Kritik: HE WAS A QUIET MAN [2007]


„Ihr fragt Euch, warum ich das getan hab? Doch was hätte ich denn tun sollen, damit Ihr mich bemerkt?“

Bob arbeitet in einem Großraumbüro und wird von Tag zu Tag frustrierter. Von der Arbeit angeödet und den Kollegen gemobbt, sieht er nur eine Möglichkeit: Ein Massenmord in seiner Firma. Doch als ihm sein Kollege Coleman zuvor kommt, avanciert Bob zum tragischen Helden…


„He Was A Quiet Man“ ist einer dieser Filme, die scheinbar falsch vermarktet werden. Das Cover der DVD zeigt Christian Slater, wie er eine Bombe in den Armen hält und die Worte „AMOK“ prangen unübersehbar neben seinem Kopf. Die Bilder auf der Rückseite zeigen eine Pistole, zeigen Coleman blutige Opfer, Paulas Ausschnitt und wie Bob Vanessa, an den Rollstuhl gefesselt, einen Gang entlang schiebt. Dabei noch eine kurze Inhaltsangabe, die mit den Worten endet „Er plant einen Massenmord“ – man denkt ja „Wow, was für ein Film!“ – und dann ist er gar nicht so ein Film. Sicherlich gehtes darum, dass Bob Amok laufen will. Sicherlich liegt Vanessa blutend am Boden, doch war das ja nicht Bob und ja, er schiebt sie an den Rollstuhl gefesselt durch die Gegend – aber auch nur, weil sie komplett gelähmt ist, nicht, weil er sie quält oder sowas. Doch ich gebe zu, für mich war das alles ein Grund, den Film zu sehen, bin ich doch auch zur Zeit etwas frustriert auf der Arbeit. Und ja, die Investition wurde vor Winnenden getätigt und nein, ich bin nicht gefährdet.

Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) versteht man unter Amok „eine willkürliche, anscheinend nicht provozierte Episode mörderischen oder erheblich (fremd-)zerstörerischen Verhaltens. Danach Amnesie und/oder Erschöpfung. Häufig auch der Umschlag in selbst-zerstörerisches Verhalten, d.h. Verwundung oder Verstümmelung bis zum Suizid“.
(via)

Bob geht es wirklich scheiße – das merkt man sofort. Was ich etwas schade finde ist, dass dies besonders zu Beginn des Films nicht ausführlicher thematisiert wurde. Schon bevor man überhaupt weiß, was überhaupt Sache ist, sieht man ihn mit einer Knarre an seinem Arbeitsplatz. Eine etwas ausgiebigere Charakterstudie wäre nicht nachteilig gewesen, hätte einem Bob aber sicherlich noch näher gebracht, wie auch seine Liebe zu Vanessa. Dadurch, dass Bob auch ein wenig halluziniert (so diskutiert er unter anderem rege mit seinem Goldfisch oder sprengt in Gedanken während der Mittagspause die ganze Firma in die Luft) weiß man zu Beginn auch nicht, ob der Amoklauf seines Kollegen jetzt real ist oder nur seiner Vorstellung entspringt. Ich hätte mir ja gewünscht, auch dies wäre nur fantasiert und Bob wäre seinen Weg vielleicht weiter gegangen, doch so nahm die Geschichte eine gänzlich unerwartete Wendung. Bob lernt Vanesse richtig kennen und lieben und entdeckt ganz neue Seiten an sich. Das der plötzche Ruhm auch Schattenseiten hat, bemerkt Bob recht schnell und dies lässt ihn seinen Weg in den Abgrund weiter beschreiten.

Visuell geht der Film seinen eigenen Weg, an den man sich erst dran gewöhnen muss, doch wenn man dies getan hat, lässt er ihn auch immer mehr fallen, was dann sehr schade ist. Auch der Score untermalt das Geschehen immer sehr passend und teilweise doch recht eindringlich, die schauspielerischen Leistungen sind in meinen Augen durchgehend auf einem hohen Niveau. Vor allen Elisha Cuthbert spielt hervorragend – alles andere wäre auch fatal, ist sie doch den Hauptteil des Film bewegungsunfähig und muss so durch ihre Mimik ausgleichen, was der Körper nicht ausdrücken kann. Auch Christian Slater weiß zu überzeugen, wenn auch meiner Meinung nach nicht herausragend.

„He Was A Quiet Man“ ist ein Drama, aber auch eine stellenweise absurde Komödie. Wenn man sich ganz auf den Film einlässt, wird man gut unterhalten und fiebert beim Aufstieg und Fall des Bob Maconel mit. Die Story ist zwar leider nicht der große Reißer, weiß aber zu gefallen und am Ende ein wenig zu überraschen. Wem „Falling Down“ zu brutal oder „Donnie Darko“ zu mysteriös ist, ist hier genau richtig. Und mit den Filmen wurde „AMOK“ bestimmt noch nie verglichen.

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