Alan Moore / Dave Gibbsons: WATCHMEN

„Der angesammelte Schmutz aus Sex und Mord wird bis hinauf zu ihren Hüften waben, und alle Huren und Politiker werden aufschauen und rufen ‚Rette uns!’…
…und ich werde hinabblicken und flüstern ‚Nein.‘ „

USA, in den 80ern: Superhelden gehören zum Alltag dazu, werden aber aufgrund des so genannten Keene-Erlasses verboten. Manche kommen damit zurecht und geben ihre Identität auf, manche dürfen weitermachen, in dem sie sich in den Dienst der Regierung stellen und so manch einer macht im Untergrund trotz all dem weiter. Der kalte Krieg heizt die Spannungen zwischen den USA und Russland an und der Frieden hält nur, weil Dr. Manhattan, der einzige Held mit wahren Superkräften, für die Regierung Amerikas arbeitet – niemand würde es folglich wagen, diese anzugreifen. Doch dann beginnt eine Veschwörung, die Welt aus den Fugen zu heben: Der maskierte Held Comedian wird ermordet und Dr. Manhattan dazu gebracht, sich zurückzuziehen. Die Russen sehen ihre Chance gekommen und ein dritter Weltkrieg scheint kurz bevorzustehen…


„Die Menschheit könnte bald ausgestorben sein, stört dich das nicht? So viele Menschen, tot…“
– „Ein Ende all der Qualen, all der Konflikte? Endlich ein Ende des sinnlosen Leids? Nein… nein, das stört mich nicht.“

1986 erschienen, habe ich das erste Mal von dieser Graphik Novel gehört, als die Verfilmung angekündigt wurde. Der Trailer wirkte auf mich irgendwie nichtssagend, konfus und die Handlung nicht so ganz nachvollziehbar. Mein Interesse war geweckt – und so dauerte es nicht all zu lange, da hielt ich den Comic in den Händen. Nun konnte ich endlich dahinterkommen, was es mit Wächtern auf sich hatte.

Und was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Es war bei weitem nicht das, was ich erwartet hatte, doch dadurch wurde der Comic nur besser. Die Alternativ-Welt, die einem hier gezeigt wird, könnte spannender nicht sein. Was mich am meisten begeistert hat, war die Darstellung der einzelnen „Helden“, was sie dazu gebracht hat, sich kostümiert dem Verbrechen zu stellen und wie jeder einzelne mit dem Keene-Erlass umgeht. Während einzelne wie Rorschach (der wohl interessanteste Charakter in „Watchmen“) trotz allem weitermachen, hat z.B. Ozymandias schon zwei Jahre zuvor seine Identität preisgegeben und vermarktet seine Figur mit Merchandising-Artikeln (!). Nite Owl und Silk Spectre kommt der Erlass ganz Recht und sie geben bereitwillig ihr zweites Leben auf. Der Comedian stellt sich ebenso wie Dr. Manhattan in den Dienst der Regierung, jedoch aus anderen Gründen wie Zweitgenannter. Diese hier jedoch auszuführen, würde den Rahmen des kleinen Artikels sprengen.

Denn, wie grade angedeutet, die Charaktere sind sehr vielschichtig angelegt. Keiner entspricht bekannten Klischees und wirkt somit von schon bekannten Helden abgekupfert, sondern jeder hat seine eigene Geschichte und eigene Beweggründe. Somit bleibt „Watchmen“ immer spannend und man fragt sich, was aus welchen Gründen und Zusammenhängen als nächstes passiert. Das Ende, um das auch mal zu erwähnen, hinterlässt einen regelrecht sprachlos – hier wird der Leser mit einer Frage allein gelassen, die wohl niemand beantworten kann. Bezeichnenderweise auch die Protagonisten nicht. Das letzte Panel auf der letzten Seite hilft einem dann bei der Beantwortung auch nicht, sondern macht die Sache umso komplizierter. „Watchmen“ hinterlässt einen nachdenklichen Leser, und das ist mehr, als die meisten Comics die ich kenne von sich behaupten können.

Stellt sich die Frage: Was haben wir bei dem Film zu erwarten? Rein optisch scheint er sich der Graphik Novel sehr zu nähern, doch ist grade bei „Watchmen“ die Optik nicht alles. Teaser, Trailer und erste gezeigte Filmausschnitte lassen vermuten, dass der Film komplett in Zeitlupe gedreht wurde (sowas liebe ich ja…), doch möchte ich mich davon nicht täuschen lassen. Ja, Snyder hat mit „300“ absoluten Mist vorgelegt. Doch ich habe Hoffnung: „Watchmen“ wird besser.

Bestimmt.

12 Kommentare

  1. Flo Lieb · Februar 22, 2009

    Das sehen wir ja sehr unterschiedlich. Ich fand 300 sehr gut, zumindest bei der Erstsichtung im Kino war das ein Knaller und die Umsetzung war sehr getreu. Bei WATCHMEN hingegen hat mir der Trailer schon gezeigt, dass diesmal alles schief gehen wird, was schief gehen kann.

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  2. Xander · Februar 22, 2009

    Dann bin ich schon mal sehr gespannt, wie wir beiden dann das letztendlich den Film beurteilen 😉

    Ach so, und die Vorlage von „300“ kenne ich nicht – vielleicht ein Grund, warum ich den Film „nicht ganz so gut“ fand?

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  3. spanksen · Februar 22, 2009

    Ich lass mich einfach mal überraschen, gebe die Hoffnung nicht auf das da ganz großes Kino auf uns zukommt

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  4. Kaltduscher · Februar 22, 2009

    Ich lass mich einfach mal überraschen, gebe die Hoffnung nicht auf das da ganz großes Kino auf uns zukommt

    Die habe ich mit dem ersten Trailer schon aufgegeben.

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  5. bullion · Februar 22, 2009

    Wollte ich auch schon immer mal lesen. Mal sehen, wann ich dazu komme. „300“ fand ich ja schonmal ganz unterhaltsam. Zumindest stilistisch konsequent umgesetzt, die Geschichte war da ja eher Nebensache.

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  6. Xander · Februar 22, 2009

    Einen Vorteil haben Eure pessimistischen Einstellungen dann doch: Es kann nur besser werden als erwartet.

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  7. rupickman · Februar 23, 2009

    Ich bin vor allem auch auf das PS3-Game dazu gespannt. Ein klassischer Prügler wie in den 80er und mit der Comic-Grafik in 3d und zig Waffen und Gegnern 🙂

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  8. Xander · Februar 23, 2009

    -.-
    Lizenzspiele sind meist weniger gut…

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