Kritik: BLADE RUNNER – FINAL CUT


„Wenn du mit deinen Augen sehen könntest, was ich gesehen habe; mit deinen Augen.“

Rick Deckard ist ein Blade Runner – ein Polizist, dazu ausgebildet, sogenannte Replikanten, die sich unerlaubt auf der Erde aufhalten, zu eliminieren – aus dem Verkehr zu ziehen. Replikanten sind künstlich erschaffene Menschen, die nach einer Revolte als Gefahr angesehen werden. Als festgestellt wird, dass sich sechs Replikanten unerlaubt in der Stadt aufhalten, wird Deckard beauftragt, sie auszuschalten…

Ridley Scotts „Blade Runner“ ist wohl etwas, das man ein Meisterwerk nennt – entweder man preist ihn, oder man hasst ihn. Doch woran liegt das?

Ich behaupte einmal, nicht an der Optik. Das der Film 26 Jahre alt ist, sieht man ihm zu keinem Zeitpunkt an. Opulente Kamerafahrten durch das Los Angeles der Zukunft und beeindruckende Bilder und Effekte setzen noch heute Maßstäbe. Dabei sind sämtliche Effekte nur Mittel zum Zweck – auf übermäßige Tricktechnik nur weil sie machbar wäre wird verzichtet, und das macht den Film so authentisch. Diese gezeigte Zukunft wirkt echt – keine CGI-Schlacht wie in neueren Science-Fiction Filmen.

Mit dem Soundtrack bin ich persönlich nicht ganz so glücklich. Auch wenn es in Filmen dieser Art damals wohl so üblich war, depressives Saxophon-Gedudel kann ich nicht leiden. Das verdirbt mir schon ziemlich den Film – der ansonsten aber gut ist. Was ansonsten an der Filmmusik von Vangelis so genial sein soll, erschließt sich mir nicht so ganz.

In „Blade Runner“ geht es um die Frage – was macht den Menschen zum Menschen? Darf sich der Mensch zum Schöpfer ernennen und wenn ja – darf er dann gleichzeitig über den Tod bestimmen? Wenn die Replikanten dem Menschen gleichen, wenn sie eine Erinnerung haben, Emotionen – was unterscheidet sie dann noch vom Menschen, sind sie vielleicht sogar menschlicher, als der Mensch je sein wird? Der Film ist kein Action-Reißer, benutzt wie gesagt seine Effekte und sein Setting nur als Mittel zum Zweck und erzählt in erster Linie nur seine Geschichte. Das ist Science-Fiction, wie sie sein sollte. Die Thematik ist immer noch aktuell und wird sie im Zeitalter des Klonens wohl immer bleiben. Harrison Fords Charakter ist dabei nicht der strahlende Held, eigentlich ist er ein Verlierer – den ganzen Film über steckt er nur ein, wird am Ende gar von seinem Gegner gerettet und erhält von ihm die Einsicht, dass sein Handeln vielleicht nicht so richtig ist, wie er es vielleicht einmal dachte. Am Ende kommen ihm (und dem Zuschauer) auch Zweifel, ob nicht vielleicht er selber ein Replikant ist, denn um zur Eingangsfrage zurückzukommen: Was macht einen Menschen zum Menschen? Und so bleiben bei Deckard die Zweifel, und das offene Ende stellt bewusst die Fragen, die in der „Original“-Version nicht gestellt wurden und scheinbar erst durch die Änderungen im Directors Cut auftauchten. Und das ist auch gut so. Denn so ein Film bedarf keines Happy Ends, denn es kann keines geben.

Sicherlich kann „Blade Runner“ zu den Highlights der Filmgeschichte gezählt werden. Doch hat er auch seine Schwächen, hier und da kleine Längen, die eine 10er Punktzahl verhindern. Dies ist mit Sicherheit eine rein subjektive Wertung meinerseits die keinesfalls heißen soll, das man den Film als Filmfan nicht gesehen haben sollte, denn das ist auf jeden Fall so.

7 Kommentare

  1. bullion · Februar 8, 2013

    Für mich ist „Blade Runner“ wohl einer der inhaltlich und visuell perfektesten Filme. Ich liebe den Film einfach und würde ihn ungefragt unter meinen Top 3 nennen.

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    • Xander · Februar 8, 2013

      Ich sollte öfters mal bei alten Reviews die Tags bearbeiten, das bringt dann wenigstens nach fünf Jahren den ersten Kommentar 😉
      So gut der Film aber auch ist: Top 3 von allen Filmen überhaupt ist nicht drin…

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    • bullion · Februar 8, 2013

      Vielleicht solltest du noch einmal reinschauen? 😉

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    • Xander · Februar 8, 2013

      Vielleicht. Ist ja mittlerweile auch schon Zeit ins Land gestrichen. Aber die nächsten Tage muss erst mal unser neuer Kater betüddelt werden.

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