwärme schlechthin…

      Warum wird immer nur auf hypes rumgehackt?

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  12. Xander · Oktober 26, 2009

    Damit das für die Kiddies interessant ist? Welche 14-Jährige kennt den „Interview mit einem Vampir“? Ok, welche 14-Jährige kennt P.M. … ach, was weiß ich…

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    • lalia · Oktober 26, 2009

      😉 ich find es nur schade bei einem Magazin wie der P.M: dass da nicht richtig recherchiert wird. Hab nun auch einen Artikel gefunden, wo auch in einem Satz auf Twilight verwiesen wird, da heißt Edward Edgar *lol* sowas darf nicht passieren… auch – oder gerade wenn man die Bücher kritisiert

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